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Frau nach Aufforderung zum Suizid verurteilt

Weil sie ihren Freund dazu getrieben hat, sich das Leben zu nehmen, ist eine 20-Jährige schuldig gesprochen worden.

Heute Redaktion
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"Ich dachte, du wolltest es tun. Jetzt ist die Zeit dafür und du bist bereit. Du musst es nur machen." Dutzende solcher SMS schrieb eine 17-Jährige ihrem damaligen Freund. Er machte ernst und nahm sich das Leben. Nun wurde die junge Frau verurteilt.

Der Schuldspruch wurde am Freitag von einem Gericht in Taunton im Bundesstaat Massachusetts verkündet. Das Strafmaß für die 20-jährige Michelle Carter soll am 3. August bekanntgegeben werden. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Hunderte SMS geschrieben

Der 18-jährige Conrad Roy war im Juli 2014 auf einem Parkplatz tot in seinem Auto gefunden worden. Er starb an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Wie das Gericht während des Prozesses erfuhr, schrieben sich Carter und ihr Freund hunderte SMS. Carter drängte mit ihren Botschaften den jungen Mann dazu, seine Suizidpläne in die Tat umzusetzen, diese vor seinen Eltern geheimzuhalten, seine Mutter anzulügen und einen abgeschiedenen Parkplatz auszuwählen.

Die Entscheidung des Gerichts in Taunton südlich von Boston dürfte Signalwirkung haben. Rechtsexperten hatten argumentiert, Carter möge ihren Freund zwar motiviert haben, sich das Leben zu nehmen, es sei aber fraglich, ob dies für eine Verurteilung unter dem Straftatbestand der fahrlässigen Tötung ausreiche. Im Gegensatz zu anderen US-Bundesstaaten gibt es in Massachusetts kein Gesetz gegen eine Aufforderung zum Suizid.

Wie stark war die Beziehung?

Die Verteidigung hatte argumentiert, dass Roy bereits "seit Jahren" suizidgefährdet gewesen sei. Die Verteidiger versuchten auch, Carters Rolle in dem Fall als gering darzustellen. Das Paar habe eine "SMS-Beziehung" geführt, sich aber persönlich nur wenige Male getroffen.

Weil Carter zum Zeitpunkt des Vorfalls noch minderjährig war, fand der Prozess vor einem Jugendgericht statt. Die inzwischen 20-Jährige brach bei Verkündung des Urteils in Tränen aus.

(fal/dapd/afp)