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Die Geschichte der Fußball-Europameisterschaft

Heute Redaktion
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Zum 15. Mal treten die besten Teams des Kontinents bei einer Europameisterschaft gegeneinander an. Erstmals ist das österreichische Nationalteam auf sportlichem Weg qualifiziert. Grund genug, auf die Historie der Europameisterschaft zurückzublicken. Denn auch 1960 fanden die ersten Fußball-Titelkämpfe des Kontinents in Frankreich statt.

Zum 15. Mal treten die besten Teams des Kontinents bei einer gegeneinander an. Erstmals ist das österreichische Nationalteam auf sportlichem Weg qualifiziert. Grund genug, auf die Historie der Europameisterschaft zurückzublicken. Denn auch 1960 fanden die ersten Fußball-Titelkämpfe des Kontinents in Frankreich statt. Hier ein Streifzug durch die EURO-Geschichte. Vom kleinen, unpopulären Turnier zur Massenevent, das Millionen von Fußballfans in seinen Bann zieht. 

1960: Die erste EM in Frankreich

Vor 56 Jahren begann alles ganz klein. Die erste Europameisterschaft wurde 1960 noch unter dem Namen "Europacup der Nationen" ausgetragen, lediglich die besten vier Teams schafften den Sprung zur Endrunde. Frankreich war als Gastgeber nicht fix gesetzt. Im Gegenteil. Das Turnier wurde erst nach absolvierter Qualifikation unter den den vier verbliebenen Teilnehmern vergeben.

In der ersten Auflage fehlten große Mannschaften wie Deutschland oder England noch, nur 17 Nationen starteten in die Qualifikationsphase. Das österreichische Team schlug sich wacker, schied erst im letzten K.o.-Duell gegen Frankreich aus. Das erste EM-Finale zwischen der Sowjetunion und der Tschechoslowakei musste gleich in einer Verlängerung zugunsten der "Sbornaja" entschieden werden. 

1964: Spanien wird Heim-Europameister

Vier Jahre nach dem ersten Turnier änderte sich am Format nichts. Diesmal versuchten 29 Nationen, sich für die Endrunde zu qualifizieren. Erstmals waren auch die Teams von der britischen Insel dabei. Österreich schied jedoch früh im K.o.-Duell gegen Irland aus. Neben dem Gastgeber Spanien hatten sich die Sowjetunion, Ungarn und Dänemark qualifiziert. Nachdem Spanien im Halbfinale Ungarn erst nach Verlängerung rauswarf, siegte die "Furia Roja" im Endspiel mit 2:1 über die Sowjetunion.

1986: Erste "echte" Europameisterschaft

Das dritte Turnier wurde nun endlich unter dem Namen Europameisterschaft ausgetragen. 31 Nationen starteten in die nun in Gruppen ausgetragene Qualifikation, darunter erstmals die Bundesrepublik Deutschland. Der dritte Versuch des ÖFB, sich für eine EM zu qualifizieren, endete mit einem handfesten Skandal, denn im abschließenden Gruppenspiel gegen Griechenland kam es zu einem Platzstzrm. Das Match wurde zugunsten der Griechen strafverifiziert. 

In der in Italien ausgetragenen Endrunde kam es im Halbfinale zwischen Italien und der Sowjetunion zu einer Besonderheit. Da ein Elfmeterschießen noch nicht erfunden war, entschied ein Münzwurf zugunsten der Gastgeber über die Teilnahme am Endspiel. Das Endspiel brachte die zweite Kuriosität des Turniers. Da auch das Finale Italien gegen England nach 120 Minuten 1:1 stand, brachte ein Wiederholungsspiel zwei Tage später den Italienern die europäische Fußballkrone.

Auf der nächsten Seite: 1972 bis 1984

1972: Gerd Müller schießt Deutschland zum Titel

Die EM-Endrunde 1972 brachte der deutschen Nationalmannschaft beim zweiten Antritt den ersten EM-Titel. Bei der in Belgien ausgetragenen Endrunde setzte sich die DFB-Elf dank ihres Stürmers mit 3:0 gegen die Sowjetunion durch. Im Halbfinale waren die Gastgeber und Ungarn eliminiert worden. Das österreichische Nationalteam verpasste die Play-off-Spiele um die EM-Teilnahme mit Gruppenplatz zwei hinter Italien.

