Wien

Experten-Kritik an Dauer-Ausstellung im HGM

Nach antisemitischen und rechtsextremen Vorwürfen untersuchte eine Kommission die Dauer-Ausstellung "Republik und Diktatur" im Heeresgeschichtlichen Museum. Fazit der Experten: Die Schau ist überholt und "insgesamt unzureichend".

Christine Ziechert
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Laut Experten ist die Schau überholt und unzureichend.
Laut Experten ist die Schau überholt und unzureichend.
Denise Auer

Eine Expertenkommission rund um Museumsbund-Präsident Wolfgang Muchitsch untersuchte den rund 20 Jahre alten Ausstellungsteil "Republik und Diktatur" im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM). Nun liegt laut APA der neunseitige, vom Verteidigungsministerium beauftragte Evaluierungsbericht vor. Demnach fänden sich in der Schau zwar keine "expliziten Hinweise auf antisemitische, rassistische oder rechtsextreme Inhalte", jedoch sei durch die Zusammenstellung der Objekte und deren "mangelhafte Kontextualisierung eine Missinterpretation der Inhalte möglich", heißt es.

Konkret kritisieren die Experten den Mangel eines erkennbaren Konzepts, das vor allem in der Zeit von 1938 bis 1945 "nicht mehr wirklich nachvollziehbar" sei. Auch die fehlende Gleichwertigkeit der einzelnen Kapitel wird bemängelt, was zu "groben Missverhältnissen zwischen der Darstellung von Engelbert Dollfuß ('Der Ballhausplatz') im Vergleich zum Kapitel 'Das KZ'" führe. Letzteres müsse im Vergleich "mit nur einigen wenigen Objekten auskommen". Für die Besucher erschließe sich das Konzept daher "nur sehr schwer bis gar nicht". Selbst für Kenner seien einzelne Themenabschnitte und die Zusammenhänge der Objekte nicht immer möglich zu dekodieren.

Mängel bei Erklärungen der Zusammenhänge

Ein schlechtes Zeugnis wird auch den Beschriftungen der Bereiche und Objekte, dem Saalzettel sowie dem Audioguide ausgestellt, der "auch nicht wirklich das bessere Verständnis der Inhalte" unterstütze, da es an Erklärungen der Zusammenhänge und einer Kontextualisierung mangle. "Eine zeitgemäße Adaptierung der Vermittlungselemente ohne großen Eingriff in die Ausstellung selbst wäre in Anbetracht der seit der Ausstellungseröffnung vergangenen Jahre sicherlich möglich und auch erforderlich gewesen", heißt es.

Positiv angemerkt wird, "dass die Ausstellung durch Kunstwerke interdisziplinär erweitert wurde", jedoch seien die zwischen den Themen eingeschoben wirkenden Kunstwerke "nicht immer ohne Weiteres ein- oder zuordenbar, vielfach textlos und teilweise unverständlich", folgt die Einschränkung. "Aus Sicht der Kommission werden zu viele bildliche Darstellungen von Adolf Hitler sowie Hakenkreuze und andere NS-Insignien gezeigt, was museumsethisch nicht mehr zeitgemäß ist."

Plus für pädagogisches Programm, Minus für Kinder-Bücher

Ein durchaus gutes Zeugnis wird den museumspädagogischen Programmen ausgestellt. So sei etwa die Aktionswoche "Kinder in bewaffneten Konflikten" ein Best-Practice-Beispiel. Weniger überzeugt zeigten sich die Experten jedoch von den Publikationen für Kinder, da deren Inhalte "ohne zusätzliche personelle Vermittlung (...) als problematisch angesehen werden müssen". 

Abschließend kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die Ausstellung den Erfordernissen einer zeitgemäßen Präsentation "nicht entspricht und erneuert werden muss". Angeregt wird dabei eine "konstruktive und kooperative" Abstimmung mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö), "damit sich die Ausstellungen der beiden Institutionen des Bundes ergänzen". Bei einer Neuaufstellung empfiehlt die Kommission, mit externen Experten zusammenzuarbeiten "sowie dauerhaft einen wissenschaftlichen Beirat zu installieren".