Wien

Eskeles: Kulinarisches Kleinod kennt keine Krise 

Das Café Eskeles im Jüdischen Museum ist eigentlich kein Geheimtipp mehr. Und doch entdecken es viele erst durch Zufall – und kommen dann täglich.

Heute Redaktion
Herzliches Familienunternehmen: Nora Goldstein mit ihren beiden Söhnen, die in ihrer Freizeit engagiert im Service helfen.
Herzliches Familienunternehmen: Nora Goldstein mit ihren beiden Söhnen, die in ihrer Freizeit engagiert im Service helfen.
Helmut Graf

"Wenn man neu in ein Land kommt und die Sprache noch nicht kann, wird man Gastronom", scherzt Bela Goldstein. Er und seine Frau Nora Goldstein haben 2012 das Lokal im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse 11 (City) übernommen und sich für die Gastronomie entschieden.

Inzwischen haben sie in Wien zwei Standorte und viel Personalverantwortung. Und noch mehr Stammgäste. "Neunzig Prozent unserer Gäste sind Stammgäste. Manche kommen jeden Tag. Manche sogar mehrmals am Tag", so Nora Goldstein, die manchmal mit den Gästen plaudert und sich an alle ihre Namen erinnert.

Bela und Nora Goldstein mit ihren Bestsellern: Dem Rote-Rüben-Burger und dem gegrillten Ziegenkäse
Bela und Nora Goldstein mit ihren Bestsellern: Dem Rote-Rüben-Burger und dem gegrillten Ziegenkäse
Helmut Graf

Zur Mittagszeit muss man vorher reservieren, sonst bekommt man wahrscheinlich keinen Platz mehr. Besonders zur Mittagszeit kommen die vielen Angestellten aus den umliegenden Büros, die Museumsbesucher, die Stammgäste, die Touristen – sie alle wollen essen. Montag bis Freitag gibt es vier Mittagsmenüs zur Wahl:

Borekasteller, Falaffelteller und Gemüselaibchen – alle mit Hummus und Salat. Ein viertes Menü ist jeden Tag neu. Allen Menüs gemein ist, dass sie vegetarisch sind. Ein Menü inklusive Suppe kostet acht Euro, eine Mittagessen ohne Suppe sieben. Neben den Mittagsmenüs gibt es neun weitere Hauptspeisen zur Wahl.

Sagenhaft guter Kuchen

Zu den Bestsellern im Eskeles zählen die israelische Minz-Limonade "Limo Nana" um 2,80 Euro, der "Rote Rüben Burger mit Ziegenkäse" (10,90), der Borekasteller (7,00) – und natürlich die Eskeles Schnitte (Tipp!!!) um 4,80. Ein sagenhaft guter Kuchen aus Powidl, Preiselbeeren, Marillen, Mohn, Nuss, Marzipan und Schokolade.

Ganz ehrlich, den muss man wirklich probiert haben. Selbst Arnold Schwarzenegger war begeistert und hat bei seinem Besuch im Eskeles gleich mehrere davon verdrückt. Neu ist die "Sachertorte made by Eskeles" – ebenfalls köstlich macht sie dem Original ernsthaft Konkurrenz.

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    Das ist die berühmte Eskelesschnitte
    Das ist die berühmte Eskelesschnitte
    Helmut Graf

    Bela Goldsteins persönlicher Favorit auf der Karte sind die Borekas. Da ist er nicht der Einzige. "Ein Stammgast isst das täglich", lacht Nora Goldstein. Es waren diese Stammgäste, die dem Lokal während der langen Corona-Lock-Down Zeit die Treue hielten und so sein Überleben sicherten, erinnern sich die beiden dankbar.

    Jede Speise muss gut sein

    Innen hat das Eskeles circa 30 Plätze, draußen im Schanigarten weitere 16. Was den Goldsteins wichtig ist, ist "dass jeder Teller, der rausgeht, aufmerksam zubereitet wurde, dass die Zutaten eine hohe Qualität haben, dass sie regional und wenn möglich bio sind. Jede einzelne Speise muss gut sein". Dafür sorgen die Mitarbeiter aus vielen Nationen wie Ungarn, Syrien, Rumänien, Kroatien oder der Türkei. 

    Die Rezepte der orientalisch-vegetarischen Küche stammen von den Goldsteins selbst. "Wobei, wir kochen eigentlich nie nach Rezept sondern nach Geschmack" – aber für die Küche wurden die Rezepte zum Nachkochen dann doch verewigt. Apropos Küche: Sie hat nur neun Quadratmeter und zur Rushhour ist in ihr viel los. "Das funktioniert nur mit perfekter Vorbereitung", so Nora Goldstein – und einem eingespielten Team: Als "Heute" zu Gast war, lagen die Wartezeiten unter drei Minuten und der Service war sehr aufmerksam, fröhlich, freundlich und gut eingespielt. 

    Grünes Siegel für Nachhaltigkeit

    Das Lokal ist barrierefrei. Die Zutaten sind möglichst bio, die Verpackungen für die Speisen zum Mitnehmen sind aus Rohrohrzucker (biologisch abbaubar) und das Museum trägt draußen auch stolz eine grüne Plakette: "Das österreichische Umweltzeichen", für besonders hohe Standards beim Thema Nachhaltigkeit.

    Natürlich spüren die Goldsteins wie alle die Teuerung. Das Gemüse hat im Preis stark angezogen und die übrigen Zutaten auch. Aber noch wollen sie die Preise im Lokal nicht anheben, es geht sich noch aus, irgendwie. Sie arbeiten selbst mit, helfen mit aus. "Ich brauche es nicht, dass alle sehen, dass ich der Chef bin", so Bela Goldstein. Und es sei deshalb nicht erst einmal vorgekommen, dass Gäste dachten, er sei der Angestellte – und die Kellner die Inhaber, lacht das sympathische Ehepaar.

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