Wirtschaft

Erste Group baut Verlust: Chef Treichl will bleiben

Heute Redaktion
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Die börsennotierte Erste Group hat am Donnerstagabend schlechte Nachrichten geliefert: Für heuer erwartet das Institut einen Nettoverlust von 1,4 bis 1,6 Milliarden Euro. Der Grund: Die Bank muss für Ungarn und Rumänien mehr für faule Kredite zur Seite legen. Damit dürften die Risikovorsorgen von ursprünglich veranschlagten 1,7 Milliarden auf 2,4 Mrd. Euro steigen. Die Aktie verlor am Freitag mehr als 15 Prozent. Erste Group-Chef Andreas Treichl will trotzdem weitermachen.

Die börsennotierte zur Seite legen. Damit dürften die Risikovorsorgen von ursprünglich veranschlagten 1,7 Milliarden auf 2,4 Mrd. Euro steigen. Die Aktie verlor am Freitag mehr als 15 Prozent. Erste Group-Chef Andreas Treichl will trotzdem weitermachen.

Andreas Treichl sieht seine Position nach der Bekanntgabe des Riesen-Nettoverlusts von bis zu 1,6 Milliarden Euro für 2014 nicht gefährdet. Wenn man die Entwicklung der Bank in den vergangenen 10 Jahren betrachte, werde der Aufsichtsrat bestätigen, dass er der richtige Mann an der Spitze sei, so Treichl im Ö1-Gespräch.

"Wird Zeit geben, wo sich Aktionäre freuen"

Mit den aktuellen Kreditabschreibungen habe man "die Probleme der Finanzkrise hinter uns gelassen" und bleibe eine der kapitalstärksten Banken in Osteuropa. Ungeachtet der teuren Belastung durch neue Kreditwertberichtigungen (Ungarn, Rumänien) hält Treichl an den dortigen Banktöchtern fest. "Es wird eine Zeit geben, wo sich die Aktionäre freuen, dass wir in Rumänien und Ungarn sind."

In Ungarn geht es um Belastungen aus einem neuen Bankengesetz, das die Banken in dem Land zu Rückzahlungen an Fremdwährungskreditnehmer zwingen wird.

"Haben Probleme in einigen Ländern"

In steht ein "Werthaltigkeitstest" für alle dortigen immateriellen Vermögenswerte (Firmenwert, Marke, Kundenstock) für in Summe 800 Mio. Euro an. "Dies kann zu einer Komplettabschreibung dieser Vermögenswerte führen", so die Erste. Dabei könnte es auch zu einer Abschreibung latenter Steuern von rund 200 Mio. Euro kommen.

Im ORF-"Mittagsjournal" stellte Treichl in Abrede, dass die Bilanzen in den vergangenen Jahren zu positiv gewesen wären oder dass man sich in der Ersten das eine oder andere schöngeredet habe. "Wir haben Probleme in einigen Ländern", sagte der Banker, das werde immer wieder kommen. Es gebe eine sehr große Finanzwirtschaftskrise und es gebe auch politisch extrem schwierige Umstände, "mit denen wir nicht gerechnet haben."

"Alle Ausfälle abdecken"

Mit dem jetzigen drastischen Kehraus hat die Erste nach eigenen Angaben so viel vorgesorgt, "dass wir alle Ausfälle abdecken können" und womit man sicher stelle, "dass wir auch bei schwacher wirtschaftlicher Entwicklung Gewinne erwirtschaften". "Was wir jetzt machen, muss man sich auch leisten können." Treichl sieht sein Haus auch "völlig ausreichend kapitalisiert." Ab 2015 werde es "gute Jahre" geben.

Die Erste-Aktie hatte nach der Ankündigung, heuer bis zu 1,6 Mrd. Euro Verlust zu schreiben, am Freitag bis kurz vor 14 Uhr rund 15,6 Prozent verloren. Das Index-Schwergewicht hat den ATX mit nach unten gezogen. Der Leitindex lag mittags um 3,3 Prozent unter dem Vortagesschluss.

Kein frisches Kapital nötig

Konzernchef Andreas Treichl sprach von einem schmerzhaften Schnitt. Frisches Kapital müsse sich die Bank deswegen nicht beschaffen. Die Kernkapitalquote werde nur gering absinken und bei 10 Prozent bleiben, ohne dass irgend eine Kapitalmaßnahme nötig würde, so der Banker. Die Bank sei mit der - nicht kapitalwirksamen - rund 800 Millionen Euro schweren Rumänien-Abschreibung ein für allemal von Firmenwerten befreit.

Keine Dividende

Treichl zeigte sich überzeugt, dass die Erste Group den Stresstest durch die EZB gut abschließen wird. Für heuer wird der Vorstand wegen des hohen Verlusts jedenfalls keine Dividende vorschlagen. 2015 wird ein stark verbessertes Betriebsergebnis nach Risiko erwartet.