Politik

Darabos: "Nicht alle an Sportreform interessiert"

Heute Redaktion
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Nach den medaillenlosen Sommerspielen in London 2012 ist in Österreich eine intensive Diskussion über die aktuellen Sport-Strukturen und ihre Förderung los gebrochen.

Sport in Österreich ist verfassungsrechtlich Kompetenz der Bundesländer. Der Bund nimmt in erster Linie eine Förderfunktion wahr. Die Sportverantwortung liegt seit 2009 im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, Sportminister ist derzeit Norbert Darabos (S). Die nichtstaatliche Dachorganisation des Sports ist die Bundes-Sportorganisation (BSO) unter Präsident Peter Wittmann (S).

Das Sportbudget des Bundes für 2012 beträgt 130 Millionen Euro, womit der Bund - und damit der Steuerzahler - der größte einzelne Fördergeber im österreichischen Sport ist. Der Reform-Gesetzesentwurf von Darabos, der noch in der ersten London-Woche mit seinen kritischen Aussagen für Aufregung gesorgt hatte, lag schon vor London vor und wurde vom unabhängigen Sport begutachtet und kritisiert.

Sportarten fürchten um ihre Basis

In der aktuellen Diskussion ist demnach zu klären, wie man die Spitzensportförderung effizienter machen kann und gleichzeitig die Breitensportförderung, die einen wesentlich größeren Teil ausmacht, garantiert. Sollten tatsächlich die acht bis zehn Verbände, die in den vergangenen Jahrzehnten besonders erfolgreich waren, als "Prime-Sportarten" künftig besonders stark gefördert werden, fürchten andere Sportarten um ihre Basis.

Kritiker bemängeln zudem seit langem, dass die sehr komplexe Mehrfach-Struktur in Österreich schwer zu durchschauen und kaum kontrollierbar ist, wie viel Förder-Geld auch tatsächlich beim Sport(ler) ankommt. Der Rechnungshof hatte erst am Jahresbeginn 2012 die aktuelle Form der Spitzensportförderung als inhomogen, intransparent, zersplittert und nur schwer zu durchschauen bezeichnet. Eine Zusammenlegung von Strukturen und Förderung wurde deshalb empfohlen.

"Bei null Medaillen besteht Handlungsbedarf"

Gefragt nach einem Kommentar zum Abschneiden der Österreicher bei Olympia erklärt Darabos: "Ich stehe zu meinem dortigen Aufruf, denn bei null Medaillen besteht Handlungsbedarf. Ich wollte ein bisschen nach dem Motto 'haltet den Dieb' deshalb während der Spiele wachrütteln, weil ich das Gefühl habe, dass nicht alle an einer Reform interessiert sind. Dieses Null-Ergebnis muss für ein Aufwachen sorgen."

Und wie soll es weitergehen? Darabos: "Ich habe kein Problem mit dem Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC). Es ist nicht negativ gemeint wenn man sagt, dass das ÖOC eine Agentur ist, die Menschen zu Olympia schickt und dazwischen eigentlich null Kompetenz hat. Es hakt dort, wo es Besitzstandswahrung bei

Verbänden gibt. Das Konzept mit Prime-Sportarten bedeutet natürlich für einige Verbände weniger Geld. Aber im Lichte der Bilanz von London muss man sich zusammensetzen und nicht einer gegen den andern schießen."