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Burschen (17, 18) sitzen seit Monaten in Ägypten fest

Francesco (17) und Gianluca (18) wollten eigentlich im ägyptischen Sharm El-Sheikh als Animateure arbeiten. Weil sie die Rückholflüge verpasst haben, sitzen sie seit Monaten am Roten Meer fest.

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Francesco (17) und Gianluca (18) sind in Ägypten gestrandet.
Francesco (17) und Gianluca (18) sind in Ägypten gestrandet.
zVg

Francesco Raia (17) und Gianluca Wegmann (18) aus der Schweiz wollten ab Anfang März in einem Hotel jobben. Sie flogen am 5. März in den Badeort Sharm El-Sheikh. Die Corona-Pandemie machte Ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung: "Schon bald nach der Ankunft mussten Hotels, Läden und Strände geschlossen werden. Als Animateure standen wir somit plötzlich ohne Job da", sagt Francesco.

Die beiden gaben zunächst die Hoffnung nicht auf, dass sich die Corona-Lage bald wieder normalisieren werde und sie noch im Laufe des Frühjahrs noch als Animateure arbeiten könnten. "Wir dachten, dass es schneller vorbeigehen wird", so Francesco, der im Sommer eine Lehre als Fachangestellter Gesundheit beginnen will.

"Wir sind selber schuld"

Als sich die Lage jedoch auch ab Mitte April noch nicht normalisierte und sich ein Aufenthalt bis in den Herbst anbahnte, wollten sie in die Schweiz zurückzukehren. "Wir haben aber die Rückholflüge verpasst und sind selber schuld. Wir haben uns vielleicht zu wenig informiert", ärgert sich Francesco. Jetzt sitzen sie in ihrem Apartment fest – den Tag verbringen sie mit Essen kaufen, Spazieren und Relaxen. "Da die Strände und viele Läden zu sind, kann man sonst ja nicht viel machen."

Schließlich hätten sie beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) nachgefragt. Dort habe man Ihnen Flüge vorgeschlagen. "Die Flüge in Sharm El-Sheikh wurden aber immer wieder verschoben – zuletzt bis in den Juli." Nur Flüge von Kairo nach Frankfurt würden derzeit fliegen. "Kairo ist jedoch über 500 Kilometer entfernt."

Bei den Kosten zeigen sich jedoch Probleme: Eine Reise mit dem Bus nach Kairo, der Flug selbst und die Zugfahrt von Frankfurt in die Schweiz seien sehr teuer – insgesamt mehrere hundert Franken pro Person. Zudem plage die beiden auch langsam ein schlechtes Gewissen, weil momentan die Familie in der Schweiz die ganzen finanziellen Lasten tragen müssten. "Das wollen wir Ihnen nicht mehr lange zumuten."

Flug am 14. Juni?

"Wir haben aber auch gehört, dass Kairo keine ungefährliche Stadt ist. Mit 17 und 18 sind wir eigentlich noch fast Kinder - also bitte helft uns. Wir würden uns da schon mehr Unterstützung von den Behörden erhoffen", so Francesco. Sie hätten zudem auch etwas Angst gehabt, alleine nach Kairo zu reisen. Daher hätten sie zunächst gezögert, ob sie überhaupt aus der ägyptischen Hauptstadt einen Flug buchen sollen.

Zwar wollen die beiden nicht einfach bemitleidet werden. Mittlerweile wollen sie aber nur noch nach Hause. "Wir können langsam nicht mehr. Wir wollen nur noch zuhause in der Schweiz sein. Wir vermissen unsere Familien", so Francesco. Sie haben sich schließlich dazu entschieden, dass sie einen Flug am 14. Juni von Kairo nach Frankfurt buchen wollen. "Wir hoffen jetzt wirklich, dass dieser stattfinden und alles gut gehen wird."

"Rückholaktion ist abgeschlossen"

Beim EDA heisst es, dass die Rückholaktionen abgeschlossen seien. "Die vom EDA organisierte großangelegte Rückholaktion fand vor dem Hintergrund einer außerordentlichen Situation statt", sagt Sprecherin Elisa Raggi. "Das EDA setzt sich aber weiterhin für Personen ein, die in die Schweiz zurückkehren wollen, zum Beispiel mit der Vermittlung von Plätzen auf kommerziellen Flügen oder mit Plätzen auf den letzten Rückkehrflügen von Drittstaaten."

Seit Abschluss der Rückholaktion würden Schweizer Vertretungen im Ausland zudem gestrandete Reisende und im Ausland immatrikulierte Schweizer schützen, die konsularischen Schutz benötigen.

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