Wirtschaft

Marillen-Ernte "droht ein bundesweiter Totalausfall"

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Klirrender Frost und starke Winde sorgen bei Österreichs Obstbauern aktuell für schlaflose Nächte. Die Aussichten sind düster, vor allem bei Kirschen und Marillen drohen massive Ausfälle.

Während die Corona-Pandemie ganz Österreich in Atem hält, bahnt sich an anderer Front für die heimischen Obstbauern eine Katastrophe an. Eine Wetterverschiebung brachte nach Frühlingsgefühlen in der vergangenen Woche nun einen Temperatursturz. In der Nacht wurden vom Donauraum bis in die Steiermark um die minus 5 Grad registriert – viel zu kalt für die bereits blühenden Obstbäume.

Eisiger Nordwind macht zudem die üblichen Gegenmaßnahmen wirkungslos. "Wir sind jetzt zum Zuschauen gezwungen", klagt Apfelbauer Rupert Gsöls aus Feldbach (Südoststeiermark) gegenüber der "Kleinen Zeitung". "Er bläst viel zu stark, so ist einerseits das Heizen mit Kerzen oder Mini-Öfen sinnlos, andererseits wirkt auch die Frostberegnung nicht." Auch in Deutschland müssen die Obstbauern derzeit alle Register ziehen, um die empfindlichen Blüten zu schützen, wie das Video oben zeigt.

"Es hat 75 Prozent der Blüten erwischt"

Die steirischen Apfelanlagen dürften zumindest laut Ersteinschätzung der Landwirtschaftskammer die frostige Nacht auf Montag halbwegs gut überstanden haben, da die Blüten noch nicht geöffnet waren.

Anders sieht es aber laut Gsöls beim Steinobst aus, in Niederösterreich stehen etwa Marillen, Zwetschken und Pfirsiche großteils schon in voller Blüte. "Vor allem bei der Marille droht ein bundesweiter Totalausfall, weil auch die Wachau stark vom Frost betroffen ist", schildert der Erwerbsobstbauern-Obmann.

Auch beim Obsthof Singer in Hartl (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) sieht die Bilanz der ersten Frostnacht nicht gut aus. "Bei den frühen Marillensorten hat es 75 Prozent der Blüten erwischt, bei den späten 30 Prozent", wird Josef Singer von der "Kleinen Zeitung" zitiert. "Bei Äpfel und Birnen kann man noch nichts sagen, nur eines sieht man schon: die Kirschen hat es am schlimmsten erwischt."

Weitere Frostnächte

Noch ist die Bedrohung für die Ernten der österreichischen Obstbauern nicht ausgestanden. Für die Nacht auf Mittwoch werden erneut frostige Temperaturen zwischen -8 und -5 Grad in mittleren Lagen prognostiziert. Ab Donnerstag steigen die Tiefstwerte langsam wieder, der Nullpunkt wird aber erst in der Nacht auf Freitag nicht mehr unterschritten.

Singer zeigt sich aber vorsichtig optimistisch: "Oft hat die Natur gezeigt, dass sie doch noch einiges aufholen kann. Darauf hoffen wir."