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Diese Raupe isst Plastik und pinkelt Alkohol

Die Raupe der Großen Wachsmotte ist in der Lage, Polyethylene zu fressen und Glykol auszuscheiden. Möglich machen das Mikroben im Darm.

Heute Redaktion
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Die Raupen der Großen Wachsmotte verbringen ihre Zeit für gewöhnlich damit, sich in Bienenstöcken mit Wachs und Honig vollzustopfen, bis sie sich schließlich verpuppen und zu Faltern werden. Doch Forscher der Brandon-Universität in der kanadischen Provinz Manitoba haben gezeigt, dass die Raupen auch problemlos von Polyethylen leben können. Aus diesem Kunststoff werden unter anderem Plastiksäcke hergestellt.

Zu verdanken haben die Raupen diese Fähigkeit Mikroben in ihrem Darm. Im Labor konnten 60 dieser Raupen 30 Quadratzentimeter eines Plastiksacks in weniger als einer Woche verputzen, wie die Forscher in einer Mitteilung schreiben.

Synergie von Raupen und Bakterien

Die Forscher haben zudem die für die Plastikverdauung verantwortlichen Mikroben isoliert und ebenfalls Plastik fressen lassen. Die Mikroorganismen konnten mehr als ein Jahr lang von Polyethylen als einzige Nahrungsquelle überleben. Allerdings funktionierte die Plastikbeseitigung weniger gut als bei den Raupen. Die Forscher vermuten, dass eine Form der Synergie zwischen Raupen und Darmbakterien den Plastikabbau beschleunigt.

Bryan Cassone, Co-Autor der Studie, sagt in der Mitteilung, die Plastikmüll-Krise sei viel zu groß, als dass man sie mit diesen Raupen lösen könnte. "Wir wollen mit unserer Forschung herausfinden, wie die Raupen und ihre Darmbakterien zusammenarbeiten, um Plastik derart effizient abbauen zu können. Mit diesem Wissen können wir dereinst bessere Werkzeuge entwickeln, um Plastik in der Umwelt loszuwerden."

Was tun mit dem produzierten Glykol?

Die Forscher haben zudem festgestellt, dass die Raupen in den Bienenstöcken solide Ausscheidungen haben, diese bei einer Plastikernährung jedoch flüssig sind. Die Raupen wandeln das Polyethylen in das Stoffwechselprodukt Glykol, einen Alkohol, um. "Wir haben noch keine Verwendung für dieses Glykol gefunden. Es braucht weitere Studien um herauszufinden, was dieses Glykol ist und ob man diesen Alkohol nutzbar machen kann", so Cassone weiter.

Dass die Raupe der Großen Wachsmotte Plastik vertilgt, berichteten Forscher um Paolo Bombelli bereits 2017. Allerdings war damals nicht klar, ob die Raupen Plastik wirklich verdauen oder nur zerkleinern. Die kanadischen Forscher erklären dazu in ihrer im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlichten Studie: "In einer Reihe von Experimenten präsentierten wir den Nachweis einer komplexen Beziehung zwischen einem intakten Mikrobiom, dem Abbau von Polyethylen niederer Dichte und der Produktion von Glykol als Stoffwechsel-Nebenprodukt." (jcg)

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