Wirtschaft

Flick fühlt sich von Hypo über den Tisch gezogen

Heute Redaktion
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Im Prozess am Landesgericht Klagenfurt gegen die vier Ex-Hypo-Vorstände Josef Kircher, Wolfgang Kulterer, Siegfried Grigg und Tilo Berlin rund um die Ausgabe von Vorzugsaktien im Jahr 2006 hat die Flick-Privatstiftung am Montag schwere Vorwürfe gegen die damalige Bank-Führung erhoben. Die Schieflage der Bank sei ihnen verschwiegen worden, so Anwalt Martin Nemec.

Im gegen die vier Ex-Hypo-Vorstände Josef Kircher, Wolfgang Kulterer, Siegfried Grigg und Tilo Berlin rund um die Ausgabe von Vorzugsaktien im Jahr 2006 hat die Flick-Privatstiftung am Montag schwere Vorwürfe gegen die damalige Bank-Führung erhoben. Die Schieflage der Bank sei ihnen verschwiegen worden, so Anwalt Martin Nemec.

Dazu zitierte der Anwalt einen Schriftsatz aus einem Zivilverfahren der Hypo International gegen ihre früheren Manager, wonach die Unrichtigkeit der Bilanzen 2006 und 2007 und die Schieflage der Bank nicht nur durch die Swap-Verluste, sondern auch wegen vieler fauler Kredite aus den Vorjahren begründet gewesen sei. Daraus habe die Hypo eine Wertberichtigung von rund 700 Mio. Euro errechnet, erklärte Nemec.

Höhere Zinsen nötig

Die Stiftung sei über die wahre wirtschaftliche Situation bei Abschluss des Investments getäuscht und daher geschädigt worden. Für ein solch riskantes Investment wären ein wesentlich höherer Risikoaufschlag und damit eine höhere Verzinsung angemessen gewesen, führte er aus.

Hypo Leasing als Kontakt

Später sagte ein Zeuge, damals Vorstand eines Investors, aus, die Put-Option als Rückkaufgarantie sei eine wesentliche Grundlage gewesen, um Vorzugsaktien zu kaufen. Die Idee sei ihm "sicher über die Herren von der Hypo Leasing" näher gebracht worden, erklärte er. Er habe dabei mit keinem der Angeklagten Kontakt gehabt. Weiters meinte der Zeuge, die Verzinsung sei eine gute, aber keine auffällig hohe gewesen: "2006 hat man für einen Bausparer auch noch sechs Prozent bekommen". Für ihn waren die Vorzugsaktien vergleichbar einer fix verzinsten Anleihe.

Schon 2002 auf der Suche nach Geld

Herbert Koch, Investor und ehemaliges Mitglied des Hypo-Aufsichtsrats, erklärte im Zeugenstand, die Eigenmittelausstattung habe ihn schon vor 2004 beschäftigt. So habe er bereits 2002 sondierende Gespräche mit verschiedenen Banken bezüglich Beteiligungen geführt. Diese Eigenmittel habe man zum Wachstum der Bank gebraucht. Zum Zeitpunkt der Swap-Verluste habe er nicht mehr dem Aufsichtsrat angehört.

Kulterer als Kontakt

Weiters sagte der damalige Kika-Leiner-Chef, er habe sowohl in der Firma (Kika und Leiner) als auch privat Liquidität gehabt und daher seinen Freund Kulterer nach Veranlagungsmöglichkeiten gefragt. Dieser habe ihm zum Kauf der Vorzugsaktien geraten, so Koch. Er habe aber nie Verträge gesehen und unterschrieben. Dafür sei der Finanzvorstand des Unternehmens zuständig gewesen.

"Gutes Geschäft" für Köck

Am Nachmittag ist Christian Köck als Zeuge befragt worden. Das Beiratsmitglied in der Köck Privatstiftung erklärte, dass ohne Put-Option keine Vorzugsaktien gekauft worden wären. Der Vorschlag der Rückgabe-Garantie sei von der Hypo gekommen, denn für dieses Investment hätte es keinen Markt gegeben. Die Sonderdividende habe ihn "freudig überrascht". Er habe vermutet, dass das Geschäft so gut gegangen sei. Köck bezeichnete die Veranlagung aufgrund des Zinssatzes als gutes Geschäft. Durch die Landeshaftung sei es eine gute Sache gewesen.

Rückgabe hat sich gezogen

Man habe aber Liquidität gebraucht, daher habe man die Aktien vorzeitig zurückgegeben. Bei der Rückgabe sei ihm die Put-Option aber nicht präsent gewesen, er habe sie auch nie gesehen, so Köck. Er konnte sich nur erinnern, dass sich die Rückabwicklung über einen längeren Zeitraum gezogen habe. Von der Hypo habe es geheißen, man suche einen Abnehmer für das Paket.

Die Verhandlung wurde auf 18. Dezember vertagt. Am Mittwoch soll unter anderem der Vorstandsvorsitzende der Grazer Wechselseitigen Versicherung, Othmar Ederer, befragt werden. Ederer war jahrelang Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo gewesen.