Wirtschaft

Fast zwei von drei Firmen wenden Kurzarbeit an

Auch der zweite Lockdown macht vielen Betrieben zu schaffen. Immerhin können 61 Prozent wieder auf die Kurzarbeit zurückgreifen.

Leo Stempfl
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Symbolbild
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Bisher konnten Kündigungen weitgehend vermieden werden, doch die Krise ist noch lange nicht vorbei. Laut einer Umfrage von Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund liegt das vor allem am guten Zusammenspiel von Management und Betriebsrat. Zwar belastet Corona das durchschnittliche Unternehmen stark, dennoch konnte die Krise bisher gut gemeistert werden.

"Die Umfrage beweist, dass betriebliche Sozialpartnerschaft gerade in schweren Zeiten bestens funktioniert. Dazu passt gut, dass auf gesamtösterreichischer Ebene die Sozialpartnerschaft eine entscheidende Rolle in der Krisenbewältigung spielt. Wir sind jederzeit bereit, das Know-how und die Praxis unserer Organisationen einzubringen", appellieren AK Wien Direktor Christoph Klein und Willi Mernyi, Leitender Sekretär des ÖGB.

91 Prozent im Home Office

Fast 2.000 Betriebsratsvorsitzende wurden dazu von "IFES" befragt. 20 Prozent der Unternehmen wurden "sehr stark" in Mitleidenschaft gezogen, zusätzliche 31 Prozent "eher stark". Trotzdem konnte man großteils Kündigungen sowie Arbeitszeit- und Lohnkürzungen vermeiden. Nur neun Prozent mussten Kündigungen aussprechen, sieben Prozent Kürzungen.

Unter anderem liegt das daran, dass auch im Herbst 61 Prozent auf das Modell der Kurzarbeit zurückgreifen können. 91 Prozent schickten zudem Mitarbeiter ins Home Office, 80 Prozent bauten Urlaubsguthaben ab. Die Kommunikation darüber erfolgt auch ausgesprochen gut, allerdings klagen 43 Prozent über gestiegenen Arbeitsdruck, worunter auch das Arbeitsklima leidet.

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    v.l.:  Karlheinz Kopf (Wirtschaftskammer Österreich),  Christine Aschbacher (Bundesministerium für Beruf, Familie und Jugend), Renate Anderl (Arbeiterkammer) & Gernot Fischer ("Heute"-Sales Geschäftsführer)
    v.l.: Karlheinz Kopf (Wirtschaftskammer Österreich), Christine Aschbacher (Bundesministerium für Beruf, Familie und Jugend), Renate Anderl (Arbeiterkammer) & Gernot Fischer ("Heute"-Sales Geschäftsführer)
    Copyright: Robert Harson

    Einsparungen befürchtet

    In die Zukunft blicken die Betriebsratsvorsitzenden allerdings weniger rosig. Bei einem Drittel werden bereits Einsparungsmaßnahmen umgesetzt und Umstrukturierungen vorgenommen. Dadurch werden auch Kündigungen befürchtet sowie ein Stopp von Neubesetzungen und Weiterbildungen.

    Klein und Mernyi appellieren gemeinsam auch an die Bundesregierung, die Sozialpartner zeitgerecht und umfangreich in die Bewältigung der Krise einzubinden. Denn was auf betrieblicher Ebene funktioniert, lässt sich auch auf der politischen Ebene erfolgreich umsetzen. Das haben die Sozialpartner bei der Kurzarbeit und ihren Adaptierungen bewiesen, aber auch bei den diesjährigen raschen Abschlüssen der KV-Verhandlungen in der Metallindustrie und im Handel.