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Dieses Kraut treibt Allergiker zur Verzweiflung

Ragweed, oder auch Ambrosia genannt, breitet sich rasant aus, bedroht Ernten und löst starke Allergien aus.

Heute Redaktion
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Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) wird auch Ambrosia, Beifuß-Ambrosie, Traubenkraut, Aufrechtes Traubenkraut, Wilder Hanf oder mit seiner englischen Bezeichnung Ragweed genannt.
Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia) wird auch Ambrosia, Beifuß-Ambrosie, Traubenkraut, Aufrechtes Traubenkraut, Wilder Hanf oder mit seiner englischen Bezeichnung Ragweed genannt.
Bild: Wikipedia

Ungefähr 115.000 Pollenallergiker hierzulande reagieren stark auf Ragweed. In Ostösterreich tritt die Pflanze am häufigsten auf. Besonders schlimm wird die Belastung von Ende August bis Anfang September sein, wenn die Pflanze in voller Blütenpracht erstrahlt.

Bis zu einer Milliarde Pollenkörner

Sie setzt bis zu eine Milliarde Pollenkörner frei. Dabei müsste sie das nicht einmal, denn für Allergiker ist eine geringe Dosis ihrer Pollenkonzentration bereis ausreichend, um Beschwerden hervorzurufen. Hinzu kommt die beunruhigende Tatsache, dass die Pflanze sich im Juli schon ausbreitet und bisher 123 Funde in Österreich gemeldet wurden.

Um den Pollenwarndienst zu unterstützen, kann man eigene Funde dort melden. Die Pflanze selbst ist leicht zu erkennen, wird dennoch gelegentlich mit dem Beifuß verwechselt. Die Landesregierungen in Kärnten und Oberösterreich machen bei dem Ragweed-Finder nicht mit, Kärnten möchte das Problem ohne Pollenwarndienst lösen. Die anderen Bundesländer beteiligen sich.

Die Symptome ähneln jener anderer Pollenallergien. „Der klassische Heuschnupfen, Niesen, rote, juckende oder tränende Augen – bis hin zu Lungenbeschwerden", erklärt Katharina Bastl, Biologin beim Pollenwarndienst, im Gespräch mit ORF.at. „Es kann bis zu Asthma führen."

Erstmals soll das ursprünglich aus Nordamerika stammende Ragweed durch Saatgutlieferungen nach dem Zweiten Weltkrieg den Weg zu uns gefunden haben. Besonders in Ungarn, Serbien, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Teilen von Italien und Frankreich ist das Wachstum hoch.

Harmlos für die Natur, bedrohlich für Landwirtschaft und Allergiker

Da es sich bei Ragweed nicht um eine heimische Pflanze handelt,, steht sie nicht unter dem Schutz der Erhaltung. Für die sie umgebende Natur ist sie auch harmlos. Für die Bauern jedoch nicht. Sommerkulturen wie Soja, Mais, Kürbis und Erdäpfel sind jedes Jahr erneut bedroht. Vor allem auf Zuckerrübenfeldern scheinen sie sich gerne niederzulassen und diese regelrecht zu bedecken. Weil sie so viele Samen haben, sind sie bis zu 40 Jahre keimfähig.

Die einzige effektive Bekämpfung ist das Mähen oder Ausreißen der Pflanze. Die EU-Regelung für die Landwirtschaft verbietet jedoch 50 Prozent der Brachfläche vor dem 15. August zu mähen. Bis dahin würde die Ambrosia aber schon aufgeblüht haben. Bei Verstößen muss die Förderung zurückgezahlt werden.

Burgenland erlässt Ragweed-Gesetz

Am fortschrittlichsten in der Ragweed-Bekämpfung ist derzeit das Burgenland. Mit dem Ragweed-Gesetz möchte das Bundesland Eigentümer dazu verpflichten das Kraut zu vernichten. Bei Verstößen dagegen sollen Strafen bis zu 3.000 Euro eingefordert werden. Ab 1.1.2020 soll das Gesetz in Kraft treten. In anderen Bundesländern sind bisher keine gesetzlichen Vorkehrungen vorgesehen. Auch die ÖBB und Asfinag ergreifen Maßnahmen. Bei der Asfinag wurde der Mähzeitpunkt bereits optimiert. Bei den ÖBB seien vor allem Baustellen und Güterumschlagplätze Problemstellen.

Das Kraut konsequent und langfristig loszuwerden, scheint laut Ansicht der Botanikerin unwahrscheinlich zu sein. Mensch und Natur hätten im Laufe der Geschichte immer eine Anpassung vollzogen. Sie und ihr Team erforschen aktuell den Nutzen von Ragweed. Bisher konnten sie der Pflanze eine Herbizidwirkung nachweisen, die sie als ätherisches Öl einsetzbar macht. (GA)

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