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Fragen und Fakten zum Stratos-Sprung

Der Salzburger Felix Baumgartner hat seinen Rekord-Sprung überlebt. Die wichtigsten Facts zu dem Unternehmen.

Heute Redaktion
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Der Salzburger hat seinen Rekord-Sprung überlebt. Die wichtigsten Facts zu dem Unternehmen.

Wer ist Felix Baumgartner eigentlich?

Der 43-jährige Extremsportler kommt aus Salzburg, Codename B.A.S.E. 502. Aus welcher Höhe sprang Felix Baumgartner?

Baumgartner hat am Sonntag aus einer Höhe von rund 39 Kilometer Höhe seinen Sprung aus der Stratosphäre unbeschadet überstanden.

Wie genau lief der Sprung ab?

Nach zwei Stunden und 18 Minuten gab Kittinger gegen 19.48 Uhr MESZ mit den Worten "Here we go" sein OK, den Sprung zu beginnen, als Baumgartner in die geplante Höhe von rund 39 Kilometern aufgestiegen war. Schließlich hat er die Tür der Kapsel geöffnet, ist auf die davorliegende Plattform gestiegen, sich vom Versorgungssystem der Gondel ausgeklinkt und ist gesprungen. Nach ungefähr 30 Sekunden hat der Salzburger Schallgeschwindigkeit erreicht. Etwa 90 Sekunden lang trudelte Baumgartner, ehe er wieder die Kontrolle über seinen Körper gewann. Nach 48 Sekunden erreichte er eine Geschwindigkeit von 1.342,8 km/h und dürfte dabei Überschallgeschwindigkeit erreicht haben. Nach über vier Minuten freien Fall - früher als geplant - zog der Salzburger die Reißleine seines Fallschirms.

Wieso findet das Projekt ausgerechnet in Roswell, USA, statt?

Baumgartner und sein Team haben die ehemalige Air Force Base in Roswell zum Stützpunkt ihres Stratos-Projektes gemacht, weil sie dort die nötige Infrastruktur haben und das Wetter in New Mexico als windsicher und außerdem trocken gilt.

Was passiert im Körper bei einem solchen Sprung?

Was beim Aufstieg und beim Absprung mit dem menschlichen Körper passieren kann, erklärte "Red Bull Stratos"-Ärzteteams Jonathan Clark sehr plastisch. Am Weg hinauf hat Baumgartner bei rund 19,2 Kilometern die "Armstrong Linie" überquert. Das ist der Punkt, ab dem der Luftdruck so gering wird, dass Körperflüssigkeiten ohne den Schutz eines Anzuges oder einer Kapsel verdampfen würden, sozusagen bei normaler Körpertemperatur "kochen" würden. Wie wenn man eine Flasche Soda öffnen würde und der Druck werde abgelassen. Das sei genau das, was im Blut und Gewebe von Baumgartner passieren würde, wenn er keinen Schutzanzug tragen würde. "Das kann sehr schnell tödlich enden."

Durchbricht Baumgartner die Schallmauer?

Bei einer Geschwindigkeit von 1.173 km/h und dürfte er die Überschallgeschwindigkeit erreicht haben. Dabei hat Baumgartner seine eigene Druckwelle überholt, was mit einem lauten Knall verbunden ist. Das erste Mal durchbrochen wurde die Schallmauer vom US-Piloten Charles Yeager im Jahr 1947. Er saß dabei allerdings in einem Düsenjäger.

Warum heißt der Sprung auch "Stratos-Sprung"?

Das Projekt trägt den Namen Stratos deshalb, weil Baumgartners Absprung aus der sogenannten Stratosphäre geschah. Stratosphäre wird die Schicht genannt, die unseren Planeten in einer Höhe von 12 bis 50 Kilometern umhüllt. Auch als Ozonschicht bekannt, schützt sie die Erde vor dem kurzwelligen Sonnenlicht. Die anderen Bestandteile der Erdatmosphäre sind die Troposphäre, die Mesosphäre, die Thermosphäre und die Exosphäre.

Wie hängt der Wind mit dem Absprung zusammen?