1976: Panenkan macht sich unsterblich

Das Endspiel der 1976 in Jugoslawien ausgetragenen EM-Endrunde war an Dramatik kaum zu überbieten. Das Duell zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland wurde erstmals in einem Elfmeterschießen entschieden. Nachdem Ulli Hoeneß den Ball weit über das Tor gejagt hatte, fixierte Antonin Panenka mit seinem weltbekannten Schupfer-Elfer den Titel für die Tschechoslowakei. In der Qualifikation war Österreich als Gruppen-Dritter hinter Wales und Ungarn klar gescheitert.

1980: EM-Revolution in Italien

Das Jahr 1980 brachte drastische Veränderungen der Europameisterschaft, die stätig an Popularität gewonnen hatte, was auch die UEFA erkannte. Das Teilnehmerfeld wurde auf acht Teams, die in zwei Vierergruppen eingeteilt wurden, aufgestockt. Mit Italien stand erstmals der Veranstalter als fix qualifiziertes Team als Teilnehmer fest. Das starke ÖFB-Team scheiterte zwei Jahre nach Cordoba nur hauchdünn an der Teilnahme. Zum Gruppensieg, der an Belgien ging, fehlte nur ein Punkt. Das Finale, das zwischen den beiden Gruppensiegern ausgetragen wurde, entschied Deutschland gegen Italien mit 2:1 für sich.

Weiter auf der nächsten Seite: 1984 bis 1996

1984: Michel Platinis Rekord für die Ewigkeit

Die Europameisterschaft 1984 in Frankreich wurde zum großen Triumphzug für Michel Platini. Mit insgesamt neun Treffern im Turnier, darunter auch der Führungstreffer beim 2:0-Finalsieg über Spanien, führte Platini die "Equipe Tricolore" zum ersten EM-Titel. Seine neun Treffer sind bis heute der Torrekord bei einer EM-Endrunde. Das ÖFB-Team scheiterte in einer Gruppe mit dem späteren Endrunden-Teilnehmer Deutschland als Gruppen-Dritter klar. Erstmals wurde 1984 das Spiel um Platz drei gestrichen, dafür ein zusätzliches Halbfinale eingeführt. 

1988: Niederlande schocken Deutschland

Die achte EM-Endrunde wurde erstmals in Deutschland ausgetragen, brachte dem Gastgeber eine bittere Pleite. Im Halbfinale von Hamburg musste sich die DFB-Elf dem Erzrivalen aus den Niederlanden mit 1:2 geschlagen geben. Den Titel sicherte sich die "Elftal" dann mit einem 2:0-Erfolg über die Sowjetunion. Das ÖFB-Team scheiterte in der Qualifikation klar, holte lediglich zwei Siege über Albanien. Das reichte nur für den dritten Gruppenplatz.

1992: Die größte Sensation der EM-Geschichte

Bis heute gilt der EM-Titel Dänemarks in Schweden als die größte Sensation der EM-Geschichte. Denn der spätere Titelträger hatte sich sportlich gar nicht qualifiziert, rückte nur ins Teilnehmerfeld, weil Jugoslawien aufgrund des Balkan-Krieges von der Endrunde ausgeschlossen wurde. Doch die Dänen mischten ganz Fußball-Europa auf. Im Halbfinale kickten sie die Niederlande nach Verlängerung raus, schlugen Deutschland im Finale klar mit 2:0. Und das als Team, das eigentlich gar nicht qualifiziert war.

Für Österreich endete die Qualifikation abermals mit einem Debakel. Der ÖFB spielte die erfolgloseste Qualifikation aller Zeiten, die mit der Niederlage 1990 auf den Färöer Inseln begann. Insgesamt gewann das rot-weiß-rote Team in der Qualifikationsgruppe mit Jugoslawien und Dänemark nur ein einziges Spiel - das Rückspiel gegen Färöer.

1996: "Football´s Coming Home" - Der Titel nicht
1996: "Football´s Coming Home" - Der Titel nicht

1996 kehrte der europäische Spitzenfußball ins Mutterland des Fußballs zurück. England durfte erstmals eine EM-Endrunde ausrichten. Aufgrund der steigenden Beliebtheit des Turniers wurde das Teilnehmerfeld auf 16 Teams erweitert. Trotzdem reichte es für die österreichische Nationalmannschaft nicht zur Qualifikation. Der Chance auf einen Play-off-Platz wurde mit einer 3:5-Pleite in Nordirland liegen gelassen. 

