Politik

Bundesheer: Armee braucht Funktionssoldaten

Heute Redaktion
Teilen

Das größte Ziel der angepeilten Wehrpflicht-Reform ist die Reduktion der Funktionssoldaten. Bei diesen sogenannten Systemerhaltern muss allerdings unterschieden werden, zwischen solchen, die militärische Aufgaben erfüllen und solchen, die das nicht tun. Kraftfahrer, Köche und Mechaniker sind für das Bundesheer unverzichtbar. Denn sie leisten "wertvolle Arbeit, meinte Generalstabschef Edmund Entacher. Eine Reduktion der Funktionssoldaten um 70 Prozent, wie das die ÖVP gefordert hat, ist für ihn "unrealistisch".

Das größte Ziel der angepeilten Wehrpflicht-Reform ist die Reduktion der Funktionssoldaten. Bei diesen sogenannten Systemerhaltern muss allerdings unterschieden werden, zwischen solchen, die militärische Aufgaben erfüllen und solchen, die das nicht tun. Kraftfahrer, Köche und Mechaniker sind für das Bundesheer unverzichtbar. Denn sie leisten "wertvolle Arbeit“, meinte Generalstabschef Edmund Entacher. Eine Reduktion der Funktionssoldaten um 70 Prozent, wie das die ÖVP gefordert hat, ist für ihn "unrealistisch".

Die Reduktion der Systemerhalter ist zum einen eine Kostenfrage, zum anderen braucht jede Armee Funktionssoldaten, denn sie erfüllen zu einem großen Teil militärische Aufgaben. Das Bundesheer wird etwa auf Kraftfahrer, Köche und Mechaniker nicht verzichten können.

Auch die Wachsoldaten werden nicht zur Gänze ersetzt werden können. Wichtiger ist daher die Frage, wie man es vermeidet, dass diese Rekruten Leerläufe haben. Die Qualität der Ausbildung hängt nicht zuletzt auch von der Qualität der Ausbildner ab. Dieser Punkt ist in der Debatte bisher allerdings unbeachtet geblieben. Und es gibt noch einen weiteren Aspekt: Viele Grundwehrdiener sichern sich - auch durch Intervention - bewusst einen Job als Systemerhalter, um nicht "im Gatsch" zum Kampfsoldat ausgebildet zu werden.

Jährlich rücken zwischen 22.000 und 24.000 Grundwehrdiener beim Bundesheer ein. Tausende von ihnen werden als Wachsoldaten, Fahrer, Mechaniker, Köche und Ordonnanzen eingesetzt. Viele Rekruten werden auch für Verwaltungstätigkeiten herangezogen – etwa in Kanzleien, in den Stellungsstraßen und als Nachschub- und Wirtschaftsgehilfen. Alle diese Tätigkeiten wurden in der Wehrpflicht-Debatte "fälschlicherweise" in einen Topf geworfen und als "Systemerhalter" bezeichnet, dabei handelt es sich zu einem guten Teil um militärische Aufgaben, erklärte Entacher.

So ist etwa die "Wache" eine "urmilitärische Aufgabe", sagte auch Brigadier Rudolf Striedinger, Militärkommandant von Niederösterreich. Es gebe natürlich Möglichkeiten, die Zahl der Wachsoldaten zu reduzieren, das sei aber mit Kosten verbunden. So werden in der Liechtenstein-Kaserne am Truppenübungsplatz Allentsteig keine Grundwehrdiener mehr als Wachsoldaten eingesetzt. Dafür wurde in technische Einrichtungen investiert, tagsüber wird zudem ein Sicherheitsdienst beschäftigt, am Abend wird der Job vom diensthabenden Berufssoldaten erledigt.

