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Flüchtlinge verkaufen ihre Asylpapiere auf Facebook

Heute Redaktion
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Handel mit Reisedokumenten flog auf.
Handel mit Reisedokumenten flog auf.
Bild: iStock

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben ein neues Phänomen aufgedeckt. Flüchtlinge verkaufen ihre deutschen Ausweise und Asylpapiere im großen Stil.

"Insbesondere deutsche Reisedokumente werden in den sozialen Medien zum Verkauf angeboten", so die vertraulichen Analyse der deutschen Bundespolizei, die dem "Spiegel" vorliegt. Es handle sich "in der Regel" um Papiere anerkannter Asylbewerber. Die Behörden waren der Sache nachgegangen, weil immer mehr Flüchtlinge in den EU:Botschaften den Verlust ihrer europäischen Flüchtlingsdokumente angegeben hatten.

Doch warum? Flüchtlinge reisen von Deutschland vor allem Richtung Türkei und verkaufen auf dem Weg ihre Papiere – dazu wurden eigene Facebook-Gruppen eingerichtet. Bei deutschen Konsulaten verlangen sie Dokumenten-Ersatz, damit sie selbst wieder nach Deutschland reisen können. Die Flüchtlinge, die die "verlorenen" Dokumente kaufen, nutzen diese wiederum, um ebenfalls nach Deutschland zu gelangen.

"Existieren plötzlich doppelt"

Von 2016 auf 2017 stieg die Zahl der aufgeflogenen Fälle von 460 auf 554, Dunkelziffer unbekannt. Flüchtlinge berichten davon, dass die Dokumente rund 1.000 bis 1.500 Euro wert seien. Genutzt werden sollen sie vor allem von Syrern. Der Handel beschränke sich nicht nur auf Asylpapiere, sondern beinhalte auch Pässe, Ausweise und Führerscheine.

"Das ist, als existierten Sie plötzlich doppelt", sagt ein hochrangiger Kriminalbeamter dem "Spiegel". "Wenn Sie die vollständige Identität eines anderen annehmen können, weil sie alle relevanten Dokumente besitzen, wird das nur in wenigen Fällen überhaupt auffallen." Das problem bisher: Fingerabdrücke wurden nur bei der Ersteinreise abgenommen, bei Wiedereinreise mit gültigen Dokumenten allerdings nicht.

Kaum Konsequenzen

CDU-Innenpolitiker Armin Schuster fordert nun beschleunigte Abschiebungen und den Verlust des Gastrechts bei Auffliegen von Dokumentenhandel. Was aber laut Bericht aus der internen Bundespolizei-Analyse hervorgeht: fliegt ein Fall auf, gibt es offenbar kaum Konsequenzen für die Beteiligten. (red)