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"Final Fantasy XIV: Endwalker" im Test – episch

Lange mussten sich Fans gedulden, nun ist die Erweiterung "Endwalker" für das aktuell größte MMO aller Zeiten da. "Final Fantasy XIV" wird episch!

Rene Findenig
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    Game-Mastermind Naoki Yoshida und Square Enix haben nicht zu viel versprochen: "Final Fantasy XIV: Endwalker" schickt unseren Spielhelden auf den Mond.
    Game-Mastermind Naoki Yoshida und Square Enix haben nicht zu viel versprochen: "Final Fantasy XIV: Endwalker" schickt unseren Spielhelden auf den Mond.
    Square Enix

    Eines ist mit dem Start von "Final Fantasy XIV: Endwalker" für PC, PlayStation 4 und 5 klar: Egal, was da heuer noch auf den Gaming-Markt kommt, größer und epischer wird es nicht mehr. Das Warten hat sich also definitiv gelohnt. Groß, größer, großartig? Dies vorab über die meisten Videospiele zu behaupten, mündet oft in kompletten Flops und bitteren Enttäuschungen. Im Fall von "Final Fantasy XIV" und seiner neuen Erweiterung "Endwalker" trifft dies aber tatsächlich zu.

    Game-Mastermind Naoki Yoshida und Square Enix haben nicht zu viel versprochen: Nicht nur schickt die neue Erweiterung unseren Spielhelden auf den Mond, sondern ist auch in jeglicher anderer Hinsicht einfach gigantisch. Während Vollversionen von Spielen meist nach 15 bis 20 Stunden zu Ende sind, darf man sich bei "Endwalker" auf weit mehr Spielzeit als die ebenfalls nicht zu unterschätzende Erweiterung "Shadowbringers" freuen. 100 Stunden und mehr? Gar kein Problem!

    Ein kurzer Blick zurück

    Vor dem Eintauchen in "Endwalker" aber ein kurzer Blick zurück für Neulinge: Nachdem das ursprünglich bereits im Jahr 2010 gestartete "Final Fantasy XIV" einen Fehlstart hinlegte, feiert es seit der Neuauflage "Final Fantasy XIV: A Realm Reborn" eine fulminante Wiedergeburt – und seitdem eine Erfolgsgeschichte, auf die nun die vierte große Erweiterung namens "Endwalker" wartet. Bereits vor dem Erscheinen von "Endwalker" betrug die Zahl der Online-Spieler über 24 Millionen und das Game ist für die Verantwortlichen das profitabelste der "Final Fantasy"-Saga. Gespielt wird per Monats-Abo – umso beeindruckender sind die Zahlen für einen Bezahltitel.

    Doch genug geschwafelt, wie spielt sich nun "Endwalker"? Frisch erschienen, macht bereits alles einen sehr runden Eindruck. Während wir uns eher zu den "FF14"-Neulingen zählen, löst die Geschichte von "Endwalker" bei Experten einen kompletten Hype aus: Sie erzählt den Handlungsbogen Hydaelyn und Zodiark – also die bisher spielumspannende große Geschichte – zu Ende und öffnet das Game damit für eine künftig ganz neue Story. Für Spieler der ersten Stunde geht damit eine zehnjährige Story voller Emotionen zu Ende, gleichzeitig könnte der Zeitpunkt für Neueinsteiger nicht besser sein.

    Absolut gelungene neue Spiel-Areale

    Besuchen darf man nun mit seinem Helden neue und altbekannte Areale. Erkundbar sind beispielsweise Thavnair, Garlemald und die Hauptstadt Alt-Sharlayan. Besonders beeindruckt dabei Thavnair, das vor Staunen dem Mund offen stehen lässt. Das Dschungelareal zeigt sich saftig grün mit bunten Akzenten, traumhaften Stränden und Sonnenaufgängen und -untergängen, die einfach minutenlang in den Bann ziehen. Experten werden zudem in Tempeln, Ruinen und im Dschungel massenweise Hinweise auf die jahrelange Game-Story finden.

    Im krassen Gegensatz zum bunten und lichtdurchfluteten Areal zeigt sich die düstere und zerstörte garleische Hauptstadt Garlemald. Häuser, Wege und Fortbewegungsmittel sind zerbombt, zerstört, zerfallen, umrahmt von einem gigantischen und unheilvoll leuchtendem Turm. Hier gelingt dem Spiel auch ein kleines Wunder: Der Verfall der Hauptstadt unserer Feinde zeigt, dass auch sie mit Leid und Trauer zu kämpfen haben. Alt-Sharlayan wiederum hat etwas von einem Ruhepol: Edle Prunkbauten laden zum Erkunden ein, im Forum darf man Gelehrten lauschen und die Bibliothek besuchen. Es hat etwas Beruhigendes, einfach durch die Straßen zu schlendern oder am Wasser vom Kampfgeschehen inne zu halten.