Beim Start darf die Windgeschwindigkeit maximal drei km/h betragen, damit die äußerst dünne Hülle des Ballons nicht beschädigt wird. Mit einer Stärke von 0,002 Zentimeter ist das Material zehnmal dünner als das eines gewöhnlichen Plastiksackerls.

Was für einen Anzug trug Baumgartner?

Der Salzburger steckte in einem speziellen Druckanzug, der ihn vor Temperaturen von minus 70 Grad schützt und dessen Außenseite aus feuerfestem Material hergestellt ist. Der Anzug schützt vor der geringen Luftdichte in über 19 Kilometern Höhe – ansonsten würde das Wasser in seinem Körper verdampfen. Weiters verfügt der Anzug auch über Sauerstoffvorräte für den Notfall und einen GPS-Sender zur Standortbestimmung auf der Erde.

Wie groß ist der Ballon?

Der Heliumballon hat das 1.315 Kilogramm schwere Modul an einem 50 Meter langen Seil binnen ungefähr drei Stunden auf über 36.000 Meter Höhe zu ziehen. Die Kapsel ermöglichte Baumgartner eine natürliche Atmung. 38.000 Kubikemter Helium nimmt der Ballon auf. Der Ballon ist hauchdünn und hat eine Dicke von nur 0,02 mm.

Was kostet der Ballon?

Für Kapsel, Ballon und Anzug gab das Team 35 Mio. Euro aus.

Wie steuerte der Österreicher den Ballon?

Gar nicht. "Einen Ballon kann man nicht lenken, nur die Höhe kann der Pilot steuern", sagt etwa Experte Andreas Simoner von Mostviertel Ballooning. Die Flugbahn wird also durch den Wind bestimmt.

Saß Baumgartner während des Flugs?

Der Salzburger war während seiner Reise an einem Sitz festgeschnallt, der genau an die Maße seines Raumanzugs angepasst ist. Mittels 89 Knöpfen und Schaltern konnte er alle Abläufe manuell selbst steuern.

Wie verließ Baumgartner die Kapsel?

In der Zielhöhe verließ Baumgartner die Kapsel durch eine 1,5 Zentimeter dicke Luke aus durchsichtigem Acryl, die als Absprungbasis fungierte.

Was passierte mit der Kapsel?

Nach dem Absprung wurde die Kapsel per Fernsteuerung vom Heliumballon gelöst und sank mittels eines Fallschirm-Systems langsam auf die Erde. Durch das GPS-System kann die Kapsel jederzeit geortet werden.

Was, wenn Baumgartner gesundheitliche Probleme bekkommen hätte?

Sogar während des Sprung war Baumgartner unter ständiger medizinischer Beobachtung. Sieben Ärzte hatten sich um sein Wohl gekümmert.

Was hätte dem Springer passieren können?

Das Hauptproblem ist die plötzliche Beschleunigung. Man weiß nicht, wie sich die Überschallgeschwindigkeit von mehr als 1.100 km/h auf den Körper auswirkt. Wenn man in Turbulenzen kommt, kann es einen "zerfetzen", so der Wiener Internist und Fliegerarzt Joachim Huber. Wenn Baumgartner nicht ins Trudeln ("Flat Spin") gerät und der obere Teil des Körpers das Zentrum der Rotation ist, rauscht das Blut schnell zu den Füßen, was eine Ohnmacht zur Folge haben kann. Wenn die Rotation im unteren Teil des Körpers angesiedelt ist, fließt das Blut ganz schnell Richtung Kopf, was einen Zustand zur Folge haben kann, der 'Red Out' genannt wird. Die Auswirkungen reichen von großem Druck im Kopf bis hin zur Augenblutung und Gehirnblutung. Je länger das Trudeln dauert, desto gefährlicher wird es.

Kann der Ballon Luftfahrzeugen ausweichen?

In der Luftfahrt haben Ballonfahrer Vorfahrt, weil sie nicht ausweichen können. Ein Transponder schickt ständig Signale an die Flugüberwachung, zudem sind überall reflektierende Streifen in die Nähte eingearbeitet, damit der Ballon vom Radar leichter erfasst werden kann.

Was für Rekorde brach der Österreicher?

