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Deshalb verzichten Top-Pilotinnen auf die W-Serie

Startschuss für die neue W-Serie in Hockenheim! KTM-Pilotin Laura Kraihamer lehnte wie viele andere Fahrerinnen eine Teilnahme ab.

Heute Redaktion
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Laura Kraihamer, Foto: Joel Kernasenko
Laura Kraihamer, Foto: Joel Kernasenko
Bild: Facebook

Am Samstag wird in Hockenheim Geschichte geschrieben. Erstmals treten im Motorsport nur Frauen gegeneinander an. Schon die Präsentation der W-Serie im Oktober 2018 hatte für viele Diskussionen gesorgt.

Die stellvertretende Williams-Teamchefin Claire Williams bezeichnete die eigene Frauenrennserie als "Rückschritt". Indy-Pilotin Pippa Mann sprach von einem "traurigen Tag" für den Motorsport: "Die Unterstützer würden Frauen separieren, statt diese zu unterstützen. Ich bin riesig enttäuscht, so einen historischen Rückschritt miterleben zu müssen", postete die Britin im Oktober auf Twitter. Sie würde sich mehr direkte Konkurrenz mit den Männern wünschen.

Die Teilnehmerinnen der W-Serie 2019:
Jamie Chadwick (Großbritannien)
Sabre Cook (USA)
Marta Garcia (Spanien)
Megan Gilkes (Kanada)
Esmee Hawkey (Großbritannien)
Jessica Hawkins (Großbritannien)
Shea Holbrook (USA)
Emma Kimilainen (Finnland)
Miki Koyama (Japan)
Sarah Moore (Großbritannien)
Tasmin Pepper (Südafrika)
Vicky Piria (Italien)
Alice Powell (Großbritannien)
Gosia Rdest (Polen)
Naomi Schiff (Belgien)
Beitske Visser (Niederlande)
Fabienne Wohlwend (Liechtenstein)
Caitlin Wood (Australien)

Auch KTM-Pilotin Laura Kraihamer aus Salzburg wurde für das Projekt angefragt, lehnte ihre Teilnahme jedoch ab. "Ich kann diesen Weg nicht nachvollziehen. Es gibt andere Möglichkeiten, um mit diesem Geld Frauen im Motorsport zu fördern. Für mich war es immer wichtig, als Fahrerin anerkannt zu werden", erklärt die 27-Jährige im "Heute"-Talk.

Im Alter von zwölf Jahren begann die Salzburgerin Kart zu fahren. 2013 stieg sie in die KTM X-Bow Series ein. "Grundsätzlich ist die W-Serie für die Pilotinnen eine gute Möglichkeit, um Rennen zu fahren. Und es wird sehr professionell aufgezogen. Mein Bedenken ist aber, dass es medial falsch verkauft wird. Wenn ich Artikel mit dem Titel 'die heißesten Modelle der W-Series' sehe, dann ist das unwürdig und die Fahrerinnen erhalten nicht den Respekt, den sie verdienen", erklärt Kraihamer.

Ähnlich sieht es die deutsche Rennfahrerin Sophia Flörsch. Die 18-Jährige, die im vergangenen November beim Formel-3-Rennen in Macau einen schweren Unfall erlitt, findet es grundsätzlich gut, dass Frauen im Motorsport gefördert werden. Die W-Serie sei für sie aber "der falsche Weg". Sie habe sich bewusst für den Motorsport entschieden, um direkt gegen Männer antreten zu können: "Das ist cool und so ziemlich der einzige Sport neben Reiten, wo das möglich ist", betont die Deutsche in einem Interview mit Auto Bild.

Susie Wolff, die bis 2015 als Testfahrerin für das Williams-Team im Einsatz war und nach ihrer aktiven Karriere das Projekt "Dare to be different" gründete, ist ebenfalls skeptisch: "Der Wettbewerb bietet zwar Fahrerinnen Möglichkeiten, die sie sonst nicht gehabt hätten, aber der Rennsport ist eben nicht nach Geschlechtern getrennt. Selbst die Gewinnerin der W-Series muss wieder in eine Formelserie, um sich in geschlechtsneutralen Rennen zu beweisen."

Das Starterfeld für die erste Saison wurde Ende März nach einem viertägigen Auswahltest im spanischen Almeria nominiert. Über 100 Pilotinnen hatten sich dafür beworben. 18 Fahrerinnen gehen nun an den Start, gefahren wird in Formel-3-Autos von Tatuus. Insgesamt sind sechs Stationen in Europa geplant, das Preisgeld beträgt rund 1,3 Mio Euro. Als Berater und Ausbildner stehen der ehemalige Formel-1-Fahrer David Coulthard und Designer Adrian Newey den Fahrerinnen zur Seite.

Das Ziel von Gründerin Catherine Bond Muir ist es, Pilotinnen bessere Aufstiegschancen im Motorsport zu geben und vermehrt Frauen in die Formel 1 zu bringen. Vor drei Jahren ist die Idee entstanden, da sich laut ihrer Meinung die Situation für Frauen im Motorsport in den letzten Jahren verschlechtert habe. "Die Anzahl von Fahrerinnen im Formelsport geht fast jedes Jahr zurück. Deshalb ist es uns sehr wichtig, Frauen mehr Rennpraxis zu geben, und zwar nicht als Test- oder Reservefahrerin. Wir verbieten unseren Pilotinnen nicht, gegen Männer zu fahren. Im Gegenteil: Wir wollen sie dazu ermutigen."

In Großbritannien werden die Rennen live im Fernsehen übertragen. Vor allem junge Mädchen sollen dadurch inspiriert werden: "Wir machen aus unseren Fahrerinnen Stars und zeigen so den Mädchen, wozu sie im Stande sind", erklärt Bond Muir.