Im Halbfinale kam es schließlich zum heiß ersehnten Schlager zwischen den Gastgebern und Deutschland. Nach einem 1:1 entschied das Elfmeterschießen über den Finaleinzug. Die traditionelle Schwäche der "Three Lions" beim Penaltyschießen hat hier seinen Ursprung. Im Endspiel sorgte Oliver Bierhoff für eine Premiere, schoss Deutschland mit dem ersten Golden Goal der EM-Geschichte zum bisher letzten Titel.

2000: Frankreich gewinnt nach WM auch die EM

Die elfte Europameisterschaft wurde 2000 erstmals in zwei Nationen ausgetragen. Mit den Niederlanden und Belgien waren gleich zwei Teams fix qualifiziert. Das ÖFB-Team erlitt erneut zwei schwere Debakel, musste sich in der Qualifikationsphase den Spaniern mit 0:9 geschlagen geben. Es entstand Toni Pfeffers vielzitierter Satz "Hoch werden wir´s nimmer gewinnen". Genauso wenig später das Duell mit dem direkten Konkurrenten Israel, das mit 0:5 verloren ging. 

Die Vorrunde endete für Titelverteidiger Deutschland mit einem Debakel. Mit bloß einem Punkt kam das Aus in der Vorrunde: Im Halbfinale ging es heiß her. Frankreich kickte Portugal erst durch ein Golden Goal raus, Italien setzte sich gegen die Niederlande im Elfmeterschießen durch. Auch im Finale entschied ein Golden Goal Silvain Wiltord schoss Frankreich in der 103. Minute zum Sieg. Somit waren die Franzosen das erste Team, das als Weltmeister auch Europameister wurden.

2004: Griechenland schafft die Riesensensation

Das Jahr 2004 ist untrennbar mit Otto Rehhagel und seiner griechischen Nationalmannschaft verbunden. Bei der Endrunde in Portugal gelang den Hellenen die Riesensensation. Mit ihrer defensiv orientierten Spielweise zerbrach eine europäische Fußball-Großmacht nach der anderen an der griechischen Mauer. Dabei kamen die Griechen nur aufgrund der mehr erzielten Treffer gegen Spanien weiter, schalteten dann Frankreich und Tschechien aus und schlugen im Finale von Lissabon Gastgeber Portugal mit 1:0 Das österreichische Nationaltem scheiterte mit fünf Niederlagen in acht Spielen klar.

Auf der nächsten Seite: 2008 und 2012

2008: Die große Heim-EM-Party

Endlich! 2008 war Österreich erstmals für eine EM-Endrunde qualifiziert. Zwar nur, weil das ÖFB-_Team als Veranstalter gemeinsam mit der Schweiz gesetzt war. Trotzdem wurde die Heim-Europameisterschaft zur großen Party das österreichische Nationalteam schlug sich in der Gruppenphase beachtlich, holte in der Gruppe C den dritten Rang, dabei aber nur einen Punkt gegen Polen durch einen Vastic-Elfmeter. Das erste Spiel gegen Kroatien ging mit 0:1 verloren. Genauso wie das abschließende Gruppenspiel gegen Deutschland. 

Die Endrunde wurde zum großen Triumphzug der Spanier, die mit drei Siegen ihre Vorrundengruppe klar für sich entschieden und im Viertelfinale Italien im Elfmeterschießen aus dem Bewerb warfen. Das Halbfinale gegen die als Geheimfavorit gehandelten Russen wurde mit 3:0 zur klaren Angelegenheit. Österreichs Gruppengegner Deutschland hatte sich mit 3:2-Siegen über Portugal und die Türkei ins Finale gekämpft. Das Endspiel von Wien entschied die "Furia Roja" mit ihrem modernen Tiqui Taca-Spiel mit 1:0 für sich. Der Siegestreffer gelang Fernando Torres in der 33. Minute.

2012: Spanien gelingt die Titelverteidigung

Als erstes Team konnte die spanische Nationalmannschaft bei der bislang letzten EM in Polen und der Ukraine ihren EM-Titel von 2008 erfolgreich verteidigen. Nach zwei Siegen und einem Remis in der Vorrundengruppe bezwangen die Spanier im Viertelfinale Frankreich mit 2:0 und zog nach dem Sieg im Elfmeterschießen über Portugal ins Endspiel ein. Dort ging Gegner Italien, das zuvor die deutsche Nationalmannschaft eliminiert hatte, mit 0:4 unter. Das österreichische Nationalteam war in der EM-Qualifikation als gruppen-Vierter hinter Deutschland, der Türkei und Belgien klar gescheitert.