Oberösterreich

Mit diesem Symptom hast du ziemlich sicher Corona

Viele an Corona erkrankte Menschen riechen plötzlich nichts mehr. Ein Wissenschaftler erklärt nun, warum das so ist. 

Peter Reidinger
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Im Kepler-Salon der Linzer JKU erklärte ein Neurowissenschaftler und Geruchsexperte, warum bei vielen jungen Patienten der Geruchssinn im Fall einer Corona-Erkrankung als erstes betroffen ist.
Im Kepler-Salon der Linzer JKU erklärte ein Neurowissenschaftler und Geruchsexperte, warum bei vielen jungen Patienten der Geruchssinn im Fall einer Corona-Erkrankung als erstes betroffen ist.
JKU/Youtube

Der Neurowissenschaftler und Geruchsforscher Johannes Frasnelli erläuterte in einem Youtube-Livestream des Kepler Salons der JKU, warum viele junge Covid-19-Patienten als erstes den Geruchssinn verlieren.

Johannes Frasnelli ist seit 2014 Professor für Anatomie an der Universität Québec Trois-Rivières.
Johannes Frasnelli ist seit 2014 Professor für Anatomie an der Universität Québec Trois-Rivières.
JKU

"Damit sich das Virus in Zellen des Wirtsorganismus einschleusen kann, braucht es auf diesen Zellen ein gewisses Protein. Und das Virus kann nur in Zellen eindringen, die auf ihrer Oberfläche dieses Protein tragen". Das Protein (ACE-2) findet man, so der Forscher, in der Lunge, in Gefäßen, im Gehirn und eben auch in der Riechschleimhaut. 

Johannes Frasnelli, Jahrgang 1974, ist Mediziner und Neurowissenschaftler. Nach dem Studium in Wien und Forschungsaufenthalten in Dresden, Pennsylvania und Montréal ging der gebürtige Südtiroler nach Kanada. Seit 2014 ist er Professor für Anatomie an der Universität Québec Trois-Rivières. Er hat sich dort ganz der Erforschung des Geruchssinns und dessen umfassender Wirkung auf das menschliche Gehirn verschrieben. Frasnelli hat ein Buch geschrieben. Titel: "Warum wir besser riechen als wir denken". (Quelle: JKU)

Schäden an Riechschleimhaut

"Wenn das Virus also über die Nase in den Organismus gelangt, sind diese Zellen als erste betroffen", so Frasnelli. Das Virus setzt sich in der Riechschleimhaut fest und sorgt dort für Schäden. Gerade jüngere Menschen merken deshalb als eines der allerersten Symptome einer Corona-Erkrankung den Verlust des Geruchssinns. 

Warum das so ist, sei noch nicht ganz geklärt. "Es kann einfach sein, dass die einen einen besseren Geruchssinn haben und dass ältere Personen von vornherein einen nicht so guten Geruchssinn mehr haben". Deshalb würden sie den Verlust vielleicht nicht so stark merken. 

Die Grafik zeigt, welche Symptome Corona-Patienten erleben. Ganz oben stehen Veränderungen und der Verlust des Geruchssinns.
Die Grafik zeigt, welche Symptome Corona-Patienten erleben. Ganz oben stehen Veränderungen und der Verlust des Geruchssinns.
JKU/Youtube

Eine Statistik, die der Forscher in dem Video präsentierte, zeigt deutlich, dass Veränderungen oder Verlust des Geruchssinns ein Symptom sind, das ganz oben auf der Liste bei Covid-19 steht. 

Wer nichts mehr riecht, sollte sich testen lassen

Der Forscher appelliert: "Wenn die Nase nicht verstopft ist von einem Schnupfen und sie nichts mehr riechen oder schmecken, dann kann es ein Hinweis darauf sein, dass Sie an Covid erkrankt sind. Dann wäre es angebracht, dass man zu Hause bleibt und sich eventuell testen lässt".

Mediziner gehen mittlerweile davon aus, dass es derzeit bei Verlust des Geruchssinns zehn Mal wahrscheinlicher ist, an Corona erkrankt zu sein, als an einer anderen Infektionskrankheit. Experten fordern deshalb sogar schon Geruchstests. Betroffene erlangen meist nach zwei bis vier Wochen den Geruchssinn zurück.

"Betroffene reduzieren häufig ihr Sozialleben"

Wie einschränkend das Leben ohne Geruchssinn sein kann, schildert Georg Langmayr, Fachgruppenvertreter für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der Ärztekammer für Oberösterreich. "Nichts mehr riechen oder schmecken zu können, zieht weite Kreise im Leben von Betroffenen. Sie reduzieren häufig ihr Sozialleben, da viele Unternehmungen mit Essen verbunden sind. Hinzu kommt die Angst vor Körpergeruch, weshalb Parfums und Deos teilweise überdosiert werden. Gleichzeitig fehlen durch die Störung wichtige, unbewusst wahrgenommene Informationen in der nonverbalen Kommunikation".