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Entführte "Maria" gibt nun Maddies Eltern Hoffnung

Heute Redaktion
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Der Fall um die kleine, blonde Maria mit den grünen Augen berührt ganz Europa: Die Polizei veröffentlichte am Montag Nachmittag Fotos von Maria und ihren nicht leiblichen Eltern, bei denen sie aufgewachsen ist. Man erhofft sich so, mehr über die Identität ihrer leiblichen Eltern zu erfahren. Die Polizei ermittelt nun, ob ein internationaler Kinderhändler-Ring hinter dem Fall steckt.

Hoffnung.

Mit der Publikation von Fotos der nicht leiblichen Eltern der kleinen, blonden Maria, Zahlreiche Paare haben sich gemeldet, die behaupten, dass das Kind von ihnen ist. Dass Christos Salis (39) und Eleftheria Dimopoulou, 40 (s. Foto oben) nicht ihre wahren Eltern ist, hat eine DNA-Analyse zweifelsfrei ergeben. Zur Herkunft des Kindes hatten die beiden widersprüchliche Angaben gemacht. Sie wurden wegen Kindesentführung festgenommen und von einem Haftrichter vernommen.

Sie bestreiten aber, das Kind entführt zu haben und behaupten, eine Baumwollpflückerin hätte es ihnen überlassen. Der Fall hat in der Athener Stadtverwaltung zu Konsequenzen geführt. Am Montag stellte der Bürgermeister der griechischen Hauptstadt, Giorgos Kaminis, vier leitende Standesbeamte vom Dienst frei. Das Auffinden des Mädchens am Donnerstag hatte große Unregelmäßigkeiten vor allem im Athener Standesamt aufgezeigt, wo das Kind erst in diesem Frühjahr unter Vorlage falscher Papiere angemeldet wurde.

Mutter aus Bulgarien?

Am Montag wurde bekannt, dass die Mutter Bulgarierin sein soll und das Kind für 500 Euro verkauft hat. Das berichteten Medien in Griechenland und Bulgarien. Den Informationen zufolge soll sich die Frau in Athen aufhalten. Während die Ermittler glauben, das Kind wurde nach seiner Geburt entführt, behauptet das Paar, Maria sei von ihrer leiblichen Mutter weggegeben und über Dritte an sie weitervermittelt worden. Das Mädchen habe man beim Standesamt in Athen als leibliches Kind eintragen lassen, um Kindergeld zu erschleichen.

Weiters hat jetzt ein Zahnarzt festgestellt, dass die möglicher Weise entführte Maria mindestens fünf bis sechs Jahre alt, statt nur vier ist. Das Ehepaar, bei dem Maria entdeckt wurde, sagte am Montag vor dem Haftrichter aus. Der 39-jährige Mann blieb bei seiner Aussage, nach der eine Bulgarin dem Paar das Kind anvertraut habe, weil sie es nicht großziehen könne. Den Behörden bot der Mann demnach Hilfe bei der Suche nach den leiblichen Eltern des Kindes an.

Kind nicht auf Vermisstenliste

Das mutmaßlich entführte Mädchen Maria in Griechenland wird nicht von der internationalen Polizeibehörde Interpol gesucht. Dies berichteten Medien des Landes am Dienstag unter Berufung auf Polizeiquellen. Demnach beantwortete die Interpol-Zentrale in Lyon eine Anfrage der griechischen Ermittler negativ.

Die von den Behörden eingesandten DNA-Proben stimmten nicht mit dem Erbgut von 606 weltweit vermissten Personen überein, das Interpol vorliegt. Auf der Interpol-Liste seien auch 61 Kinder im ungefähren Alter des in Griechenland gefundenen Mädchens.

Wie ein Tanzbär vorgeführt

Zwei Videos zeigen es zudem, wie es von den "Eltern" zum Tanzen angehalten wird. Ein Sprecher einer Kinderschutzorganisation sagte, Maria sei wie ein "Tanzbär" behandelt worden – dank der blonden Haaren hätte sie bei den Zuschauern für mehr Spenden sorgen sollen.

Maria Opfer eines Kinderhändlerrings?

Die Roma-Familie soll noch weitere 13 Kinder haben. Drei davon fand die Polizei ebenfalls im Lager in Farsala. Während die falschen Eltern in Haft sitzen, wird Maria von einer Kinderhilfsorganisation betreut. Die Polizei vermutet, dass die blonde Maria das Opfer eines internationalen Kinderhändler-Ringes sein könnte und hat deswegen auch Interpol eingeschaltet. Die DNA-Tests der anderen drei gefundenen Kinder stehen noch aus.

Die Polizei glaubt nun, dass auch der 1991 auf Kos entführte Brite Ben Needham (damals 21 Monate) von Roma entführt worden sein könnte. Und: Sie glauben, dass auch ihre Tochter eines Tages wieder auftaucht.

 
Bulgarien und Griechenland sind seit einigen Jahren mit einem florierenden Babyhandel auf beiden Seiten der Grenze konfrontiert. Wohlhabende kinderlose Paare aus Griechenland lassen es sich bis zu 30.000 Euro kosten, um auf illegalem Weg an ein Kind zu kommen. Ein umstrittenes nationales Gesetz ermöglicht neben staatlichen auch private Adoptionen.

Und im ärmsten EU-Land Bulgarien stellen Nichtregierungsorganisationen und staatliche Stellen fest, dass der Kinderhandel unter den oft mittellosen Roma-Clans blüht. Hochschwangere Frauen werden überredet, ihr Kind zur Adoption freizugeben und zur Entbindung nach Griechenland gebracht. Die dort geborenen Babys werden an griechische Paare verkauft, wobei der Großteil des Geldes in die Taschen der Mittelsmänner wandert. Gemeinsame Ermittlungen der bulgarischen und griechischen Behörden gegen die sogenannte Baby-Mafia blieben bisher ohne nennenswerte Erfolge.