Österreich

Damm überflutet! Inn setzte Schärding unter Wasser

Heute Redaktion
Teilen

In Schärding im oberösterreichischen Innviertel trat der Inn in der Nacht auf Montag über die Dämme des Hochwasserschutzes und überflutete die Innenstadt. Das Wasser reicht teilweise bis zum ersten Stock und soll noch etwa einen Meter steigen.

Der Inn erreichte Montagfrüh auf der Höhe Schärding fast einen doppelt so hohen Pegel wie im Normalzustand. Das Wasser erreichte die 10,10 Meter-Marke und überwand so den Hochwasserschutz. Der Wasserstand könnte noch auf 10,70 Meter steigen. Seit Mitternacht ist die Altstadt überschwemmt, Montagfrüh waren bereits 210 Häuser betroffen.

Schärdings Bewohner sind nach der Überflutung der Innenstadt fassungslos, so auch der Bürgermeister. "Niemand hat gedacht, dass das Wasser so hoch wird" sagte Bürgermeister Franz Angerer am Montag. "Ich habe heute um fünf Uhr früh Dinge gesehen, die mir das Herz zerbrochen haben. 70-jährige Männer hatten Tränen in den Augen, weil sie ihr ganzes Hab und Gut verloren haben."

500 Personen in Sicherheit gebracht

500 Menschen seien bereits evakuiert worden und in Notunterkünfte des Roten Kreuzes oder zu Verwandten und Bekannten gezogen. Die Stadt stelle Wohnungen zur Verfügung, um die kommenden Tage zu überbrücken. Jene, die in den oberen Stockwerken ihrer Häuser bleiben konnten, werden von Zillen aus versorgt. Schule und Kindergarten bleiben am Montag und am Dienstag geschlossen.

Viele Menschen hätten ihre Häuser nicht verlassen wollen. Sie räumten ihre Besitztümer in die oberen Stockwerke und harrten dort aus, berichtete Angerer. In der Nacht stieg aber das Wasser noch weiter als erwartet und die Bewohner mussten die Gebäude dennoch verlassen - "nur mit dem Nötigsten". Für Schärdinger gehören Überschwemmungen dazu. "Ein- oder zweimal im Jahr, das sind wir gewöhnt", sagte der Bürgermeister. "Aber das ist ein Jahrhunderthochwasser". Der Pegel sei höher als 2002.

Hilfe von deutscher Partnerstadt

Rund 500 Helfer von 20 benachbarten Feuerwehren standen am Montag nach wie vor im Einsatz. "Die meisten haben sich Urlaub genommen", erzählte Angerer. Aber einige Betriebe hätten ihre Mitarbeiter auch freigestellt und sogar mit Fahrzeugen ausgeholfen. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm." Besonders gefreut hat man sich in Schärding über die Unterstützung aus der bayerischen Partnerstadt Grafenau: "Die sind einfach in der Früh da gestanden und haben gesagt: 'Wir wollen helfen.' Das gibt wirklich Mut." Bedarf für die 14 Personen und zwei Fahrzeuge bestand allemal.

Eine Ende des Hochwassers ist noch nicht in Sicht. Aus Deutschland wälzen sich noch große Wassermengen in Richtung Oberösterreich.

Gefahr im Bezirk Gmunden

Auch im Bezirk Gmunden ist die Situation kritisch, 800 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Der Traunsee sorgte für Überflutungen und damit verbundene Straßensperren. Probleme bereitete das Wasser auch einer Tiefgarage an der Esplanade, darin befindliche Autos sind bedroht. Die Feuerwehrleute versuchen weiterhin die Tiefgarage mit Sandsäcken vor einer Überflutung zu schützen.

Auch die Gemeinde Ebensee musste evakuiert werden. Bad Ischl, Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks, ist von Oberösterreich aus nicht mehr erreichbar.

Pühringer sichert Hilfe zu

Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer hat den Hochwasseropfern Hilfe zugesagt: Der Katastrophenfonds werde sofort aktiviert, versprach er. "Das muss man außerhalb des Budgets machen. Dieses Geld muss man zur Verfügung stellen." Eine Schätzung, wie hoch die Schäden ausfallen werden, gebe es noch nicht. Pühringer hat wegen der Situation eine für kommende Woche geplante Auslandsreise abgesagt.

In vielen Landesteilen herrsche eine "äußerst krisenhafte Situation", so der Landeshauptmann, der sich am Sonntag selbst ein Bild von der Lage im Salzkammergut und im Innviertel machte. Montag früh werde die Landesregierung zusammentreten und erste Maßnahmen beraten. Zunächst gehe es um die Information der Bevölkerung, dann aber auch um Hilfe.