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Darum sehen wir in Wien jetzt so viele Schlangen

Derzeit werden vermehrt Reptilien in der Bundeshauptstadt gesichtet. Warum dem so ist und wie man sich verhalten sollte.

Heute Redaktion
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Zahlreiche Leser-Fotos haben es in den letzten Wochen bewiesen: In Wien werden derzeit jede Menge Schlangen gesichtet. Tierärztin Martina Konecny, Reptilienexpertin an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

"Heute": Mehr Schlangen-Sichtungen in Wien – ein zu dieser Jahreszeit normales Phänomen?

Martina Konecny: Ja, das ist ein vollkommen normales Phänomen, da die Tiere wechselwarm sind. Das bedeutet, dass sie ihre Temperatur der Umgebung anpassen. Normalerweise kommen die Tiere bei einer Temperatur um die 20 Grad aus ihren Winterquartieren, um auf ihren Sonnenplätzen Energie für die Futteraufnahme, Verdauung und Paarung zu tanken. Da aber dieses Jahr der Frühling lange auf sich warten hat lassen, hat sich diese Zeit etwas nach hinten verschoben.

Steigen die Temperaturen weiter an, beginnen die Tiere auf die Jagd zu gehen. Männliche Schlangen sind in dieser Zeit sehr bewegungsfreudig, da sie aktiv auf der Suche nach einem paarungsbereiten Weibchen sind.

"Heute": Wie sollte man sich verhalten, wenn einem eine Schlange begegnet und ist Furcht vor den Tieren gerechtfertigt?

Konecny: Eine Furcht vor Schlangen ist nicht gerechtfertigt wenn man sich auch dementsprechend verhält: ruhiges Auftreten, den Schlangen immer einen Ausweg bieten, um flüchten zu können und den Tieren aus dem Weg gehen. Durch die verursachten Vibrationen flüchten die scheuen Tiere meist. Wenn man versucht, sie in die Enge zu treiben oder fangen zu wollen, kann natürlich mit Gegenwehr gerechnet werden und dadurch ein Bissunfall entstehen.

"Heute": Welche Arten kann man in Wien antreffen?

Konecny: Es gibt insgesamt sechs verschiedene Schlangenarten, die in Österreich beheimatet sind. Vier davon gehören zu den ungiftigen Nattern; dazu zählen die Ringelnatter, Äskulapnatter, Würfelnatter und Schlingnatter. Deutlich zu erkennen an ihren runden Pupillen und ihrem schlanken Körperbau.

Gerade Ringelnattern und Äskulapnattern können gehäuft in Wien und Umgebung angetroffen werden. Unsere zwei einheimischen Giftschlangen, dazu zählen die Kreuzotter und Hornotter, werden jedoch nicht oder sehr selten in Großstädten gesehen.

"Heute": Welche Rolle spielen Schlangen im Ökosystem einer Großstadt bzw. deren Außenbezirken?

Konecny: Gerade Äskulapnattern sind gern gesehene Schädlingsbekämpfer, da sie sich von Nagetieren wie Mäuse und Ratten ernähren. Sie sind auch in der Nähe von Hühnerställen oder Vogelvolieren öfters anzutreffen, um hier Mäuse, die sich am Körnerfutter der Vögel satt fressen, zu jagen. Ringelnattern jedoch begnügen sich eher mit Fischen und Amphibien und halten hier die einheimische Fauna im ökologischen Gleichgewicht.

"Heute": Was sollten unsere Leser noch wissen?

Konecny: Bissunfälle kommen in Österreich sehr selten vor, meist verursacht durch unachtsame Wanderer, die unabsichtlich auf die Tiere drauftreten. Unsere einheimischen Giftschlangen zählen zu den schwach giftigen Tieren, jedoch sollten vor allem Kinder, alte und immunsupprimierte Menschen aufpassen, wenn solche Tiere gesichtet werden. Kommt es dennoch zu einem Bissunfall sollte immer ein Arzt oder der Notruf kontaktiert werden.

Die Blindschleiche wird immer wieder gerne fälschlicherweise mit einer Schlange verwechselt, jedoch handelt es sich hierbei und eine Echsenart deren Beine zurückgebildet sind. Alle Schlangen stehen unter strengem Naturschutz. Das bedeutet, dass diese Tiere weder gefangen, getötet, bejagt oder aus ihrer Umgebung entfernt werden dürfen.

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