    Zwei neue Klassen als Game-Highlights

    Gar nicht so sehr die grafisch fantastisch ausgefallenen neuen (und alten) Gebiete sind das große Highlight von "Endwalker", es sind die beiden neuen Jobs, der Schnitter und der Weise. Der Schnitter fällt mit einer recht hohen Kampfgeschwindigkeit und sehr flüssigen Kombo-Attacken auf. Dabei laden Spieler mit den Angriffen mächtige Fähigkeiten stufenweise auf: Erst schalten sich neue Attacken der Leiste Soul Gauge frei, nutzt man diese, können schließlich die mächtigsten Angriffe über die Shroud Gauge freigesetzt werden. Die Klasse spielt sich so riskant wie lohnenswert: Wer die richtige Attacken kombiniert und das Timing perfektioniert, wird zur ultimativen Kämpferklasse. Nichts für Anfänger!

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    Der Weise wiederum dürfte auch den absoluten Neulingen mit seiner nicht ganz so durchschlagenden, aber umso mehr Fehler verzeihenden Spielweise besser gefallen. Er wandelt nämlich von ihm selbst ausgeteilten Schaden in Heilung um, was einen idealen Mix aus Angriff und Verteidigung darstellt und ihn zu einem wertvollen Mitglied jeder Party macht. Vorstellen darf man sich das so: Im Kampf lässt sich der automatische Heilungszauber auf einen Kampf-Kameraden legen, der dann mit jedem Schadensangriff ein Stück weit geheilt wird. Gleichzeitig darf man natürlich jederzeit zu den klassischen Heilungszaubern wechseln, wenn es brenzlig wird. Sich selbst darf der Weise zusätzlich mit Schildzaubern schützen und Schaden über Zeit anrichten.

    Auch alle anderen Jobs profitieren von "Endwalker"

    Wer nun gewillt ist, seinen jahrelang gepflegten Charakter gegen eine der neuen Klassen zu tauschen, sollte noch eines wissen: Mit "Endwalker" profitieren auch alle anderen Jobs. Nicht nur, dass sich die Figuren nun bis Stufe 90 leveln lassen, auch werden ausgewählte Aktionen nun nahtloser ineinander geführt und aufeinander abgestimmt. Nahkampf-Attacken werden nicht mehr von Fernkampf-Angriffen gestoppt, geplante Manöver können besser getimt und aneinandergereiht werden. Auch grafisch macht das viel her, denn die Avatare bewegen sich flüssiger und natürlicher, haben noch mehr liebevolle Animationen spendiert bekommen.

    Und auch einige Neuerungen kommen bei den Fähigkeiten auf alle Klassen zu. Verteidiger bekommen neue Kombos aus Direkt- und Flächenschaden zur Verfügung gestellt, Heiler neue Skills, die Schaden auf sich ziehen und die Heilung verstärken, Nahkampf- und Fernkampf-Jobs kriegen unter anderem die Möglichkeit, durch taktische Skills Schneisen in Feindtruppen schlagen zu können. Der Sinn hinter all den Überarbeitungen: Die Klassen spielen sich noch unterschiedlicher als zuvor, ihre jeweils eigenen Stärken werden ausgebaut und eine ganze Reihe Jobs spielt sich so völlig neu. Gleichzeitig wird der Wechsel erleichtert, Jobs leveln nun schneller auf, was Experimentierfreudigen zugutekommt.

    Die neuen Dungeons können sich sehen lassen

    Eines der größten Abenteuer der Erweiterung ist ein neuer Dungeon, der Tower of Zot. Der in der Spielwelt weithin sichtbare Turm, der auch toll in die Handlung von "Endwalker" eingewoben wurde, ist ein besonderer Leckerbissen mit Herausforderungen, für die es eine gut eingespielte Mannschaft benötigt. Drei Bosse warten im Verlauf des Dungeons, abwechslungsreicher als bisher und nicht bei allen ist sofort klar, was zu tun ist. Das hat gerade bei den ersten Durchgängen einen großen Reiz, nicht gegen Standard-Haudrauf-Feinde anzutreten. Schon die ersten beiden Bosse verlangen den Spielern viel ab, die finale Bosswelle ist dann das Sahnehäubchen. 

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    Die Magus-Schwestern können nämlich Sphären mit verschiedenen Fähigkeiten über das Spielfeld fliegen lassen, die Zeit manipulieren und damit ihre Skills beeinflussen und auch gemeinsam auf den Plan treten, was den Zusammenhalt und eine gute Koordination der Spieler-Party erfordert. Grafisch kann sich der Turm übrigens gegen viele der bisherigen Dungeons durchsetzen. Die Mauern sind von seltsamen Strukturen durchzogen, die die Gefahr förmlich hinausschreien. Streckenweise gleicht die Atmosphäre dem beklemmenden Gefühl, im Inneren einer uralten, gigantischen Kreatur zu wandeln. Smarte Bosse, ausklügelte neue Mechaniken, düstere Atmosphäre, der neue Dungeon gefällt außergewöhnlich gut.

