Wien
Führte Attentäter Todes-Plan wegen Lockdown früher aus?
Laut Terrorismusexperte sei Wien ein einfaches Ziel gewesen, der IS-Attentäter dürfte seinen Todes-Plan wegen des Lockdowns offenbar vorverlegt haben.
"Wien ist ein relativ weiches Ziel mit vergleichsweise wenig Polizeipräsenz", meint Terrorismusexperte Nicolas Stockhammer im Gespräch mit dem ORF. Anders als in Paris oder London habe man in Wien darauf verzichtet, "schwer bewaffnete Sicherheitskräfte durch die Straßen laufen zu lassen". Zugleich sei Wien als Hauptstadt eines neutralen Landes und aufgrund der Lage im Herzen Mitteleuropas mit vielen internationalen Organisationen ein interessantes Ziel. Der Anschlag sei schwerer gewesen als jener in Nizza. Denn in Wien seien auch Schusswaffen verwendet worden.
Tödliche Attacke früher ausgeführt
Der Experte ist der Meinung, dass der Anschlag für einen späteren Zeitpunkt geplant gewesen sein könnte und wegen des Lockdowns kurzfristig früher ausgeführt wurde. Die Planung für einen derartigen Anschlag könne nur wenige Tage bis zwei Wochen gedauert haben, wenn es sich um eine organisierte Zelle handle.
Viele Islamisten in Wien
Völlig überraschend sei der Anschlag nicht gekommen, so der Experte. Denn es habe in den vergangenen Jahren schon Vorfälle gegeben, darunter den einen oder anderen vereitelten Anschlag. "Wien ist nicht die Insel der Seligen, wie es von vielen gerne oft gesehen wird", so Stockhammer. Es habe auch immer wieder Warnungen von Geheimdiensten gegeben, denn Österreich habe "eine vergleichsweise recht ausgeprägte islamistische Szene". "Was die Migration ins sogenannte Kalifat also nach Syrien und den Irak betrifft, liegt Österreich an vierter Stelle in Europa." Insgesamt 320 Kämpfer seien von Österreich aus nach Syrien und in den Irak gezogen. Auch der mutmaßliche Täter war angeblich in Syrien, um sich dem IS anzuschließen.
Europäischer Kontext
Dass der Anschlag eine Reaktion auf die US-geführte Anti-IS-Koalition sei, wie ein Terrorist laut der auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE behauptete, glaubt Stockhammer nicht. "Das ist ein bisschen weit hergeholt, natürlich versucht man immer einen internationalen Kontext herzustellen, aber ich sehe das eher im europäischen Kontext."