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Soll Burn-out eine Berufskrankheit werden?

Heute Redaktion
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Stress, Überforderung, Depressionen - Jeder dritte Österreicher fühlt sich Burn-out gefährdet. Vielleicht wird es für Berufsgruppen wie Lehrer bald anerkannt.

Wenn Herzrasen beim Klingeln des Smartphones ausgelöst wird, Einkaufen sich wie ein Marathon anfühlt und ein Meeting Magenbeschwerden und Erschöpfung verursacht, sprechen Experten von Burn-out. Die sozialdemokratischen Gewerkschafter fordern nun eine Anerkennung als Berufskrankheit. Doch dabei stoßen sie seitens der Wirtschaft auf Gegenwind.

Arbeitgeber fürchten Zusatzkosten

Wie die "Presse"berichtete, steht die Wirtschaft einer Ausweitung der Gesetzeslage ablehnend gegenüber, da sie dadurch Zusatzkosten für die Dienstgeber befürchtet. Ein weiteres zentrales Problem ist, dass es sich bei Burn-out um kein klar definiertes Krankheitsbild handelt. Darunter fallen lediglich Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinträchtigen. Meist stellt es somit eine Erkrankung bestehend aus seelisch-körperlich gemischten Symptomen dar.

Neben der Arbeit als Belastung gibt es zudem noch weitere Einflussfaktoren: familiäre Probleme, die Pflege einer nahestehenden Person, eine Trennung oder Scheidung, Überforderung mit der Kindererziehung, Schulden, Hausbau, Perfektionismus, Überehrgeiz und aufopfernde Verhaltensmuster usw.

Burn-out: Bei der Definition herrscht viel Uneinigkeit. Meist umschreibt Burn-out kein klar definiertes Krankheitsbild, sondern einen "ausgebrannten" Zustand. Ein Bündel von körperlichen und psychischen Reaktionen auf eine überfordernde Lebenssituation. Ärzte und Psychotherapeuten sprechen auch von einer Erschöpfungsdepression. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen erschweren eine genaue Einordnung und Diagnose.

Bei Lehrern könnte Burn-out anerkannt werden

Möglich wäre jedoch, dass Burn-out bei einzelnen Berufsgruppen anerkannt würde, so etwa bei Lehrern. Einer Umfrage zufolge soll bei 40 Prozent der Wiener Lehrer eine psychische Überbelastung vorliegen.Wie die Sozialdemokratischen Gewerkschafter in Österreich fordern, soll Burn-out deswegen bei Lehrern als Berufskrankheit berücksichtigt werden. Bei Betroffenen würde dann unter Umständen ein früherer Pensionsantritt in Betracht kommen.

Was ist eine Berufskrankheit?

Berufskrankheiten fallen in Österreich in die Zuständigkeit der Unfallversicherungsträger, nicht der Gebietskrankenkassen. Die aktuelle Gesetzeslage sieht wie folgt aus: Es liegt nur dann eine Berufskrankheit vor, wenn aufgrund gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse festgestellt werden kann, dass die Krankheit ausschließlich oder überwiegend durch Verwendung schädigender Stoffe oder Strahlen entstanden ist. (z.B Allergien auf Inhaltsstoffe bei Friseuren) Dann hat der Berufstätige die Möglichkeit Therapien einzuleiten, gegebenenfalls berufliche Umschulungen zu besuchen und ein Übergangsgeld zu erhalten .

In einem Gespräch mit der "Presse"betont Johanna Klösch, Arbeits- und Organisationspsychologin in der Arbeiterkammer, dass alle durch die berufliche Tätigkeit entstandenen psychischen Krankheiten als Berufskrankheiten anerkannt werden müssten.

Ähnliche Debatte in der Schweiz

Auch in der Schweiz gibt es eine öffentliche Auseinandersetzung zu der Thematik. Im Laufe dieser Woche soll im Parlament darüber diskutiert werden. Ähnlich wie in Österreich ist die Wirtschaft gegen eine Ausweitung.

(GA)