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Ein Kombi nicht wie alle anderen

1955 baute Chevrolet erstmals einen Kombi namens Nomad und gab damit den Startschuss für eine der kultigsten Modellreihen der Autogeschichte.

Heute Redaktion
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In einer Zeit als Geländewagen und Pick-Ups noch fast ausschließlich von Förstern, Bauern und Handwerkern gekauft wurden, erfreuten sich Kombis in den USA einiger Beliebtheit. Mitte der 1950er-Jahre machte sich General Motors deshalb daran, den Kombi-Markt neu aufzumischen. Im Jahr 1954 wurde dem Publikum erstmals ein Nomad gezeigt. Dabei handelte es sich um ein reines Showcar mit Kombiheck auf Basis der Corvette.

Aus der Kombi-Corvette mit Kunststoffkleid wurde dann doch nichts, der Name Nomad aber überlebte und erschien ein Jahr später auf Basis des Chevrolet Bel Air als dreitüriger Kombi. Und sah immer noch sehr schnittig aus.

Der spezielle Heckaufbau wirkte deutlich sportlicher als andere Kombis. Und der Bel Air als Basis stellte Synergien mit den übrigen Modellen sicher. Von 1955 bis 1957 wurde der Wagen mit jeweils jährlichen Anpassungen so gebaut.

Von drei zu fünf Türen

Für das Modelljahr 1958 wechselte der Nomad auf die neue Bel-Air-Plattform, die 22 cm länger als der Vorgänger war. Statt drei hatte der Kombi nun fünf Türen. Das Chassis der Neukonstruktion hatte einen x-förmigen Grundriss. Die Räder waren vorne einzeln an Trapez-Dreieckslenkern aufgehängt, hinten sorgte eine Starrachse mit Schraubenfedern für die Radführung.

Das Styling zeigte die Einflüsse der Showcars auf das Serienautomobil: geschweifte Heckflossen, Doppelscheinwerfer, Kühler über die gesamte Wagenfront. Mit 5,31 Metern Länge und 1,97 Metern Außenbreite war der neue Chevrolet ein wirklich ausgewachsenes Automobil, was auch durch den Radstand von 2,98 Meter dokumentiert wurde.

Für das zweite Baujahr 1959 wechselte der Nomad auf die noch luxuriösere Impala-Plattform. Im Jahr darauf wurde das Styling umgestaltet, wirkte nun etwas konventioneller. Auffallend war zudem die Rückkehr seitlicher Ornamente auf den Karosserieflanken. 1961 war das letzte Jahr für den Nomad der bisherigen Ausprägung, erst 1968 gab es dann wieder Kombi-Varianten, die Nomad hießen.

Viel Eisen

Mindestens 1,8 Tonnen schwer war der fünftürige Kombi mit der nach unten öffnenden Heckklappe, die nach oben durch eine rahmenlose Scheibe abgeschlossen wurde. Gegen dieses Gewicht ließ der V8-Motor rund 172 SAE-Pferdchen anrennen, die bei 4.200 Umdrehungen zur Höchstform aufliefen. Immerhin war so auch eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 160 km/h möglich, zu den Langsamen gehörte man also auch mit dem Kombi nicht im Jahr 1960.

Ein großes Auto

Dass der Nomad ein mächtiges Auto ist, sieht man nicht nur von außen, sondern spürt es auch hinter dem Lenkrad. So weit weg erscheint einem die rechte Seitentüre oder die hintere dem Straßenrand zugeordnete Wagenecke selten. Dabei ist der Chevy durchaus übersichtlich und einfach zu fahren.

Gestartet wird ganz normal mit Zündschlüssel, die Automatik per Wählhebel an der Lenksäule bedient. Die Federung ist amerikanisch-typisch weich, der Vortrieb erweist sich für alle Verkehrsverhältnisse als ausreichend. Sparsamkeit sollte man nicht erwarten, aber dank 81-Liter-Tank muss man trotzdem nicht ständig an der Tankstelle vorbeifahren.

1960 gab es in Europa noch kaum Kombis. Die Amerikaner aber hatten diese Art Fahrzeuggattung bereits schätzen gelernt und Chevrolet lieferte mit dem Nomad ein überzeugendes Angebot. Und heute wirkt der Nomad richtig cool mit seinen interessanten Karosseriedetails.

Weitere Informationen, viele Bilder und ein Tonmuster gibt es auf www.zwischengas.com.