Niederösterreich

Emotionaler Wahlkampf der Ärzte geht zu Ende

Am 2. April wird über die Zusammensetzung der Ärztekammer in Niederösterreich entschieden. Die Emotionen kochten in den letzten Wochen über.

Tanja Horaczek
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Die Zusammensetzung der Ärztekammer in NÖ wird am 2. April entschieden.
Die Zusammensetzung der Ärztekammer in NÖ wird am 2. April entschieden.
Privat

In den letzten Wochen kochten die Emotionen in diversen Ärztechats auf WhatsApp und Facebook hoch. Die Stimmung lief teilweise aus dem Ruder. Der Grund: Es herrschte Wahlkampf! Während in anderen Bundesländern die Ärzteschaft ihre Interessensvertretung bereits neu gewählt hat, wird über die Zusammensetzung der Ärztekammer in Niederösterreich erst am 2. April entschieden.

53 Mandate werden vergeben

Genau genommen, wurden die meisten Stimmzettel bereits per Briefwahl abgebeben. 8.168 Personen aus der Ärzteschaft sind wahlberechtigt. 53 Mandate in der Vollversammlung werden vergeben. Dass es in Wahlkämpfen der Ärzteschaft besonders turbulent zugeht, erstaunt Beobachter immer wieder. Eine der neun wahlwerbenden Fraktionen setzte im laufenden Wahlkampf sogar auf Vergleiche mit Affen, um ihre Gegner zu attackieren. Andere hinterließen mit persönlichen Untergriffen auf Kollegen teilweise verbrannte Erde. Dies könnte sich durchaus auf die nach der Wahl nötig werdenden Koalitionsverhandlungen auswirken, analysieren Kenner der Ärzteszene.

Denn, dass eine der neun antretenden Fraktion eine absolute Mehrheit erringt, um die Geschicke der Ärzteschaft in den nächsten fünf Jahren allein bestimmen zu können, ist äußerst unwahrscheinlich. Auch der bisherige und nun aus privaten Gründen aus dem Amt scheidende Präsident, Dr. Christoph Reisner, regierte in den letzten Jahren mit einer Koalition.

Dabei stehen große Herausforderungen für die Ärzte an. Etwa wie man die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Zukunft sichert und den Beruf der Hausärzte wieder attraktiviert. Vor allem am Land werden unterschiedliche Ordinationsformen überlegt. Einerseits setzt man auf die bewährten Niederlassungsformen der Hausärzte, andererseits will man Gruppenpraxen mit mehreren Ärzten oder Primärversorgungszentren aufbauen.

Es rumort innerhalb der Ärzteschaft

Wie überall, spießt es sich auch an der Finanzierung. Auch in Hinblick auf die Honorare für Kassenvertragsärzte rumort es kräftig innerhalb der Ärzteschaft. Hier verlangt man mehr Entgegenkommen seitens der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Immerhin habe man die Jahre der Pandemie mit höchstem Engagement seitens der Ärzteschaft geschultert, fühlt sich dafür von der Politik jedoch zu wenig wertgeschätzt. Dies gilt sowohl für die niedergelassenen, selbständigen als auch die angestellten Ärzten in den Spitälern.

Prognosen über den Wahlausgang seien zum jetzigen Zeitpunkt schwer, heißt es aus Insiderkreisen. Eine Rolle spielt vermutlich auch die Wahlbeteiligung. Bei der Wahl 2017 lag sie knapp unter 50 Prozent. Erstaunlich gering eigentlich für eine sehr streit- und diskussionsfreudige Berufsgruppe.

Interessantes Ergebnis der Corona-Maßnahmengegner

„Wenn nur knapp 50 Prozent der Ärzteschaft wählen geht, darf man sich nicht wundern, wenn Verhandlungspartner dieser so wichtigen Berufsgruppe nicht das erforderliche Maß an Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegenbringt“, meint ein Vertreter der niedergelassenen Ärzte. Interessant wird auch das Abschneiden der Corona-Maßnahmengegner unter den Ärzten, sowie der Homoöpathen, die jeweils mit einer eigenen Gruppe antreten.