Auch in der Klagenfurter Khevenhüller-Kaserne wurde im Zuge eines der Berufsheer-Pilotprojekte von Verteidigungsminister Norbert Darabos auf Grundwehrdiener als Wachen verzichtet. Die Investitionskosten für technische Anlagen wie Videoüberwachung und Schließsysteme belaufen sich laut Ministerium pro Objekt auf 500.000 Euro bis zu einer Million Euro. Theoretisch könne man überall auf Grundwehrdiener als Wachen verzichten, das würde aber zusätzlich zu den technischen Investitionen bundesweit 350 zusätzliche Arbeitsplätze erfordern, sagte Striedinger.

Lesen Sie auf der nächste Seite, weitere Überlgegungen von Entacher...

Die Verwendung von Grundwehrdienern in der Küche, wenn diese das nicht im Zivilberuf gelernt haben, sei natürlich unattraktiv. Auch ihm wäre der Küchenbetrieb ohne Rekruten am liebsten, meinte der niederösterreichische Militärkommandant Striedinger. Kochen sei aber auch eine Einsatzaufgabe, nämlich im Gefechtsfeld. Das Bundesheer betreibt Feldküchen, in denen neben den Berufssoldaten Grundwehrdiener als Küchengehilfen eingesetzt werden - auf diese könne die Armee nicht verzichten, weil sie sich feldmäßig versorgen können muss. Das sei eine militärische Aufgabe, so Striedinger. Bei den Köchen müsse man daher zwischen Truppenküchen und den Feldküchen unterscheiden.

Den Einsatz von Grundwehrdienern als Kraftfahrer und KFZ-Mechaniker findet der Kommandant ebenfalls sinnvoll. Das Bundesheer habe einen Riesenfuhrpark und brauche daher diese Funktionen. Auch für die jungen Männer habe diese Tätigkeit positive Effekte: Sie lernen beim Heer ein verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr und erlangen Fahrpraxis. Einige können zudem den LKW-Führerschein, den sie auch im Zivilleben verwenden können, machen. Ähnlich sei das auch mit den KFZ-Mechanikern. In den Werkstätten werden in aller Regel Leute eingesetzt, die das auch im Zivilberuf erlernt haben und etwas davon verstehen. Diese Männer erhalten beim Bundesheer eine viermonatige Berufspraxis mit speziellen Kenntnissen und das sei ebenfalls ein Nutzen, so Striedinger.

Allerdings kommt es oft gerade bei den Fahrern zu Leerläufen, weil diese nicht acht Stunden am Tag fahren. Entsprechend ist Generalstabschef Entacher der Meinung, dass es bei den Fahrern, die nicht für den Einsatz gebraucht werden, Einsparungspotenzial gibt.

Die größte Reduktion von Funktionssoldaten erwartet Entacher allerdings durch eine Reduktion der Einrückungstermine von elf auf vier oder fünf. "Das ist der stärkste Hebel." Man werde aber "alle Bereiche durchforsten" nach Möglichkeiten, Funktionssoldaten einzusparen. Würde man aber alle Tätigkeiten - von den Einsatzfunktionen abgesehen - durch zivile Kräfte ersetzen - bräuchte man 2.000 bis 3.000 zusätzliche Arbeitskräfte und das sei "völlig illusorisch".

 Auch Striedinger weist auf die finanziellen Probleme hin. Der Zukauf von Leistungen, also die Auslagerung an zivile Firmen "wird immer mehr kosten". Die angestrebte Reform sei damit gezwungenermaßen mit mehr Kosten verbunden, sagte Striedinger. Man könne vielleicht einiges durch Umschichtungen bewältigen, Striedinger gab aber zu bedenken, dass das Militärbudget in den letzten Jahren immer weiter gesunken sei. "Dieser Trend sollte jetzt nicht mehr fortgesetzt werden. Denn die Volksbefragung habe eine klare Entscheidung gebracht, dass die Bevölkerung das Militär in seiner jetzigen Form erhalten möchte." Um das sicherzustellen, "darf es nicht zu einer weiteren Reduktion der finanziellen Mittel kommen", appellierte Striedinger.