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Ein US-Ford für Europa: Wir erforschen den Explorer

In den USA gibt es den Ford Explorer seit 1990 – jetzt gibt es den mächtigen Siebensitzer auch bei uns. Das Platzangebot und Power beeindrucken.

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    Der Explorer wird in den USA gerne von der Polizei verwendet.
    Der Explorer wird in den USA gerne von der Polizei verwendet.
    Jörg Michner

    Der Explorer hat einen Motor, der auf der Autobahn viele Fahrzeuge stehen lässt. Das würde man bei so einem Schlachtschiff gar nicht vermuten. Im 2,5 Tonnen schweren SUV stecken ein 3 Liter großer V6-Motor, unterstützt von einem Elektromotor, die 457 PS mit heftigen 825 Nm maximalem Drehmoment auf die Straße bringen. Dabei helfen eine 10-Gang-Automatik und Allradantrieb.

    In Europa ist der Plug-in-Hybrid die einzig angebotene Motorisierung, zur Auswahl stehen die Ausführungen ST-Line (89.600 Euro) oder Platinum (90.600 Euro). Allerdings gibt es derzeit noch den Explorer zum Aktionspreis von 80.200 Euro. Als einzige Extras darf man sich die Farbe und eine Anhängervorrichtung aussuchen.

    Gelungenes Design

    Ford ist es gelungen, den Explorer bullig und schnittig gleichzeitig zu designen – keine leichte Aufgabe bei knapp über 5 Meter Länge, 2,28 Meter Breite (mit Außenspiegel) und 1,77 Meter Höhe. Ein Kunde kam am Supermarkt-Parkplatz her und zeigte sich schwer begeistert vom Explorer: "Was ist das für ein Ford? Sowas habe ich noch nie gesehen - wow!"

    Leider kann man dieses Kompliment im Innenraum nur bedingt weitergeben, denn der ist typisch amerikanisch: Das heißt, einerseits gibt es massenhaft Platz dank 3,03 Meter Radstand und drei Sitzreihen, die immer noch 330 Liter Kofferrauminhalt zulassen. Und natürlich eine Menge große Getränkehalter und allerlei Komfortfunktionen wie Sitzheizung und -kühlung, 230-Volt-Stromanschluss oder auch Massagesitze. Es gibt nicht viel an Ausstattung, was der Explorer nicht hat (da fällt einem zum Beispiel ein Head-up Display ein).

    Zu viel Plastik

    Andererseits muss man sich mit sehr viel Plastik und Kunststoff im Innenraum auseinandersetzen, das zwar grundsätzlich robust aber billig wirkt. Und bei der Fußraumabdeckung wurde unter den Vordersitzen nichts fein zusammengenäht sondern die zwei Matten wurden einfach abgeschnitten und überlappend aufeinander gelegt. Das ist nicht, was man bei einem 90.000 Euro teuren Fahrzeug erwarten würde.

    Auch der lobenswerterweise vertikale Infotainment-Screen wirkt mit seinen 12,3 Zoll Diagonale recht klein in dem großen Wagen und etwas lieblos in das Armaturenbrett eingesetzt. "Hast du dein eigenes Tablet reingesteckt?", fragte ein Freund.

    6 Sekunden für Tempo 100

    Doch wenn man über diese Dinge hinweg sieht, dann ist der Explorer ein sehr lässiges Fahrzeug, das sich richtig gut fährt. Auch wenn es in sechs Sekunden Tempo 100 erreicht, ist es doch äußerst komfortabel und man ist auf langen Fahrten richtig bequem und entspannt unterwegs. Das Fahrwerk ist zum Glück nicht amerikanisch sondern kommt anstandslos mit den engen, kurvigen europäischen Straßen zurecht.

    Der Elektromotor alleine schafft 42 Kilometer, hilft aber hauptsächlich im Normalbetrieb beim Verbrauch. Wenn man geschickt cruiset, dann kann man sogar mit 100 km/h kurzzeitig rein elektrisch unterwegs sein. Den versprochenen Verbrauch von 3,1 Liter auf 100 Kilometer verfehlten wir aber erwartungsgemäß deutlich. Zehn Liter dürfen es schon sein, aber wenn man sich ehrlich ist, ist das für ein Auto mit diesem Gewicht und diesen Maßen (und dieser Power) keine Schande.

    Als Fazit bleibt, dass der Explorer ein wirklich gelungenes Auto ist. Viel Platz, viel Ausstattung, gelungenes Design, und man ist richtig gerne mit ihm unterwegs, solange man keine Plastikallergie hat. Aber ein gehobenerer Innenraum würde den Preis auch noch ein bisschen mehr in die Höhe treiben.