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China-Rückkehrer erzählt, wie er vor Virus flüchtete

Heute Redaktion
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Rolf und seine Frau Lan waren mehrere Tage in China und landeten am Donnerstag in Wien. Er schildert nun, wie er die abenteuerliche Rückreise mit Schutzmasken und Kontrollpunkten erlebte.

Rolf Majcen und seine Frau Jin Lan waren im Jänner 2020 einige Tage in der chinesischen Provinz Guizhou. Diese befindet sich etwa 700 Kilometer südwestlich von Wuhan, doch der 53-jährige Jurist aus Niederösterreich hatte hinsichtlich des Coronavirus überhaupt keine Bedenken. "Natürlich war im Fernsehen und auf den News der Handys ständig vom Virus zu lesen. Angst hatten wir aber keine", so Rolf gegenüber "Heute.at".

Bis zum zum Tag der Abreise war das Pärchen noch total entspannt: "Wir verbrachten den chinesischen Jahreswechsel in einem kleinen Ort am Rande einer unbesiedelten Hügellandschaft." Was die beiden noch nicht wussten: Die Heimreise nach Wien sollte äußerst abenteuerlich werden. Aber alles der Reihe nach.

Am Vortag der eigentlichen Abreise erfuhren Rolf und Lan, dass die Behörden die Ortsausfahrt für den Verkehr gesperrt haben. "Das bedeutete, wir konnten die Ortschaft nicht mehr verlassen. Die Aussichten, unseren Flieger zu bekommen, waren also alles andere als rosig", erzählt Rolf.

Österreicher fuhren Ausweichroute durch die Berge

Das Pärchen war also auf die Hilfe der Polizei angewiesen. Lan bat am Tag der Abreise die örtlichen Behörden um eine Lösung des Problems und hatte tatsächlich Erfolg. Rolf schildert, wie sie mit Lans beiden Brüdern die Reise zum 200 Kilometer entfernten Flughafen starteten: "Wir mussten uns die Schutzmasken aufsetzen und fuhren dann über eine schlechte und kurvenreiche 'Ausweichroute' durch die Berge."

Nach etwa 20 Minuten kam das Pärchen und ihre beiden Begleiter bei einer kleinen Ortsdurchfahrt zur ersten Polizeikontrolle. Hier reichte erstmal die Antwort, dass sie zum Flughafen fahren, um den Kontrollposten zu verlassen. Während der Fahrt durch die kleinen Ortschaften waren kaum Menschen auf den Straßen.

Keine Durchfahrt am großen Check-Point

Plötzlich mussten die Niederösterreicher bei einem weiteren, größerem Checkpoint anhalten. Doch die Polizisten ließen die Reisenden zunächst nicht passieren. Das Ziel, den Flieger rechtzeitig zu erwischen, rückte von einer Sekunde auf die andere in die Ferne.

"Lan konnte die Polizei aus ihrem Heimatort mit dem Polizeibeamten am Checkpoint telefonisch verbinden. Erst dann ließen sie uns weiterfahren, allerdings ohne ihrem Bruder", so Rolf. Der musste bei den Polizisten bleiben und auf die Rückkehr seines Bruders warten.

Ankunft am ausgestorbenen Flughafen

Auf der Autobahn herrschte absolute Geisterstimmung: "Wir sahen fast keine Autos." Am Flughafen angekommen gab es strenge Sicherheitskontrollen, bei denen bei den Reisenden auch die Körpertemperatur gemessen wurde. Ausnahmslos alle Menschen trugen dort Schutzmasken.

Gleich nach der Verabschiedung des Bruders gingen Rolf und Lan zum Gate. "Wir mussten dort wieder bei einer Kontrolle bestätigen, dass wir nicht aus der Provinz Hubei kamen. Gleich danach kam ein weiterer Kontrollpunkt und wieder wurde unsere Körpertemperatur gemessen." Erst dann stieg das Pärchen in den Flieger, der sie nach Urumqi brachte.

Von dort sollte es dann nach Wien gehen. Doch vor dem Verlassen des Flugzeugs kamen plötzlich zwei vermummte Chinesen mit Schutzanzügen an Bord: Kontrolle!

Erst nachdem zwei verdächtige Passagiere behördlich untersucht wurden, konnten Rolf und Lan das Flugzeug verlassen. Bei ihnen hatten die Kontrolleure immerhin nichts zu beanstanden.

Check-In nach Wien

Am Tag darauf checkte das Pärchen in den "Dreamliner" nach Wien ein. Beim Betreten der Flughalle sah Rolf aus der Ferne bereits den nächsten Checkpoint, bei dem ein Mann in einem Schutzanzug stand: "Mein Blutdruck stieg, ich griff mir unwillkürlich auf die Stirn, um meine Temperatur zu fühlen."

Rolf gibt aber zu, es hätte ihm gut getan, vom Kontrolleur ein nüchternes "Ok" zu hören. Auch dieses Mal gab es für den Niederösterreicher und seine Frau grünes Licht – die beiden konnten also den Flieger in Richtung Heimat betreten.

Nach stundenlanger Wartezeit hob das Flugzeug nach Wien endlich ab. Der Flug selbst war aber nicht außergewöhnlich, lediglich die Maskenpflicht erinnerte noch an den Ausnahmezustand in China. Nach mehreren Stunden Flugzeit landeten Rolf und Lan dann in Wien-Schwechat – endlich zu Hause.

Trotz allem Gefühl von Sicherheit

"Es war echt arg, die ganzen Checkpoints und das scheinbar ausgestorbene öffentliche Leben", erzählt Rolf gegenüber "Heute.at". Trotz der dutzenden Kontrollen in China und den ausgestorbenen Straßen hatte Rolf aber den Eindruck von Sicherheit: "Nach meinen Erfahrungen arbeiten die Behörden in China in dieser Sache wirklich extrem gut."

Am Sonntag werden sieben Österreicher, die in China noch festsitzen, von der Hercules-Maschine nach Hause gebracht. "Heute.at" berichtet LIVE!