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Extra-Proteine im Essen braucht kein Mensch

Eiweißriegel und -Shakes sind in Fitnessstudios ein alter Hut. Zunehmend gibt es sie auch im Supermarkt – unnötigerweise, wie Experten sagen.

Heute Redaktion
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Milchgetränke mit extra viel Protein, Eiweißbrot, Haferflocken mit Proteinzusatz: In den Supermarktregalen finden sich immer mehr Produkte mit dem Zusatz "extrahoher Eiweißgehalt".

Während sich derartige Produkte früher in erster Linie an Bodybuilder richteten, die den Muskelaufbau unterstützen wollten, haben die Hersteller heute auch die breite Maße im Visier. Doch braucht diese die Extra-Portion Protein überhaupt?

"Sie brauchen gar nicht so viel"

Nein, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): "Protein ist wirklich in sehr vielen Lebensmitteln enthalten. Sie brauchen gar nicht so viel, um diesen Bedarf zu decken."

Besser sind laut ihr natürliche Eiweißlieferanten. Als regelrechte Proteinbomben gelten neben Hülsenfrüchte wie Soja, Linsen und Erbsen auch Brot sowie tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier.

Wie viel Protein soll es denn sein?

Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene eine Eiweiss-Zufuhr von 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Eisweißprodukte als Einnahmequellen

Dass es die extra-eiweißhaltigen Produkte dennoch zuhauf gibt, ist laut der Expertin auf Marketing-Gründe zurückzuführen. Die Hersteller würden damit auf einen aktuellen Food-Trend aufspringen: Um abzunehmen, reduzieren Figurbewusste die Kohlenhydrate und setzen stattdessen auf Protein als Sattmacher. Low-Carb, Paleo und Logi lauten die Stichworte.

Tatsächlich geht "eine höhere Proteinzufuhr mit einer höheren Sättigung einher. Wenn ich mehr Proteine esse, habe ich weniger Hunger und nehme ab", so Gahl. Ihre Zürcher Kollegin Béatrice Chiari kritisiert die Lebensmittel mit Protein-Label dennoch: "Problematisch wird es dann, wenn die vielen Hinweise auf Esswaren einen Proteinwahn auslösen." Das würde eine einseitige Ernährung fördern.

Vorsicht vor Überdosierung

Eine solche kann schnell ungesund werden: Viel Eiweiß kann auch schnell zu viel werden. So zeigte schon 2012 eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln, dass ein zu hoher Proteinkonsum auf Dauer die Nieren schädigen kann. Der Grund: Wenn Eiweiß abgebaut wird, entsteht Harnsäure. Diesen Stoff muss die Niere bewältigen.

Doch es gibt auch jene, die von einer eiweißreichen Ernährung profitieren, wie eine Studie vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) aus dem Jahr 2016 zeigt. Demnach lohnt es sich besonders für Menschen mit Typ-2-Diabetes: Bei ihnen verringert eiweißreiches Essen das Leberfett um bis zu 48 Prozent. Weiter beobachteten die Forscher günstige Veränderungen des Leber- und Fettstoffwechsels sowie eine verbesserte Insulinempfindlichkeit der Teilnehmer. (red)