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Deutsche Sportler stehen auf "IS-Todesliste"

Nach dem Anschlag auf den Dortmund-Bus verfolgt die Polizei eine erste Spur: IS-Terror. Inzwischen gibt es erste Details zum Vorgehen der Attentäter.

Heute Redaktion
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Es hätte ein Fußball-Fest mit vielen Toren werden sollen. Es wurde ein schwarzer Abend für den Fußball: das Match abgesagt, Tausende Fans in Angst, ein Spieler schwer verletzt und notoperiert. Die Polizei vermutet nun, dass es sich um einen Anschlag von Islamisten handelt.

Darauf sollen Passagen aus dem Bekennerschreiben hindeuten, das am Tatort gefunden wurde. Die Polizei fahndet nach einem Auto mit belgischem Kennzeichen, hält es aber auch für denkbar, dass der oder die Täter bewusst eine falsche Fährte legen wollten.

Sportler auf Todeslliste

Laut "Süddeutscher Zeitung" wurde am Tatort ein einseitiges Schreiben aufgefunden, das mit den Worten "Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen" beginnt. Darin wird Bezug auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt genommen und behauptet, dass deutsche Tornados daran beteiligt seien, Muslime im Kalifat des sogenannten Islamischen Staates zu ermorden.

Deshalb stünden ab sofort Sportler und andere Prominente "in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen" auf einer "Todesliste des Islamischen Staates." Dies gelte solange, bis die deutschen Tornados abgezogen und die amerikanische Luftwaffenbasis im pfälzischen Ramstein geschlossen werde. Das Schreiben trägt keine Unterschrift.

Inzwischen soll auch ein zweites Bekennerschreiben aufgetaucht sein. Dieses soll aus der Antifaschisten-Szene kommen. Motiv: die "Politik des BVB" würde sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten einsetzen.

"Drei Explosionen am Bus"

Borussia Dortmund hätte am Dienstagabend das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Monaco bestreiten sollen. Doch die Partie musste nach drei Explosionen um 19.15 Uhr am BVB-Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion abgesagt werden.

Das Match wird am Mittwoch um 18.45 Uhr nachgeholt.

Der Sprengstoff-Anschlag ereignete sich im Dortmunder Stadtteil Höchsten (knapp 10 Kilometer vom Dortmunder Stadion entfernt). Die Attentäter platzierten die Bomben außerhalb des Sichtfeldes der Überwachungskameras, zündeten diese dann ferngesteuert simultan. Laut Ermittlern hätte die Wucht gereicht, um Menschen zu töten. "Die Sprengsätze waren außerhalb des Busses platziert. Diverse Scheiben gingen zu Bruch", bestätigte die Polizei. Panzerglas beim BVB-Bus verhinderte eine Katastrophe. Die Sprengsätze befanden sich in einer Hecke am Straßenrand in der vom Fahrer abgewandten Seite.

"Gezielter Angriff"

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange sprach von einem gezielten Angriff. "Wir müssen von einem gezielten Angriff ausgehen. Starke Polizeikräfte, Spezial-Einheiten und Sprengstoff-Experten waren sofort im Einsatz. Wir haben auch Sprengstoffspürhunde losgeschickt und uns entschieden, den Tatort aus der Luft abzusuchen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, was die Hintergründe der Tat sind."

Bartra an Hand operiert

Borussia Dortmund bestätigte einen Schwerverletzten im Mannschaftsbus. Es handelt sich um Marc Bartra, er hätte im Kader für das Spiel gestanden. Der Spanier wurde vor Ort nach Vereinsangaben notärztlich an Hand und Arm versorgt und dann ins Krankenhaus gebracht. Wegen Fremdkörper-Einsprengungen im rechten Arm und einer gebrochenen Speiche im rechten Handgelenk wurde der Verteidiger operiert. Ihm droht das Saison-Aus.

Großeinsatz läuft

Die Fahndung nach den Drahtziehern des Sprengstoff-Attentats läuft auf Hochtouren. Es gibt Gerüchte, dass Borussia Dortmund erpresst wird. Das Spiel soll aber am Mittwoch um 18.45 Uhr stattfinden. "Es ist selbstverständlich, dass wir uns auf einen Großeinsatz vorbereiten. Es werden Maßnahmen zum Schutz beider Mannschaften ergriffen. Wir werden alles Menschenmögliche tun, um das Spiel sicher ablaufen zu lassen", erklärt Polizeipräsident Lange.

(mh)