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Eine Flasche Wein ist so schlimm wie 10 Zigaretten

Nicht nur Zigaretten, auch Bier, Schnaps und Wein können Krebs verursachen. Forscher haben nun die Auswirkungen von Tabak und Alkohol verglichen.

Heute Redaktion
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Eine Flasche Wein pro Woche? Das hört sich erst mal nicht nach viel an. Doch gemessen an dem, was die Menge im Laufe der Jahre auslösen kann, sind wöchentlich 750 Milliliter vergorener Traubensaft doch eine Menge. Darauf lässt zumindest eine im Fachjournal "BMC Public Health" publizierte Studie schließen.

Für diese haben Forscher um Theresa Hydes von der University of Southampton das Krebsrisiko von Alkohol- und Tabakkonsum miteinander verglichen.

Risiko vom Geschlecht abhängig

Dabei zeigte sich, dass der Konsum von einer Flasche Wein pro Woche das Risiko für die Entstehung von Krebs in dem gleichen Maße erhöht wie das Rauchen von bis zu zehn Zigaretten pro Woche.

Wie viele Zigaretten man anstelle einer Flasche Wein rauchen kann, hängt laut den Wissenschaftlern vom Geschlecht der Konsumenten ab: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das 'Zigarettenäquivalent' einer Flasche Wein für Männer fünf und für Frauen zehn Zigaretten pro Woche beträgt", so Hydes in einer Mitteilung der Hochschule.

Je mehr Alkohol, desto größer die Krebsgefahr

Konkret heißt das: Wenn 1.000 Männer und 1.000 Frauen jeweils eine Flasche Wein pro Woche trinken, entwickeln zehn Männer und 14 Frauen irgendwann in ihrem Leben Krebs – aufgrund von Alkohol. Bei wöchentlich drei Flaschen Wein wären es 19 Männer und 36 Frauen, die Krebs entwickeln würden. Bei Männern scheint dieses Risiko in erster Linie mit Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes verbunden zu sein, bei Frauen dagegen vor allem mit Brustkrebs.

Insgesamt wird Alkohol mit sieben Arten von Krebs in Verbindung gebracht, darunter Brust-, Leber-, Speiseröhren-, Mund- und Darmkrebs. "Doch im Gegensatz zum Rauchen ist dies in der Öffentlichkeit nicht so bekannt", so Hydes in einem Blogbeitrag. Um das zu ändern und die von Alkohol ausgehende Gefahr bekannter zu machen, habe man den Vergleich mit Zigaretten gezogen.

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Geteilte Meinungen

Andere Experten sind weniger davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist, wie sie auf Sciencemediacenter.org zum Ausdruck bringen.

John Britton von der Universität Nottingham etwa gibt an, nicht sicher zu sein, ob Menschen aufgrund der Erkenntnisse ihr Verhalten ändern würden. Außerdem rauchten nur wenige Raucher so wenige Zigaretten pro Woche – und diejenigen, die mehr rauchen würden, hätten auch ein signifikant erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen im Vergleich zu Nichtrauchern oder zu Menschen, die eine Flasche Wein pro Woche trinken würden.

Auch Minouk Schoemaker vom Institute of Cancer Research kritisiert gegenüber der BBC, dass die Studie nur Krebs berücksichtige. Zudem sei die Sache nicht so einfach: "Das Gesamtbild des Krebsrisikos ist enorm komplex und differenziert. Daher ist wichtig zu wissen, dass diese Studie einer Reihe von Annahmen unterliegt."

Doch auf welcher Seite man auch stehen mag: Unbestritten ist, dass Rauchen und übermäßiges Trinken ungesund sind. (fee)