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Der Legende auf der Spur

Im Jahr 1972 präsentierte Porsche den Carrera RS 2.7. Heute gehören die Leichtbau-Sportwagen zu den wertvollsten 911ern überhaupt.

Heute Redaktion
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Eigentlich war der Carrera RS ja als 911 S 2.7 geplant gewesen. Doch neue Homologationsbestimmungen, die 500 identische Exemplare für die Gruppe 4 der GT-Klasse forderten, lösten bei Porsche einen Denk- und Entwicklungsprozess aus, der schließlich zum gegenüber der Serie deutlich verbreiterten Leichtbau-Sportwagen mit Entenbürzel am Heck führte.

Die Verkaufsabteilung war mehr als kritisch, ob sich 500 derartige Autos überhaupt verkaufen würden und forderte eine Komfortausstattung. Diese gab es dann gegen Aufpreis und sie machte aus dem Homologations-Leichtgewicht eine Sport- oder Touring-Version.

Um die 500 Exemplare des in Paris im Oktober 1972 erstmals gezeigten Carrera RS 2.7 sicher an die Kunden zu bringen, wurde tüchtig Werbung geschaltet: "Eine Auflage von 500 für einen Sportwagen von der Klasse des Carrera RS ist nicht groß. Sie müssen also schon sehr schnell sein, wenn Sie Deutschlands schnellste Rarität fahren möchten." Die Käufer waren schnell überzeugt, bereits im November waren die ersten 500 Exemplare verkauft, am Ende, knapp ein Jahr später, waren 1.580 Stück, 1.300 davon als etwas komfortablere Touring-Varianten, gebaut.

In einer anderen Liga

Verglich man den Carrera RS mit dem damaligen 911 2.4 S, so waren die Unterschiede in der Fahrdynamik deutlich größer, als die Retuschen an der Karosserie es erwarten ließen. Vor allem in der Sport-Variante spielte der RS in einer anderen Liga. Bei der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h nahm der RS dem 911 S 1,7 Sekunden ab (5,7 anstatt 7,4 Sekunden), bis 180 km/h waren es schon 5,4 Sekunden (17.6 anstatt 23 Sekunden), und auch in der Spitzengeschwindigkeit war die Variante mit Spoiler mit 240 km/h schneller. Das Spoilerpaket alleine brachte rund 5 km/h, die 20 Mehr-PS waren für den Rest zuständig.

Meilenstein

Porsche musste sich tüchtig anstrengen, um den Carrera RS 2.7 mit späteren Modellen noch spürbar zu übertrumpfen. Selbst ein Porsche Turbo 930 konnte den RS bis 100 km/h nur um eine halbe Sekunde abhängen. Auch in der Spitze fuhr er ihm mit 250 km/h nicht ernsthaft davon.

Und auch im Vergleich zum fast zwanzig Jahre jüngeren 964 Carrera RS muss sich der Ur-RS nicht verstecken, schließlich lag dessen Leistungsgewicht mit 4,7 kg/PS nur unwesentlich unter den 4,8 kg/PS, die der Carrera RS 2.7 bereits 1972 offerierte. So ist es eigentlich nur verständlich, dass die Preise für originale RS 2.7 in den Himmel gestiegen sind.

Selber erfahren

Doch all die Zahlen sind schnell vergessen, wenn man sich einmal selber hinter das Lenkrad eines Carrera RS 2.7 setzen darf. Kaum hat die linke Hand den Zündschlüssel gedreht, beginnt im Heck der Sechszylinder-Boxermotor mit Einspritzung zu kreischen und zwar auf eine Art, die geradezu süchtig macht. Besser klang nach dem RS kaum mehr ein Porsche.

Der produzierte Vortrieb beeindruckt selbst heute noch, vor allem aber hängt der RS komplett ohne Elektronikverzögerung am Gas. Jede noch so geringe Druckveränderung auf dem rechten Fußpedal wird sofort in Geschwindigkeitszunahme umgesetzt. Das kann ein 20 Jahre jüngerer 964 RS kaum besser.

Erst wenn es ums Bremsen oder Einlenken geht, merkt man dem Ur-RS sein Alter an – er hat immerhin schon 45 Jahre auf dem Entenbürzel. Im Alltag überzeugt er trotzdem, denn er lässt sich lammfromm durch Ortschaften bewegen, er muss gar nicht immer schreien und kreischen. Aber er möchte es gern.

Weitere Informationen zum Porsche 911 Carrera RS 2.7, technische Daten, ein Verkaufsprospekt, Vergleiche, viele Fotos und ein Tonmuster gibt es auf Zwischengas.com.