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Expertin rät Frauen: "Werft High Heels auf den Müll!"
Sexismus und #MeToo: Eine deutsche Soziologin hält das freiwillig gewählte Rollenschema der Frau für verantwortlich ...
Die ungeschminkte Wahrheit: Solange sich Frauen gerne als das schöne Geschlecht verkaufen, werden Grapschereien und verbale Übergriffe weiter stattfinden – behauptet die Soziologin Barbara Kuchler von der Universität Bielefeld (D).
"Die Frau ist mehr als Körper präsent, der Mann mehr als Geist, Witz, Wille", schreibt die Forscherin in einem aktuellen Artikel für "Die Zeit". Ihre kontroverse These in Zeiten von Weinstein, Spacey und #MeToo: Alle Frauen verurteilen die Übergriffe des männlichen Geschlechts, aber die meisten Frauen haben kein Problem mit einem sozialen Muster, das ihnen "seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden" die "Zuständigkeit fürs Gutaussehen" zuweist.
"Frauen müssen aufhören, sich zu schminken und zu schmücken"
Ist die Sexismus-Debatte also letztendlich ein selbst gemachtes Problem der Frau, die sich freiwillig dem "archaischen Schema Jane schön, Tarzan stark" unterwirft? Kuchler fordert jedenfalls, den #MeToo-Diskurs zu einem #OhneMich-Diskurs weiterzuentwickeln und, dass das weibliche Geschlecht das Spiel nicht mehr mitmachen sollte: "Sie müssen aufhören, sich zu schminken, zu schmücken und zu stylen, sich selbst permanent als Körper zu präsentieren. Sie müssen einfordern, dass berufliche Dresscodes symmetrisiert werden und auch für Frauen eine stilvolle, aber nicht körperbetonte Businesskleidung zur Verfügung steht."
Die Forscherin hält es für kurzsichtig, dass sich nur Männer ändern und unter Kontrolle haben müssen. Sie sagt: "Bietet den Männern nicht mehr fürs Auge, als sie euch bieten!" Und verlangt: "Werft die High Heels auf den Müll!"
Die Forscherin will keinen Burka, sondern "symmetrisch verteilte Freizügigkeit"
Dr. Kuchler will ihre Forderungen nicht als "Burka-Empfehlung" verstanden wissen und wehrt sich gegen die Kritik ihrer Leidensgenossinnen, die ihr Verrat an der Weiblichkeit vorwerfen könnten. Ihr geht es nicht darum, dass sich Frauen verhüllen, sondern, "dass Freizügigkeit und Blickoffenheit symmetrisch verteilt werden sollen." Auf Deutsch: Entweder tragen Männer und Frauen sexy Kleidung – oder keiner. Entweder tragen Männer und Frauen zweckmäßige Kleidung – oder keiner.
Die Forscherin hält den Anspruch der Frauen, "für sich selbst gut aussehen zu wollen", für einen Widerspruch in sich – bequeme oder praktische Kleidung könne man für sich selbst anziehen, schicke und sexy Kleidung dagegen nicht, da sie immer in einer sozialen Beziehung zu anderen stehen würden. Sie ruft nicht nur ihre Leidensgenossen zum Umdenken auf, sondern verlangt von Modemachern, Politikern, Regisseuren und Behörden, die "soziale Revolution" durch neue und dem Mann angepasste Kleidung, Kleidervorschriften und Frauenideale zu unterstützen.
(tas)