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Darum hält sich Putin bei der Fußball-WM so zurück

Russlands Fußball-Nationalteam wird trotz Viertelfinal-Aus gegen Kroatien gefeiert. Nur einer hält sich zurück: Wladimir Putin. Aus gutem Grund.

Heute Redaktion
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Bild: imago sportfotodienst

Russland feiert sein Fußball-Team trotz des dramatischen Scheiterns im WM-Viertelfinale. "Rossija, Rossija" hallte es durch die Städte.

Mit 5:6 hatten die Gastgeber gegen Kroatien nach heroischem Kampf im Elfmeterschießen gegen die Kroaten verloren. Der Traum vom Titelgewinn war geplatzt. Aber das Team, das gegen alle Erwartungen ins Viertelfinale eingezogen war, hatte ein ganzes Land stolz gemacht. Ein Land, in dem Fußball eigentlich nicht einmal die dritte Geige spielt.



"Wie Wehrpflichtige, die früh abgezogen wurden"

"Wir fühlen uns ein bisschen wie Wehrpflichtige, die früh abgezogen wurden", meinte Russlands Trainer Stanislaw Tschertschessow. "Im Sport gibt es nur einen Pokal. Und wir haben jetzt keine Chance mehr, diesen Pokal zu gewinnen."

Als der erste Frust etwas verflogen war, meinte der Ex-Torhüter von Innsbruck mit Stolz: "Wir haben das Land auf den Kopf gestellt, das freut uns natürlich."

Der abwesende Putin

Nur einer hält sich bei der WM vornehm zurück: Präsident Wladimir Putin. Aus gutem Grund. Vor der WM gab es so gut wie niemanden, der dem Gastgeber irgendetwas zutraute. Putin distanzierte sich sogar öffentlich von seinem Nationalteam, das mit schwachen Auftritten, darunter ein 0:1 gegen Österreich, durch die Vorbereitung gestolpert war. Bei der Eröffnung stellte er fest: "Fußball ist in diesem Land nicht so populär."

Zum Krimi gegen Kroatien hatte Putin wie immer bei dieser WM seinen Stellvertreter, Dmitri Medwedew, geschickt. Der starke Mann im Kreml rief nach dem Spiel Trainer Tschertschessow an, ließ seine Glückwünsche ausrichten.

Im Hintergrund nützt er die Euphorie im Land aber für politische Manöver und unpopuläre Maßnahmen.

In Syrien wurden seit WM-Start nicht weniger als 271.000 Menschen bei einer Offensive des syrischen Regimes, unterstützt durch die russische Luftwaffe und iranische Milizen vertrieben.

Während das Land gebannt mit seiner Nationalmannschaft fieberte, schafft Putin auch im Land Fakten und setzt neue Gesetze um. Unter anderem hebt er das Renteneintrittsalter und Steuern kräftig an. Unpopuläre Maßnahmen in für Russland populären Zeiten.

(Heute Sport)