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Fleisch landet wegen XXL-Packungen öfter im Müll

Jeder Fünfte wirft laut einer Umfrage öfter Fleisch weg. Experten kritisieren daher den Verkauf von großen Packungen zu Aktionspreisen.

Heute Redaktion
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Für viele gehört Fleisch zum Speiseplan wie das Amen zum Gebet. Entsprechend hoch ist der Konsum. 2018 hat jeder Österreicher pro Kopf rund 64 Kilo Fleisch vertilgt, der Löwenanteil stammt dabei vom Schwein.

Allerdings wird längst nicht alles gegessen, was gekauft wird. Wie eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Marketagent.com in der Schweiz zeigt, wandert auch Fleisch regelmäßig unverzehrt in den Müll.

Mehr als jeder Fünfte der Befragten stimmte der Aussage zu, dass er öfter Fleisch- und Wurstwaren wegwirft, weil der Inhalt schlecht wird, bevor er ihn aufgebraucht hat. Offenbar kaufen viele unnötig viel Fleisch: Zwei Fünftel greifen bei Großpackungen zu, wenn diese günstiger oder in Aktion sind. Auch wenn man so viel Fleisch im Moment gar nicht bräuchte – und das ist die Krux an der Sache.

Detailhändler verteidigen sich

Für Karin Spori ist klar: "Großpackungen sowie tiefe Preise und eine falsche Essensplanung können zu mehr Lebensmittelabfällen führen", erklärt die Geschäftsführerin des Vereins Foodwaste.ch im Gespräch mit dem Nachrichtenportal "20 Minuten".

Zumindest die Schweizer Detailhändler wollen auf Großpackungen und Aktionen nicht verzichten, betonen aber bereits viel gegen das Problem Food-Waste zu unternehmen. "Wenn wir gänzlich auf Großpackungen verzichten würden, würden wir Kundengruppen wie Familien ausschließen", so ein Sprecher der Kette "Migros".

"Das lockt Schnäppchenjäger an"

Laut Discounter Lidl werden bei den sogenannten XXL-Aktionen diverse Artikel angeboten, bei denen zwei normale Verpackungen durch eine Banderole verbunden werden und als eine Verkaufseinheit dienen. "Dies reduziert Food-Waste, da der Kunde je nach Bedarf die jeweilige Verpackungen öffnen kann und somit kein großes Gebinde auf einmal geöffnet werden muss", sagt eine Lidl-Sprecherin. Aldi hat hingegen keine XXL-Linie beim Fleisch.

Klare Worte findet hingegen die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft "Proviande": "Fleischpackungen zu Aktionspreisen locken Schnäppchenjäger an, die möglichst viel und günstig an möglichst viel Fleisch kommen wollen. Das kann nicht das Ziel sein", sagt Regula Kennel. Grundsätzlich fehle es bei den Kunden heutzutage aber an Wertschätzung für heimisch produziertes Fleisch und dessen Qualität.

Kritik von Konsumentenschützerin

Auch Sara Stalder kritisiert die günstigen Großpackungen. "Als Einzelperson ist es oft schwierig, bei einem Aktionspreis die richtige Menge einzukaufen", sagt die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.

Denn: 60 Prozent der Schweizer würden mittlerweile in einem 1- oder 2-Personen-Haushalt leben. Ähnlich zeigt sich die Situation in Österreich. Laut Statistik der Wirtschaftskammer leben 37,7 Prozent der Österreicher in Single-Haushalten, im Schnitt beträgt die Haushaltsgröße noch 2,2 Personen, Tendenz langsam fallend.

Stalder nimmt daher die Unternehmen in die Pflicht. "Wir appellieren an den Detailhandel, dass er sich dieser Entwicklung anpasst und mehr Packungen und Aktionen für Einzelpersonen anbietet." Ziel der Detailhändler sei es leider, möglichst schnell und viel abzusetzen. Zudem sollen die Anbieter auf den Verpackungen angeben, ob das Fleisch gefrierbar sei oder nicht, "Damit können Großpackungen in angepassten Portionen zu Hause haltbar gemacht werden", so Stalder.

Hohe Umweltbelastung

Laut einer Erhebung von Marketagent.com, die im Jänner des vergangenen Jahres präsentiert wurde, landen in Österreich täglich 2.073 Tonnen Lebensmittelabfälle in der Tonne. Im gesamten Jahr 2016 waren es 756.700 Tonnen, wovon 65 Prozent (!) potenziell vermeidbar wären.

Wie eine frühere Studie des Landes Oberösterreich zu Lebensmittel- und Speiseresten im Restmüll zeigt, machen angebrochene Nahrungsmittel bzw. angebrochene Verpackungen knapp die Hälfte (49%) des analysierten Abfalls aus.

Mit knapp 11 Prozent Anteil landet Fleisch im Müllranking auf Platz 4 hinter Gemüse (17,7%), Brot (15,3%) und Backwaren (11,7%). Jedoch belasten Fleischabfälle die Umwelt besonders stark, da für die Produktion viele Ressourcen wie Wasser und Boden benötigt werden. Auch die Verpackung und der Transport belasten. In der Schweiz etwa entfallen laut Bundesamt für Umwelt 28 Prozent der gesamten Umweltbelastung durch Food-Waste auf weggeworfenes Fleisch.



So vermeidest du Food-Waste beim Fleisch

Die Organisation Proviande empfiehlt, nur so viel Fleisch zu kaufen wie nötig. Helfen können dabei ein Einkaufszettel und etwas Planung im Voraus. Pro Person rechnet Proviande etwa mit 150 Gramm rohem Fleisch.

Laut Foodwaste.ch sollten Lebensmittel nur dann sicher weggeworfen werden, wenn das Datum bei der Angabe "zu verbrauchen bis" überschritten wurde. Ansonsten soll man sich auf seine Sinne verlassen, um herauszufinden, ob die Lebensmittel noch genießbar sind.

Ebenso soll man beim Kochen schon richtig portionieren, damit nicht kleinere Mengen immer wieder im Müll landen.