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Wiener Designer stiehlt Chanel & Co. die Show

Der österreichische Nachwuchs-Modedesigner Kenneth Ize zeigte am Eröffnungstag der Pariser Fashion Week, wie menschlich Mode sein kann.

Heute Redaktion
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Acht Tage lang liefern sich während der Pariser Fashion Week die großen französischen Luxushäuser, wie Christian Dior, Hermes oder Chanel ein Rennen um die spektakulärsten Shows und die aufregendsten Looks. Mittendrin: Kenneth Ize.

Der in Wien aufgewachsene Nigerianer Kenneth Izedonmwen ist zum ersten Mal mit seinem Label "Kenneth Ize" in der Hauptstadt der Mode vertreten und stahl den ganz Großen gleich zum Auftakt die Show.

Der 29-Jährige schafft den Spagat zwischen traditionellen afrikanischen Textilien und europäischer Mode - und das weit besser als alle vor ihm.

Vermutlich sind deshalb Superstars, wie Topmodel Noami Campbell und Sängerin Beyoncé so große Fans von seinen Kreationen.

Menschlichkeit in Mode

So hat es ihm vor allem die Aso-Oke-Handweberei, eine Technik, die vom Volk der Yoruba erfunden wurde, um traditionelle Tücher für besondere Anlässe herzustellen, angetan. "Ich habe mich in den Aso-Oke-Stoff verliebt, da seine Herstellung keinen Strom, nur eine Person und die Faser benötigt. Die HandwerkerInnen sind unglaublich; sie ermutigen mich, meinen Geist zu öffnen, schneller zu denken, die Dinge auf unterschiedliche Weise anzugehen und Lösungen für Probleme zu finden. Ich begann, ihren Geschichten zuzuhören, und es brach mir das Herz, dass sie so viel Talent haben und sich nicht davon ernähren können", erzählte der Modeschöpfer, der an der österreichischen Universität für angewandte Kunst unter der Leitung von Hussein Chalayan studierte, nach seiner Show der "Vogue".

Die Stoffe für seine Kreationen kommen aber nicht nur aus Nigeria: "Ich arbeite mit Aso Oke aus Nigeria und besticktem Krepp aus Österreich, was lustig ist, denn dorthin reisten die NigerianerInnen in den 1960ern, um Stoffe zu erstehen. Meine Mutter ist damals wahrscheinlich mit ihren Freundinnen dorthin gefahren, um Stoffe zu kaufen! In dieser Saison spiele ich auch mit Strick und japanischem Denim."

Verschwimmende Grenzen

Übrigens: Bei der Gründung des Labels im Jahr 2016 hatte sich Izedonmwen ursprünglich rein auf Menswear konzentriert. Inzwischen zeigt er seine Kollektionen jedoch im Womenswear-Programm. Der Grund: Der Großteil seiner Herrenmode wurde eigentlich von Frauen gekauft.

Kenneth Izedonmwen: "Ich bin froh, dass die Menschen sich mit meiner Arbeit identifizieren können, ich bin froh, dass sie eine Konversation anregt. Ich habe mein Label während der Ebola-Krise gegründet, alles, was damals in Afrika geschah, drehte sich um Ebola. Ich wollte den Menschen eine andere Seite zeigen. Ich bin glücklich, worüber die Menschen jetzt sprechen, und bin froh, das Leben der Menschen zu verändern, indem ich Arbeitsplätze schaffe."

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