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Darum sollten wir auf Mandelmilch verzichten

In den USA, aber auch hierzulande, werden Mandeldrinks als vegane Milchalternative immer beliebter. Eine Entwicklung mit gravierenden Folgen.

Heute Redaktion
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50 Prozent. So massiv ist der Konsum von Mandelmilch in den letzten fünf Jahren in den USA angestiegen. Auch ein Blick in Schweizer Supermarktregale zeigt: Die erhöhte Nachfrage an veganen Milchalternativen hat auch hierzulande für einen deutlichen Anstieg im Angebot geführt.

Nun könnte man denken, dass das eine positive Entwicklung wäre: Mehr Menschen, die auf Mandelmilch umsteigen, bedeutet weniger Tierleid und weniger Belastung für die Umwelt. Und doch ist der Griff zu dieser Milchalternative leider nicht die bessere Wahl.

Monokulturen machen Bienenvölker kaputt

Der weltweite Boom der Mandelmilch führt nämlich dazu, dass die ohnehin schon schwindenden Bienenpopulationen immer weiter zurück gehen, wie auch ein aktueller Artikel von "The Guardian" zeigt.

Warum? Weil Mandelbäume von Bienen bestäubt werden müssen. In Kalifornien werden die meisten angebaut – ganze 80 Prozent des weltweiten Bestandes. Auf Tausenden von Hektar grossen Monokulturen von Mandelplantagen (wo also ausschliesslich Mandelbäume stehen) werden LKW-Ladungen voller Bienen von Imkern aus diversen US-Bundesstaaten angeliefert.

Parasiten und Pestizide

Diese Bienen machen ihren Job gut – sie versuchen es zumindest. Denn die Massentierhaltung schwächt ihr Immunsystem und macht sie anfälliger für Parasiten. "Bienen sind in Kalifornien allen möglichen Krankheiten ausgesetzt", so ein Imker im Gespräch mit "The Guardian". "Es sind manchmal Hunderttausende Bienenstöcke von unterschiedlichen Imkern auf einem Sammelplatz. Es ist als ob man seine Bienen in eine Bar voller Singles gehen lässt und sie dann alle ungeschützten Sex haben."

Noch schlimmer ist aber ihre unmittelbare Arbeitsumgebung: Denn damit die Mandelbäume in ihrer künstlich angelegten Monokultur überhaupt überleben können, müssen sie mit Pestiziden und anderem hochaggressiven Spritzmitteln bei Laune gehalten werden. Diese Pestizide sind für die kleinen Bienen lebensgefährlich.

Nie war das Bienensterben größer

Wie gefährlich, zeigt eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter Imkerinnen und Imkern: 50 Milliarden Bienen – das sind sieben mal mehr als die weltweite menschliche Population – sind innerhalb von nur wenigen Monaten im Winter 2018 ausgerottet worden. Das ist mehr als ein Drittel der kommerziellen US-Bienenvölker.

Die Ökobilanz der Mandelmilch sieht übrigens auch nicht gerade prickelnd aus: Die Produktion von einem Liter Mandelmilch setzt im Vergleich zu Kuhmilch zwar nur ein Zehntel der Menge an Treibhausgasen frei – sie verbraucht aber 17 Mal mehr Wasser. Das hat eine schwedische Studie der Universität Lund vergangenes Jahr ergeben.

Es gibt Alternativen

In den USA gibt es mittlerweile einige Organisationen, die sich für den Schutz der Bienen stark machen und dafür sorgen wollen, dass Produkte als "bienenfreundlich"gekennzeichnet werden. Im Falle der Mandelmilch würde die dann etwa aus Mandeln eines kleinen Bio-Bauernhofs hergestellt werden. Ob diese Massnahmen gegen die Macht der riesigen Industriekonzerne durchsetzen können, die hinter dem Mandelanbau stecken, ist allerdings fraglich.

"Wer neben Kuhmilch nun auch auf Mandelmilch verzichten möchte, greift am besten zu 'Milch' von in der Schweiz angebautem Getreide", rät Yves Suter von Greenpeace Schweiz. Den Untersuchungen der Universität Lund zufolge soll sich Hafermilch im Vergleich zu Kuhmilch um rund 70 % weniger auf das Klima auswirken. Ausserdem sind auch keine Bienen für die Produktion notwendig. "Die 'Milch' muss allerdings aus biologischem Anbau sein" so der Umwelt-Experte.