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Das planen Rapid-Fans gegen Polizei-Willkür

Rapid-Fans beschweren sich nach dem Polizei-Einsatz beim Wiener Derby. 17 Anhänger mussten danach stationär behandelt werden.

Heute Redaktion
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Der Polizei-Einsatz beim Wiener Fußball-Derby, bei dem Rapid-Fans bis zu sieben Stunden bei minus 2 Grad in der Kälte ausharren mussten, sorgt weiter für Aufregung. Die grün-weißen Anhänger fühlen sich schlecht behandelt.

Rapid-Präsident Michael Krammer machte sich selbst ein Bild von den Kontrollen und übte scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei. "Da waren 1.330 Unschuldige dabei, die stundenlang nur deshalb auf engstem Raum festgehalten, perlustriert und gequält werden, weil sie Rapidler sind. Darunter viele Frauen und Kinder. Ohne Verpflegung oder die Chance auf die Toilette zu gehen. Ich habe als ehemaliger Offizier des Bundesheers großes Verständnis für rechtsstaatliche Prinzipien. Was ich am Sonntagabend erlebt habe, hätte ich aber im Rechtstaat Österreich nicht für möglich gehalten."

Der gebildete Polizeikessel wurde teilweise mit Gittern abgeschlossen, auch Hunde kamen zum Einsatz. Laut Österreichischer Hochschülerschaft (ÖH) erlitt eine Person aufgrund der bedrängten und bedrohlichen Situation eine Panikattacke.

Von Betroffenen wurde zudem berichtet, dass Personen aufgrund der langen Zeit in der Kälte kollabiert sind. Mindestens drei Personen mussten von anderen Fans aus dem Kessel getragen werden, da sie diesen nicht mehr selbstständig verlassen konnten. Dennoch durften Sanitäter des Vereins nicht in den Kessel, selbst ein Katastrophenzug der Wiener Rettung wurde von der Polizei nicht zu den Angehaltenen vorgelassen, sondern mit der falschen Information, es gäbe keine Verletzten, wieder fortgeschickt. Die Polizei dementiert das.

Die Polizei will im Laufe des Montagnachmittags Details zum Einsatz veröffentlichen – mit Bildern und Videos, um Gerüchte und Falschmeldungen zu entkräften.

Klar ist jetzt schon: Der Derby-Aufreger wird ein Nachspiel haben. Denn die Rapid-Fans wollen gegen die von ihnen beschriebene polizeiliche Willkür vorgehen. Die "Rechtshilfe Rapid" kündigte an, eine Maßnahmenbeschwerde einzubringen. "Die Verhältnismäßigkeit war unserer Meinung nicht gegeben", stellte Vorstandsmitglied Helmut Mitter im Gespräch mit der Austria Presse Agentur klar.

Mitter kritisierte das Vorgehen der Beamten. Laut Angaben der Polizei hatten bereits bekannte Risiko-Fans pyrotechnische Gegenstände, Getränkedosen und Schneebälle auf die Wiener Südosttangente (A23) geworfen. Die Polizei überprüfte daraufhin die Identität von 1.338 Personen, die an dem Rapid-Fanmarsch hin zum Stadion teilgenommen hatten. Von jedem Fan sei ein Poträtfoto erstellt worden.

Die Teilnehmer des Marsches seien laut Mitter bunt durchmischt gewesen. "Da war alles dabei: Männer, Frauen, Jugendliche und Ältere." Eine Mutter habe etwa mit ihrer 13-jährigen Tochter "fünf Stunden in der Kälte stehen müssen", kritisierte er. Anwälte der Rapid-Fanclubs hätten urgiert, dass die Festgehaltenen wenigstens mit Heißgetränken und Decken versorgt werden sollten. Dies sei aber seitens der Polizei abgelehnt worden. Den Fans sei sogar der Gang auf die Toilette verwehrt worden.

17 Personen hätten laut Mitter nach dem Einsatz stationär behandelt werden müssen. Die "Rechtshilfe Rapid" sammelt nun weitere Informationen zu dem Einsatz. Dann will die Organisation eine Maßnahmenbeschwerde gegen den Einsatz einbringen.

(mh)