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Er fuhr rückwärts genauso schnell wie vorwärts

Heute Redaktion
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Zu Zeiten, als nur Amerikaner Automatik boten, war der DAF mit seiner Variomatic ein Exote - aber einer, den man lieben und im Alltag schätzen lernte.

Zu Zeiten, als nur Amerikaner Automatik boten, war der DAF mit seiner Variomatic ein Exote – aber einer, den man lieben und im Alltag schätzen lernte.
Die Firma DAF geht auf den Unternehmer und Tüftler Hub van Doorne zurück, der in den 1920er-Jahren in Eindhoven in den Niederlanden damit begonnen hatte, Geländer und Veloständer zu produzieren. Ab den Dreißigerjahren fokussierte man sich zuerst auf den LKW-Anhängerbau, bald kamen Zugfahrzeuge und ganze Lastwagen dazu.

Für die autohungrige Nachkriegszeit entwickelten die niederländischen Ingenieure dann den Kleinwagen DAF 600, dessen Konstruktion mit vielen Besonderheiten überzeugte und neue Käufersegmente erschloss.

Mit stufenlosem Getriebe und ohne Differential

Drei Dinge waren es, die den DAF-Kleinwagen gegenüber der Konkurrenz, die vorwiegend auf heckmotorgetriebene Kleinwagen setzte, auszeichnete. Der DAF 600 verzichtete auf ein Differential an der angetriebenen Hinterachse. Der luftgekühlte Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor lag vorne und seine Kraft wurde via Kardanwelle und zwei stufenlosen Keilriemengetrieben auf die beiden Hinterräder geführt. Heute würde man von einer Continuously Variable Transmission, kurz CVT, sprechen.

Statt einer normalen Kupplung gab es eine Fliehkraftkupplung, die ähnlich wie beim Citroën 2 CV funktionierte. Alle Räder waren einzeln aufgehängt, vorne mit unterer Querblattfeder und senkrechten Führungsrohren sowie eingebauten Teleskop-Stossdämpfern, hinten in Form einer Pendelachse mit Dreieckschräglenkern und Schraubenfedern.

Ungewöhnliche Reife

Der DAF 600 (und noch mehr der stärkere DAF 750 ab 1961) wirkte von Anfang an überraschend ausgereift und wirkte erwachsener als die meisten seiner Kleinwagenkonkurrenten. Vor allem die Rücksitze, aber auch die Vordersitze wurden als überaus bequem beschrieben, die Rundumsicht war ausgezeichnet und die Ausstattung komfortabel.

Richtig schnell war der 3,6 Meter lange Wagen natürlich nicht, mehr als 90 km/h (105 km/h beim DAF 750) waren kaum möglich, für den Sprint von 0 bis 80 km/h genehmigte sich der merklich heulende Vierplätzer 38 Sekunden. Dafür war er mit rund 6 Litern pro 100 km sparsam und er war auch günstig zu kaufen.

In einer Beziehung war der DAF allerdings absolute spitze: Dank seines Wendegetriebes konnte er rückwärts genauso schnell gefahren werden wie vorwärts. Das war einzigartig.

Von Frauen geschätzt

Der grösste Konkurrenzvorteil des kleinen DAF aber war die Einfachheit, mit der er sich fahren ließ. Man stellte den Hebel zwischen den Vordersitzen auf "vorwärts", startete den Motor mit dem Zündschlüssel und drückte auf das Gaspedal. Ruhig und – wegen seiner Motor-Gummilagerung – weich vibrierend setzte sich der Kleinwagen in Bewegung. Ab da musste sich der Fahrer oder die Fahrerin nur noch auf den Verkehr konzentrieren.

Dass Drehzahl und Geschwindigkeit wegen der Variomatic, so hieß das Getriebe, nicht immer übereinzustimmen schienen, störte vor allem die Männer, während die Frauen den Antriebskomfort schätzten und sich auch über den sehr engen Wendekreis (9,5 Meter) freuten. Dass dazu noch mit 360 kg viel Zuladung mitgenommen werden konnte, machte den Wagen noch nützlicher.

Weitere Informationen zum DAF 750 "Daffodil" gibt es zusammen mit vielen Bildern auf .