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Erneut Gewalt bei Protesten in Tunis

Heute Redaktion
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Bei den regierungskritischen Protesten in der tunesischen Hauptstadt Tunis ist es erneut zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte nach lokalen Medienberichten Tränengas ein, um eine Eskalation der Situation zu verhindern. Zuvor sollen Demonstranten die Sicherheitskräfte mit Steinen attackiert haben.

Auslöser der seit Mittwoch andauernden Proteste ist die vermutlich politisch motivierte Ermordung des laizistischen Oppositionspolitikers Chokri Belaid. Dessen Familie und politische Weggefährten machen die islamistische Regierungspartei Ennahda für das Attentat verantwortlich. Sie weist die Vorwürfe zurück.

Hunderte Menschen protestierten

Hunderte Menschen sind in Tunesien erneut aus Protest gegen die islamistische Regierung auf die Straße gegangen. In der zentralen Stadt Gafsa kam es vor dem Sitz der Provinzregierung zu gewaltsamen Zusammenstößen, als ein Molotow-Cocktail auf Polizisten geschleudert wurde, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Beamten setzten daraufhin Tränengas gegen die Menge ein.

In der Hauptstadt Tunis skandierte die Menge: "Das Volk will den Sturz des Regimes." Die Demonstranten zogen durch die schwer gesicherte Habib-Bourguiba-Allee zum Innenministerium. Die Sicherheitskräfte schritten zunächst nicht ein. Zuvor hatten sich die Beamten in Bussen, Kleinlastwagen und Gefangenentransportern entlang der Allee in Stellung gebracht, die bereits mehrfach Schauplatz heftiger Proteste war.

Organisiert wurden die Protestmärsche von der oppositionellen Volksfront, ein Bündnis linksgerichteter Parteien, dem auch der am gestrigen Mittwoch ermordete Oppositionspolitiker Chokri Belaid angehört hatte. Er war von Unbekannten erschossen worden, als er in der Früh sein Haus verlassen wollte. Daraufhin hatten landesweit Proteste und teils heftige Krawalle eingesetzt. Hunderte Menschen, darunter auch bekannte Persönlichkeiten des Landes, zogen am Donnerstag in Gedenken an Belaid zum Geburtshaus des ermordeten Politikers in einem Viertel im Süden von Tunis. Seiner dort versammelten Familie sprachen sie ihr Mitgefühl aus.