Gesundheit

Experte verrät: So viele hatten Virus womöglich schon

Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin der staatlichen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), nahm zur Corona-Gefahr Stellung.

Rene Findenig
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Infektiologe Allerberger: Drei Prozent der Bevölkerung hatte Corona womöglich schon.
Infektiologe Allerberger: Drei Prozent der Bevölkerung hatte Corona womöglich schon.
Screenshot ORF

Nach 14 Tagen sollen Corona-Infizierte nicht mehr ansteckend sein. Auch in Österreich gibt es aber Fälle, in denen Betroffene noch nach Monaten mit Spätfolgen kämpfen. Wie gefährlich das Virus wirklich ist, stellte Infektiologe Allerberger in der "ZiB 2" bei Armin Wolf nach. Patienten, die sich gesund gefühlt haben, haben deutliche Lungenschäden gezeigt, so Allerberger.

Erst habe man geglaubt, dass dies durch die künstliche Beatmuing geschehe, es deute aber immer mehr auf einen Zusammenhang mit dem Virus hin. "Ja, wir haben hier Dauerschäden, die Wochen, Monate, Jahre dauern können", so Allerberger. Gleichzeitig habe man allerdings keine verifizierten Fälle in Österreich, in denen bei Genesenen eine Neuansteckung festgestellt werden konnte. 

"Nur 40 Prozent im Inland erworben"

Die Reisewarnung für verschiedene Länder wie Kroatien könne der Infektiologe nachvollziehen: "Kroatien war vor wenigen Wochen noch völlig unauffällig", so Allerberger. Bei Kleinausbrüchen in Österreich sehe man aber nun, dass 36 Prozent der Ausbrüche in Klein-Clustern auf Kroatien-Rückkehrer zurückgehe. Nur 40 Prozent der aktuellen Coronafälle würden "im Inland erworben". 

Kritischer sah Allerberger eine diskutierte Maskenpflicht im Freien, deren Wertigkeit man hinterfragen müsse. Das Problem liege vor allem in Innenräumen: "Maskentragen in Innenräumen wird uns erhalten bleiben", so Allerberger. In Österreich habe man, betonte der AGES-Experte, bislang nicht nachweisen können, dass die Maskenpflicht eine Auswirkung auf die Entwicklung der Virusfälle habe – auch nicht bei deren vorübergehenden Aufhebung.

"Nur die Spitze des Eisbergs"

Selbst wenn man neben einem Corona-Kranken in den Öffis sitze, würde sich nur ein Prozent eine Ansteckung einfangen. "Ich brauche dazu engen Abstand und 15 Minuten Tröpfchenproduktion", so Allerberger, was durch schreien, reden oder singen geschehe. Das sei in Öffis weniger, in Lokalen wie Diskos aber viel mehr gegeben. Verharmlosen solle man Corona aber nicht:Bei der Grippe, die man kenne und die ihren Schrecken verloren habe, kenne man Spätfolgen, wie sie beim "viel schwerwiegenderen" Corona auftreten, nicht.

Probleme sah Allerberger im Winter auf Österreich zukommen, wenn die Menschen an Schnupfen, Husten und Halsweh leiden und aus Corona-Angst nicht zur Arbeit kommen wollen würden: "Da wird es ganz, ganz schwer werden." Man könne auch nicht alle Schnupfen-Erkrankte testen, generell müssten aber die Testkapazitäten deutlich erhöht werden. Und was sagte der AGES-Experte zu den bisher bestätigten 24.000 Corona-Fällen in Österreich? "Nur die Spitze des Eisbergs." Man müsse damit leben, dass die Dunkelziffer bis zu drei Prozent der österreichischen Corona-Fälle ausmache. Das wären dann rund 265.000 Fälle.