Politik

Cannabis: USA legalisiert, in Österreich droht Haft

Heute Redaktion
Teilen

Zum ersten Mal in der Geschichte der USA haben zwei Bundesstaaten den Verkauf und Genuss von Marihuana zu nicht-medizinischen Zwecken erlaubt. Seit 1. Jänner können Konsumenten in Colorado und Washington ganz offiziell in einem Geschäft Marihuana kaufen. In Österreich ist das bisher kein Thema. Hierzulande drohen bis zu 6 Monate Gefängnis.

Bisher war in 20 US-Bundesstaaten der Marihuana-Konsum zu medizinischen Zwecken gestattet. Doch neue Regelungen in Colorado und Washington gehen viel weiter. Es wird erwartet, dass andere US-Bundesstaaten, wie etwa Kalifornien, bald ihrem Beispiel folgen könnten. Auch auf Bundesebene - wo Cannabis weiterhin illegal bleibt - könnte es Änderungen geben.

Das US-Justizministerium will sich nicht einmischen, solange die Bundesstaaten die Gesetze umsetzen und verhindern, dass Kriminelle den legalen Cannabishandel kontrollieren. Im Dezember legalisierte Uruguay als weltweit erster Staat den Anbau und Verkauf von Marihuana. Doch die Gesetze treten erst im April 2014 in Kraft.

Kiffen boomt über dem Atlantik

Die Legalisierung macht das Kiffen nach Angaben der "Arcview Group", einer Schirmorganisation von Marihuana-Investoren, zu der am schnellsten wachsenden Sparte in den USA. Das Geschäft mit dem Anbau und Verkauf von Marihuana und Zubehör soll demnach 2014 um 64 Prozent auf 2,34 Milliarden Dollar (1,69 Mrd. Euro) wachsen. Bis 2018 werde die Marke von 10,2 Milliarden Dollar, mehr als das Vierfache, erreicht werden.

Eine Mehrheit der US-Bürger steht klar hinter der Legalisierung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup vom Oktober befürworteten dies 58 Prozent der Befragten. Im Jahr 1969 waren es noch zwölf Prozent. Derzeit werden in den USA jährlich etwa 750.000 Menschen wegen Straftaten rund um Marihuana festgenommen. Diese Zahl wird mit der Legalisierung vermutlich sinken.

Bis zu 6 Monate Haft in Österreich

In Österreich ist der Konsum von Cannabis verboten und wird mit bis zu sechs Monaten Freiheitsentzug geahndet. Seit vielen Jahren wird aber aber auf Entkriminalisierung der Konsumenten gesetzt. Lediglich in der Medizin kommt der Wirkstoff THC legal zum Einsatz: Es ist ein Medikament erhältlich, das THC beinhaltet, die Abgabe wird über das Arzneimittelgesetz geregelt.

Für US-Präsident Barack Obama ist Marihuana nicht schlimmer als Alkohol. Der österreichische Gesetzgeber sieht das anders: Wer zum Eigenbedarf Cannabis erwirbt bzw. besitzt oder zum Zweck der Suchtgiftgewinnung anbaut, muss - wenn er erwischt wird - nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) mit einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe rechnen.

Das sichergestellte Gras darf allerdings nicht die in einer Verordnung festgelegte Grenzmenge von 20 Gramm übersteigen. Das würde den Strafrahmen erhöhen. Bei Cannabis wird dabei nicht auf das Gewicht des Grases bzw. Haschisch abgestellt, sondern auf jenes des darin enthaltenen Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC), des in erster Linie rauschbewirkenden Bestandteils der Hanfpflanze.

Ersttäter dürfen mit Milde rechnen

Im Regelfall wird jedoch bei Ersttätern, die ausschließlich ihre eigene Sucht befriedigt und daraus keinen finanziellen Vorteil gezogen haben, von den Anklagebehörden unter Setzen einer Probezeit von einem bis zu zwei Jahren von der Strafverfolgung abgesehen.

Laut Kriminalstatistik von 2011 - die Zahlen von 2012 bzw. 2013 liegen noch nicht vor - wurden in Österreich insgesamt 17.836 Personen wegen des Verkaufs oder Konsumierens von Cannabisprodukten angezeigt. 14.428 wurden mit Marihuana erwischt, für 3.015 Personen wurde Cannabisharz zum Deliktfall, 35 Anzeigen setzte es wegen Besitzes von Cannabiskonzentrat. Bei 358 Personen wurden Cannabispflanzen gefunden.

Die aktuelle und umfassende "Suchtmittel Monitoring Studie" für Wien (präsentiert im Oktober 2013) zeigt, dass zunächst der Alkohol, dann das Nikotin und schließlich Psychopharmaka bei den Suchterkrankungen die größte Rolle spielen. Elf Prozent der über 15-jährigen Männer haben einen riskanten Alkoholkonsum, ebenso sechs Prozent der Frauen. 35 Prozent der Bevölkerung trinken zumindest zwei- bis dreimal pro Woche Alkohol (17 Prozent fast alle Tage, 18 Prozent zwei- bis dreimal/Woche; Anm.).