    "Endwalker" krempelt Bekanntes im MMO gehörig um

    "Endwalker" krempelt aber auch grundlegende Statuswerte um, reduziert unter anderem Kampfwerte wie Schaden und Gesundheit deutlich. Was sich in der Theorie fatal anhört, wird jedoch im Spielgeschehen kaum bemerkt. Der Grund: Zwar sinken die nackten Zahlen, jedoch werden auch alle Feindwerte angepasst und die Schadens- und Gesundheitssysteme selbst nicht angerührt. Die Änderung macht die Lebens- und Schadensbalken also nur etwas übersichtlicher. Gleichzeitig wird es leichter, viele Jobs schneller auf die Maximalstufe zu leveln, denn es werden nicht nur die nötigen Stufenwerte reduziert, es wird auch übergreifend einfacher gemacht, mehrere Klassen gleichzeitig hochzuleveln.

    Mehr Gewicht bekommt außerdem das Trust-System, was Solo-Spieler samt KI-Gefährten das Erkunden älterer Dungeons mit einem späteren Patch möglich machen könnte. Und: Die Kosten für Teleportationen wurden angeglichen und enden nicht mehr bei 999 Gil, der Spielwährung. Dadurch sollen weitere Entfernungen realistischerweise mehr kosten als kurze Distanzen. Weitere Neuerungen: Spieler können nun als Figur auch männliche Vierra erstellen, im Empyreum von Ishgard kommt mit Patch 6.1 ein neues Housing-Gebiet dazu und später soll auch der Verkauf der Objekte starten, als neues Lotterie-System. Drübergestreut werden neue Reittiere, Begleiter, Chocobo-Ausrüstung und Dungeons sowie ein Allianz-Raid für 24 Spieler.

    Kein bemühtes Festhalten an der Vergangenheit

    Nostalgie wohin man schaut lässt sich mit "Endwalker" erleben, bemüht an der Vergangenheit hält die Erweiterung zum Glück aber nicht fest. Und auch nach Weltuntergangsstimmung richtet sich die Erweiterung nicht komplett, immer mal wieder blitzt auch Witz, Humor und eine gute Portion Niedlichkeit durch. Atemberaubend ist nicht nur die Story, sondern auch die Vorstellung der neuen Gebiete – zu beiden Punkten nennen wir keine Details, denn das würde den Spielspaß einfach zu sehr in Mitleidenschaft ziehen. Kurz: Handlung und Ablauf von "Endwalker" muss man selbst erleben, enttäuschen werden sie keinen einzigen der vielen, vielen langjährigen Fans. 

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    So viel Umfang "Endwalker" auch bietet, hingehalten wird man ausgezeichneter Weise nie. Die Handlung nimmt sofort Fahrt auf, viele Hauptmissionen sind von Beginn weg spielbar und kaum eine Quest schickt uns auf einen "Sammle dies"- oder "Töte das"-Marathon. Und selbst wenn es zu gescripteten Szenen kommt, bei denen uns NPCs folgen und zum Ort des Geschehens leiten, wirkt das nie erzwungen, sondern passt sich toll in den Spielfluss ein. Eine Mechanik nervte aber doch etwas: Missionen, in denen man NPCs folgen soll ohne entdeckt zu werden, zwingen uns immer wieder mal zu minutenlangen Neuversuchen, obwohl nicht klar war, wie wir aufgeflogen sind.

    Eine epische Erweiterung, die absolut fesselt

    Und ein Problem gibt es aktuell noch: Der Andrang auf das Spiel ist teilweise so groß, dass einiges an Wartezeit beim Einstieg angesagt ist. Eine Causa, die auch den Entwicklern aufgefallen ist, sie arbeiten an Abhilfe. "Endwalker" ist ein fantastisches Abenteuer, dass die Erwartungen der Fans mehr als nur erfüllen dürfte. Auch wenn das grundsätzliche Gameplay beibehalten wird, schreckt "Endwalker" nicht vor Neuerungen zurück und macht es nun auch Anfängern leichter, schneller Fortschritte im gigantischen MMO zu erzielen.

    Über alle Zweifel erhaben ist schließlich die Handlung. Langjährige Spieler erleben eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die sie an die ikonischsten Momente der letzten zehn Jahre ebenso erinnert wie sie den Grundstein für die Zukunft des Serienteils legt – Mini-Andeutung auf das Kommende am Ende der Erweiterung inklusive. Nicht umsonst strömten Spieler die jüngsten Monate gleich scharenweise zu "Final Fantasy XIV". Dieser Hype wird von "Endwalker" noch einmal angeheizt, denn die Erweiterung zeigt episch, wieso es derzeit kein besseres MMO für Gamer gibt.