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Facebook sperrt Russlands virale Mega-Medienseiten

Moskau tobt: Facebook hat mehrere Seiten von in Berlin agierenden Ablegern russischer Regierungsmedien gesperrt – und damit Millionen Likes.

Heute Redaktion
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Virale Seiten wie "In the Now" wurden gesperrt.
Virale Seiten wie "In the Now" wurden gesperrt.
Bild: Twitter

Millionen Fans, Milliarden Klicks und nun geblockt: Facebook hat damit begonnen, massenweise russische Medienseiten, die von Berlin aus gesteuert werden, zu blockieren. Betroffen sind virale Mega-Seiten wie "In the Now", "Backthen", "Waste-ED" oder "Soapbox". Der Vorwurf: Die Fans, Leser und Seher der Seiten würden hinters Licht geführt.

Die Seiten fallen mit Kritik gegen den Westen auf, würden aber verschweigen, vom russischen Staat finanziert zu werden und zu einem gemeinsamen russischen Mediengruppe zu gehören. Besucher einer Seite sollten nicht die Irre geführt werden darüber, "wer dahinter steht", so Facebook in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit.

Sperren nach "CNN"-Bericht

Bekannt gemacht wurde die breite Sperrungswelle von Margarita Simonyan, Chefredakteurin von "RT", zuvor als "Russia Today" bekannt und beim staatlichen russischen Medienkonzern Rossija Sewodnja angestellt. Während Facebook eine Verschleierung der Verbindungen zu Russland ortet, sieht sie keinen Bruch der Facebookregeln.

Vielmehr schimpft Simonjan auf den Sender "CNN". Der Sender hatte zuvor aufgedeckt, wie Seiten wie "In the Now" von Russland dafür bezahlt würden, virale Videos für Europäer zu produzieren, die sich gegen Amerikaner richten. "CNN", zuvor eine äußerst beliebte Zitat-Quelle für die russischen Facebook-Seiten, wird nun als "linker Arm der NATO" und "Knecht der US-Regierung" bezeichnet.

Gleiche Adresse wie Facebook

Beobachter wiederum haben die staatlichen russischen Seiten mit Hauptquartier in Berlin schon länger im Visier. Sie sehen in "In the Now" und Co. Versuche, ein jüngeres, nicht so politisches Publikum für russische Propaganda zu ködern, das sich für Inhalte von Seiten wie "RT Deutsch" nicht begeistert. Sie sollen mit Tiervideos, Umweltthemen und Lifestyle-Berichten gelockt werden, während die russischen Verbindungen im Dunklen bleiben.

Die Blockade ist bitter für die russischen Medienseiten. Sie produzierten Video- und Bericht-Inhalte fast ausschließlich für soziale Netzwerke und dabei zum Großteil für Facebook. Ihre Fan-Zahlen hatten so die von den größten herkömmlichen Medien-Facebookseiten schnell weit übertroffen. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow forderte nun eine "Erklärung von Facebook hinsichtlich der genauen Gründe" für die Sperren. Die könnten künftig wieder aufgehoben werden, so die betroffenen Seiten ihr Impressum überarbeiten.

Kurioses Detail am Rande: In Berlin ist der Sitz der Maffick GmbH (zu 51 Prozent im Besitz der russischen Ruptly TV GmbH und Teil von RT; weitere Anteile gehören der Ex-RT-Mitarbeiterin Anissa Naouai) an einer bekannten Adresse zu finden. Am Kemperplatz 1. Warum bekannt? Weil dort ein anderer prominenter Mieter sitzt. Im dortigen Sony Center am Potsdamer Platz hat sich auch Facebook sein deutsches Hauptquartier eingerichtet.

(rfi)