Welt

Frau trinkt sieben Liter Wasser und vergiftet sich

Eine neue Auswertung zu Vergiftungsfällen zeigt: Neben Überdosen mit Medikamenten behandelten Ärzte auch kuriose Vergiftungen.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

In der aktuellen Ausgabe der Schweizer "Ärztezeitung" gibt es eine neue Detailauswertung zu Vergiftungsfällen mit Zahlen aus dem Jahr 2017. Demnach gab es 246 schwere bis tödliche Vergiftungen.

Die meisten dieser Fälle wurden durch Medikamente verursacht, gefolgt von Alkohol, Drogen und Haushaltsprodukten wie Bleiche oder Hygienereiniger. 64 Prozent aller Fälle waren auf suizidale Absichten zurückzuführen. Es kam aber auch zu unbeabsichtigten Vorfällen: Beispielsweise verwechselte ein Mann Herbstzeitlose mit Bärlauch, woraufhin es zu Durchfall und einer Schädigung der Leber und des Knochenmarks kam.

Natriummangel führt zu Krämpfen

Ins Auge springt in der Auswertung ein kurioser Fall: Eine Frau litt unter schweren Vergiftungserscheinungen, nachdem sie in kurzer Zeit sieben Liter Wasser getrunken hatte. Sie erlitt laut dem Bericht eine "schwere Hyponatriämie mit rezidivierenden ­generalisierten epileptischen Anfällen". Das heißt: Die Natriumkonzentration im Blut war zu niedrig, sodass es zu wiederkehrenden Krämpfen kam, ausgelöst durch Funktionsstörungen der Nervenzellen im Gehirn.

"Nicht das Wasser an sich ist das Gefährliche, sondern die Verdünnung des Bluts, die durch die Aufnahme von viel Wasser verursacht wird", sagt Hugo Kupferschmidt von Tox Info Suisse. Details zum konkreten Fall sind ihm keine bekannt. Der Körper sei aber grundsätzlich darauf angewiesen, dass sich die Salzkonzentrationen im Körper in einem engen Bereich befänden. Wenn man innerhalb kurzer Zeit zu viel Wasser trinke, dann könne es zu einer sogenannten Hyponatriämie kommen, einer zu geringen Natriumkonzentration im Blut.

"Gehirn kann geschädigt werden"

"Nervenzellen brauchen Natrium, um Signale übertragen zu können", so Kupferschmidt. "Wenn das nicht mehr richtig funktioniert, kann das Gehirn geschädigt werden." Außerdem könne es – wie auch in diesem Fall – zu epileptischen Anfällen kommen. "Die Krämpfe kann man medikamentös unterbrechen, dadurch ist das Grundproblem aber noch nicht gelöst." Man müsse möglichst schnell mit dem Trinken aufhören und die körpereigene Wasserausscheidung erhöhen. Letzteres könne durch die Verabreichung von Diuretika erreicht werden. Diese Medikamente führten dazu, dass die Niere mehr Harn produziere.

Die Niere reguliert laut Kupferschmidt den Wasserhaushalt auch ohne medikamentösen Eingriff. "Wenn man mehr trinkt, scheidet die Niere auch mehr Wasser aus. Wenn man innerhalb zwei Tagen sieben Liter Wasser trinkt, dann ist das noch kein Problem." Es gebe aber in beide Richtungen Grenzen, deshalb solle man auch mindestens einen Liter Wasser pro Tag trinken.

Tödliche Folgen

Im schlimmsten Fall nehmen Wasservergiftungen ein tödliches Ende: Im Jahr 2007 starb eine junge Frau bei einem Wasser-Trinkwettbewerb, bei dem es eine Spielkonsole zu gewinnen gab. Die 28-Jährige trank 6,5 Liter Wasser und starb einige Stunden nach dem Wettbewerb.