Gesundheit

E-Zigaretten können Zahnfleisch schädigen

Verfechter des Vaping werden es nicht gern hören: Laut einer neuen Studie verändert der Dampf das Bakterienverhältnis im Mund – mit unschönen Folgen.

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    E-Zigaretten gelten als weniger schädlich als klassische Zigaretten. Harmlos sind sie dennoch nicht.
    E-Zigaretten gelten als weniger schädlich als klassische Zigaretten. Harmlos sind sie dennoch nicht.
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    E-Zigaretten gelten als weniger schädlich als Tabakzigaretten. Doch ganz ohne Nebenwirkungen sind auch sie nicht – unter anderem beeinflussen sie die Bakterienflora im Mund negativ, wie Forscher jetzt im Fachjournal "Science Advances" berichten.

    Die Folge: Hartnäckige Biofilme nehmen zu. Insgesamt ähnelte die Mundflora junger Vaper schon nach kurzer Zeit derjenigen von Patienten mit Zahnfleischentzündungen, so das Fazit des Teams um Zahnmediziner Sukirth M. Ganesan, der heute an der University of Iowa forscht.

    Bakterienmenge und Entzündungsmarker

    Für die Arbeit hatten die Wissenschaftler Proben des Zahnbelags in den Zahnfleischtaschen von 123 jungen, gesunden Probanden zwischen 21 und 35 Jahren genommen. Manche vapten seit drei Monaten, andere nutzten E-Zigaretten bereits seit einem Jahr. Einige der Probanden waren ehemalige Raucher, die umgestiegen sind, andere waren davor Nichtraucher und eine dritte Gruppe konsumierte beides abwechselnd.

    Mittels genetischer Analysen ermittelten Ganesan und seine Kollegen bei allen Teilnehmern die Artenzusammensetzung und Menge der Bakterien. Weiter untersuchten sie, welche Botenstoffe und Entzündungsmarker im und am Zahnfleisch vorhanden waren.

    Eine Mundflora wie bei Parodontose

    Ergebnis: Vaper entwickeln offenbar schon nach kurzer Zeit eine Mundflora, die derjenigen von Menschen mit einer Parodontose ähnelt. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung, bei der sich das Zahnfleisch zurückzieht und die Zähne ausfallen können.

    Konkret fanden die Forscher in den Mündern der Vaper einen erhöhten Anteil potenziell gesundheitsschädlicher Bakterienarten, eine höhere Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen wie Interleukin-2, Interleukin-6 und dem Tumornekrosefaktor Alpha und auch eine deutlich stärkere Bildung von Biofilmen vor. Dies unabhängig davon, ob die E-Zigaretten Nikotin enthielten oder nicht.

    Schnellere Veränderung als beim Rauchen von Tabak

    Die negativen Veränderungen in Mundflora und Immunreaktion waren laut den Forschern sowohl bei E-Zigaretten-Konsumenten zu sehen, die nie zuvor geraucht hatten, als auch bei den Ex-Rauchern, die umgestiegen waren. "Wenn man aufhört zu rauchen und dafür aufs Vapen umsteigt, bekommt man nicht die gesunde Mundflora zurück, sondern wechselt auf das bakterielle Profil der E-Zigaretten-Nutzer", erklärt Purnima Kumar. Dies auch dann, wenn Menschen sowohl Tabak- als auch E-Zigaretten nutzen.

    Auffällig war auch: Je länger die Vaper schon dampften, desto schlechter war es um ihre Mundflora gestellt. Während das zu erwarten war, überraschte eine weitere Erkenntnis der Studie. So scheinen E-Zigaretten deutlich schneller Einfluss auf die Bakterienzusammensetzung und die Entzündungswerte zu nehmen als Tabakzigaretten, wie es in der Studie heißt.

    Weitere Studien erforderlich

    Noch ist unklar, was für diesen Unterschied verantwortlich ist. Die Forscher vermuten aber, dass das an den typischen Inhaltsstoffen der E-Liquids liegt: "Die Kohlenstoffmoleküle Glyzerin und Glykol sind pure Nahrung für schädliche Bakterien", zitiert ORF.at Kumar.

    Ob es bei den Vapern bei den Vorstufen von Parodontose bleibt oder die Veränderungen tatsächlich zu Zahnfleischentzündungen und sogar Mundkrebs führen können, wie aufgrund der Daten anzunehmen ist, sollen weitere Studien zeigen.