Gesundheit

"Eris" – so gefährlich ist die neue Corona-Variante

Die EG.5-Variante "Eris" zeigt weltweite Verbreitung und wurde von der WHO jetzt als "Variante von Interesse" eingestuft. Gefahr bestehe noch keine.

Sabine Primes
Am 5. Mai 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den globalen Corona-Gesundheitsnotstand aufgehoben, doch das Virus bleibt und entwickelt sich weiter. Das liegt in seiner Natur.
Am 5. Mai 2023 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den globalen Corona-Gesundheitsnotstand aufgehoben, doch das Virus bleibt und entwickelt sich weiter. Das liegt in seiner Natur.
Getty Images/iStockphoto

Alle Viren, auch SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 verursacht, verändern sich mit der Zeit. Die meisten Veränderungen haben wenig bis keine Auswirkungen auf die Eigenschaften des Virus. Einige Veränderungen können sich jedoch auf die Eigenschaften des Virus auswirken, z. B. darauf, wie leicht es sich ausbreitet, auf die damit verbundene Schwere der Erkrankung oder auf die Leistungsfähigkeit von Impfstoffen, therapeutischen Medikamenten, Diagnoseinstrumenten oder anderen Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit.

EG.5 – "Eris"

Jetzt hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine neue "Variante von Interesse": Eris – benannt nach der griechischen Göttin der Zwietracht und des Streits. Bei "Eris" beziehungsweise Omikron EG.5.1 handelt es sich um einen Nachkomme von XBB.1.9.2. (Hyperion) mit einer zusätzlichen Spike-Mutation, die dem Virus wahrscheinlich hilft, der Immunantwort zu entkommen, so das Neherlab mit Sitz am Biozentrum der Universität Basel in der Schweiz.

"EG.5 wurde erstmals am 17. Februar 2023 gemeldet und am 19. Juli 2023 als 'Variante unter Beobachtung (VUM)' ausgewiesen. Mit dieser Risikobewertung bezeichnen wir EG.5 und seine Unterlinien als eine 'Variante von Interesse (VOI)'", schreibt die WHO.

Welche Gefahr geht von "Eris" aus?

"Auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse wird das von EG.5 ausgehende Risiko für die öffentliche Gesundheit auf globaler Ebene als gering eingestuft", erklärt die WHO. "EG.5 hat zwar eine erhöhte Prävalenz, einen Wachstumsvorteil und die Fähigkeit, dem Immunsystem zu entkommen, gezeigt, doch wurden bisher keine Veränderungen der Krankheitsschwere gemeldet." Aufgrund seines Wachstumsvorteils und seiner immunologischen Ausbruchsmerkmale könnte EG.5 jedoch einen Anstieg der Fallzahlen verursachen und in einigen Ländern oder sogar weltweit dominieren.

Unter anderem nimmt das Infektionsgeschehen in Asien wieder mehr Fahrt auf: "Zwar wurde in Ländern wie Japan und der Republik Korea ein gleichzeitiger Anstieg des Anteils von EG.5- und COVID-19-Krankenhausaufenthalten (niedriger als in früheren Wellen) beobachtet, doch wurde kein Zusammenhang zwischen diesen Krankenhausaufenthalten und EG.5 hergestellt." Auch in Europa ist "Eris" schon angekommen. In Großbritannien soll schon jede siebte Covid-Erkrankung auf die neue Variante zurückgehen. 

"Die Variante "Eris" EG.5.1, eine Tochter von XBB.1.9.2, ist in Europa und weltweit im Kommen. Zusammen mit der Absetzimmunität nach einem ruhigen Sommer auf der Nordhalbkugel, dem bevorstehenden Herbstbeginn und dem Schulbeginn werden wir deutlich mehr Infektionen sehen", prophezeit Molekularbiologe Ulrich Elling.

Situation in Österreich

Die epidemiologische Entwicklung von Corona wird in Österreich nur noch mittels Abwasseranalyse an 48 Kläranlagen durchgeführt. Diese geben Auskunft über die Hälfte der Bevölkerung. Aktuell gehe daraus kein Infektionsanstieg hervor, teilt das Gesundheitsministerium mit. Jedoch wurde im Juli keine Probe ausgewertet. Die letzte Auswertung stammt aus dem Juni 2023. Diese zeigte eine leichte Vorherrschaft von EG.5. Nicht zu vergessen ist, dass in der Bevölkerung aufgrund der Impfungen und bisherigen Infektionswellen eine (noch) relativ gute Immunität besteht. Die letzte Welle im Frühjahr wurde von XBB dominiert, und da EG.5 ein Abkömmling davon ist, dürfte die Immunität auch dagegen noch wirken. 

Ulrich Elling rechnet jedoch mit einer neuen Welle im Herbst – allerdings nicht dramatisch. Schulbeginn, Urlaubsrückkehrer und wieder verstärkte Aufenthalte in geschlossenen Räumen tragen zu einer konzentrierten Viruszirkulation bei. XBB-angepasste Impfstoffe sind in Vorbereitung. Die Zulassung für den angepassten mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer wird für Ende August erwartet, Moderna im September. Der Proteinimpfstoff von Novavax kommt etwas später, weil dieser komplizierter in der Herstellung ist. Das Nationale Impfgremium (NIG) wird zeitgerecht Impfempfehlungen aussprechen.