Mit dem Sprung sollten vier Rekorde gebrochen werden: der höchste bemannte Ballonflug, der höchste Fallschirmsprung, das erstmalige Durchbrechen der Schallmauer durch einen Menschen und der längste freie Fall. Baumgartner hat wahrscheinlich drei Rekorde gebrochen. Nur den des längsten freien Falls nicht. Der bleibt bei seinem Kollegen Kittinger.

Hat er den Sprung schon einmal getestet?

Im März gelang der erste Testsprung erfolgreich aus rund 21,8 Kilometern, im Juli erfolgte der zweite Sprung aus rund 30 Kilometern. Ein zentrales Ziel der Mission "Red Bull Stratos" ist es, wichtige Daten für die Wissenschaft zu sammeln. Sie sollen in Zukunft die Sicherheit in der Raumfahrt erhöhen.

Was für Daten bringt das Projekt?

Nach Baumgartners Stratosphären-Sprung werden Aufzeichnungsgeräte, die an seiner Brust platziert sind, die neuesten Daten liefern. Das ist besonders interessant, da der Salzburger bei dem Sprung aus 38 Kilometern Höhe die Schallmauer durchbrochen hat. "Wir haben nur Daten von Menschen, die in einem Flugzeug die Schallmauer durchbrochen haben", sagte Clark. Es gehe auch darum, was künftig Druckanzüge für den menschlichen Fortschritt leisten können. Die Daten sollen in Zukunft die Sicherheit in der Raumfahrt erhöhen.

Wie werden die Daten aufgezeichnet?

Ein spezieller Tragegurt, ähnlich einem Pulsgürtel, der um Brust und Schulter geht, zeichnete Baumgartners körperlichen Zustand auf. An den Daten durch den Aufzeichnungsgurt ist besonders die NASA interessiert, weil sie mit älteren Systemen arbeiten. Auch die vier an Baumgartners Körper platzierten GPS-Geräte wurden beim Sprung  erst das fünfte Mal verwendet.

Welche Gefahren birgt die Ballonfahrt in die Stratosphäre?

Explosionsgefahr droht bei so einem Sprung keine, weil Helium nicht brennbar ist. Tritt aber nach dem Start unterhalb von 300 Metern ein Problem auf, hätte Baumgartner keinen Notausstieg machen können, weil sich der Fallschirm noch nicht öffnen hätte können. Die größte Gefahr sah Ballon-Experte Simoner beim Aufstieg durch die Troposphäre in 10.000 Meter Höhe, wo im Jetstream starke Winde üblich sind. "In dieser Phase ist der Ballon noch unstabil und unförmig, wie eine Qualle." Turbulenzen könnten den Ballon zerreißen.

Worauf musste Baumgartner beim Essen achten?

Blähendes Essen, etwa Rohkost oder Körner, kann beim Sprung tödlich sein. "In der Stratosphäre herrschen völlig andere Druckverhältnisse. Es würde ihn definitiv zerreißen“, sagt der Salzburger Sportwissenschaftler Michael Mayrhofer. Zwei bis drei Tage vor dem Sprung wird die Ernährung umgestellt – wenig Gemüse, dafür mehr gedünstetes Fleisch und Kartoffeln. In der Früh bekommt Baumgartner Grießkoch serviert.

Wieviele Menschen verfolgten den Sprung?

Bis zu drei Milliarden TV-Geräte waren bei der Übertragung des Sprungs eingeschalten. Gut 200 Sender und Netzwerke übertrugen live. Über 1 Milliarde Internetanschlüsse hatten eine Verbindung zum Online-Stream.

Wie teuer ist das Projekt?

50 Millionen Euro betragen die Kosten des Projekts. Aufwand für das Team: rund 15 Mio. Euro. Für Kapsel, Ballon, Anzug: rund 35 Mio. Euro.

Gab es schon einemal einen ähnlichen Versuch?

Es gab den Rekordsprung von Joe Kittinger im Jahr 1960 aus einer Höhe von 31 Kilometern. Kittingers Handschuh war gerissen und seine Hand schwoll auf das dreifache an. Nach vier Stunden nach der Landung ging die Schwellung wieder zurück.