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Der Zwerg unter den Sportwagen

Das gab's vor 50 Jahren: einen Sportwagen mit gerade 3,5 Meter Länge und 1,35 Meter Breite.

Heute Redaktion
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Wer sich in den kurzen, schmalen MG Midget mit einem Radstand von knapp über zwei Meter zwängt, fühlt sich ein wenig an die kleinen Sportwagen der Vorkriegszeit erinnert. Das Lenkrad sitzt direkt vor der Brust, die Sitzposition ist vergleichsweise aufrecht, und wenn man losfährt, schützt nur wenig vom tosenden Windsturm, der einen erfasst. Vor gut 50 Jahren aber waren der MG Midget und sein Zwillingsbruder Austin-Healey Sprite der Einstieg in die Sportwagenwelt und damit überaus attraktiv. Und sie sind es noch heute.

Bereits 1958 wurde der Austin-Healey Sprite vorgestellt. Wegen seiner auf der Motorhaube thronenden Scheinwerfer wurde er bald "Froschauge" genannt, aber eigentlich steht Sprite für "Kobold". Das unorthodoxe Äussere und der fehlende Zugang zum Kofferraum von außen waren den BMC-Chefs bald nicht mehr gut genug, und so erhielt der Austin-Healey Sprite 1961 eine neue Karosserie, auf der dann auch der Konzernbruder MG Midget (Übersetzung ins Deutsche: "Zwerg") basierte. Beiden gemeinsam war ein Motor von 948 cm3 und 42 PS.

Die Domäne des überarbeiteten Sportwagens war weiterhin die Landstraße, auf der Autobahn reichte die Spitzengeschwindigkeit nicht aus, um mit Opel Rekord und Co. mitzuhalten. Dafür war der Wagen sparsam, 7 bis 8 Liter reichten schon für eine zügige Fortbewegung.

Fünf Evolutionsstufen

Es blieb nicht beim ersten Midget, bereits 1962 erhielten Sprite und Midget einen größeren Motor mit 1.098 cm3 Hubraum. 56 PS waren das Ergebnis. Die nächste Überarbeitung kam im März 1964. Eine überarbeitete Hinterachse, etwas mehr Leistung, aber vor allem die Kurbelfenster und das überarbeitete Armaturenbrett wurden als Fortschritt empfunden. Mit 60 PS erreichten der Midget Mk II und sein Bruder Sprite Mk III nun 146 km/h (Werksangabe). Das Fahrverhalten zeigte sich verbessert, der Komfort gesteigert.

Die nächste Verbesserung kam 1966 durch den Einbau des Motors aus dem Mini Cooper S. Dank nun 1.275 cm3 gab es mehr Drehmoment, wenn auch der Leistungsgewinn nicht ganz so hoch war wie erwartet. 66 PS mussten reichen. Trotzdem stieg die Höchstgeschwindigkeit auf über 150 km/h.

1969 wurde der Wagen erneut verbessert, 1971 entfiel der Sprite. 1974 erhielt der Midget dann Gummistoßstangen, um den amerikanischen Sicherheitsvorschriften zu genügen. Der letzte Zwerg verließ schließlich im Frühjahr 1980 das Werk in Abingdon, einen direkten Nachfolger gab es nicht.

Erfahrungen mit dem Zwerg

Heute wirkt der MG Midget noch viel zierlicher als damals. 1,35 Meter Breite und 3,5 Meter Länge, damit ließen sich viele städtische Parkprobleme lösen. Vor der Fahrfreude kommt der Einstieg, der bei offenem Dach zwar recht zügig gelingt, und auch die Beine haben erstaunlich viel Platz im kurzen Sportwagen. Der Schalthebel liegt sehr gut zur Hand. Und über Luftmangel muss man sich nicht beklagen, wie man nach wenigen Metern Fahrt erkennt.

Überaus handlich wirkt der MG Midget, wie sollte er auch anders, mit knapp über 700 kg Gewicht. Die Fahrleistungen reichen aus, um auch heute noch auf Landstraßen Spaß zu haben. Vom Auspuff erklingt ein fröhlich-angenehmes Brummen. Man kann einfach nicht anders als grinsen, wenn man den Midget fährt. Und dieses Grinsen scheint sich auch auf die Umwelt zu übertragen, was kein Wunder ist, schließlich ist man im MG eine öffentliche Figur, denn verstecken kann man sich darin nicht.

Weitere Informationen, viele Bilder, Verkaufsprospekte und ein Tonmuster zum MG Midget gibt es auf www.zwischengas.com. (jcg)

(red)

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