Niederösterreich

Für all diese Berufe soll eine Impfpflicht kommen

Die verschärften Maßnahmen werden von der NÖ Ärztekammer begrüßt, gehen aber zu wenig weit. Eine Impfpflicht für diverse Berufsgruppen wird gefordert.

Tanja Horaczek
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Die Impfpflicht für Pädagogen wird derzeit diskutiert.
Die Impfpflicht für Pädagogen wird derzeit diskutiert.
picturedesk.com

Die Ärztekammer für Niederösterreich befürchtet, dass sie von der Regierung ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen werden. Gerrit Loibl, Vizepräsident der Ärztekammer für Niederösterreich, betont, dass es konsequentere Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens brauche. Er fordert eine Impfpflicht nicht nur für Gesundheitsberufe, sondern für alle Berufsgruppen, die in einem engen Kontakt mit Menschen stehen.

Impfung für Leute die viele Sozialkontakte haben 

Dazu zählen neben den Gesundheitsberufen Pädagogen, Therapeuten, Polizisten, Sozialarbeiter, Elementarpädagogen und anderen Betreuungseinrichtungen (vor allem die vielen Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche in NÖ).

"Um angesichts der Verfügbarkeit von gut wirksamen Vakzinen unnötige schwere Erkrankungen und damit die Überlastung unseres Gesundheitssystems zu verhindern, müssen vor allem Menschen, die regelmäßig viele Sozialkontakte haben, geimpft sein um sich selbst (geringere Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung, viel geringere Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung) und andere zu schützen", betont Loibl gegenüber "Heute".

Impfpflicht nur für Neue?

Für ihn fallen Lehrer jedenfalls in diese Gruppe, bei Pädagogen im Allgemeinen hängt es natürlich von dem Umfeld ab, in dem sie sich beruflich bewegen. Auf die Frage, ob es eine Impfpflicht nur für frisch angestellte Mitarbeiter geben soll sagt der Vizepräsident: "Medizinisch – epidemiologisch macht es für das Virus keinen Unterschied, ob jemand neu in einem Beruf beginnt oder schon Jahrzehnte unterrichtet."

Für ihn ist wichtig, dass jeder egal ob Patient, Klient, Schüler oder Kindergartenkind darauf vertrauen kann, dass jede Möglichkeit ergriffen wurde um die Wahrscheinlichkeit einer Virusübertragung zu minimieren. Claudia Andre, Vorsitzende vom Zentralausschuss der Landeslehrer, kann dazu nur sagen: "86 Prozent unserer Pädagogen an den Pflichtschulen sind bereits geimpft. Und das ist schon eine extrem hohe Rate. Von einer Impfpflicht halte ich nicht viel - hier muss man die Forderung auch zu Ende denken."

Damit meint sie, dass wenn von den 14.000 Lehrkörpern nur drei Prozent wegen so einer Maßnahme kündigen, wäre es eine Tragödie. "Wir sind mit dem Personal sehr eng besetzt", so Andre. Sie würde es eine weitere Freiwilligkeit bei der Impfung vorziehen.

Impfung als Voraussetzung für Einstellung

Auch in anderen Einrichtungen gibt es bereits eine hohe Impfquote. Im Mutter-Kind-Haus der Caritas in St. Pölten ist ein Großteil der Mitarbeiter geimpft. "Bei uns in der Caritas der Diözese St. Pölten ist daher eine Impfung bereits seit 1. September 2021 Voraussetzung für eine Anstellung – in allen Bereichen, nicht nur in der Pflege. Wir begrüßen, dass die Entscheidung über die Impfung als Berufsvoraussetzung nun bundesweit verankert wird. Damit ist eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise sichergestellt", teilt ein Sprecher mit.

Im SOS-Kinderdorf in Hinterbrühl sind die meisten Mitarbeiter bereits geimpft.
Im SOS-Kinderdorf in Hinterbrühl sind die meisten Mitarbeiter bereits geimpft.
SOS-Kinderdorf/Hannah Mayr

Keine Unterschiede bei den Berufen

Auch im SOS-Kinderdorf in Hinterbrühl sind zahlreiche Mitarbeiter geimpft. "Es gibt hier keine Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen - bei uns wird jeder gleich behandelt. Aber zum Glück ist die Impfquote mit 80 Prozent sehr hoch", sagt Jakob Kramar-Schmid. Seit Oktober gibt es die 3G-Regel im SOS-Kinderdorf, es gelten aber nur PCR-Tests. Diese sind 48 Stunden gültig.

Ungeimpfte sollen auf Covid-Station arbeiten

Zur Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich und dem Argument der sich weiter verschärfenden Personalsituation, hat Vizepräsident Loibl eine klare Meinung: "Dem kann zumindest in Krankenhäusern und Pflegeheimen einfach entgegengewirkt werden, indem ungeimpftes Personal bis auf Weiteres ausschließlich auf Covid-Stationen eingesetzt wird, weil dort logischerweise keinerlei Infektionsrisiko mehr für Patienten besteht.“ Wie die Umsetzung der Impfpflicht im Gesundheits- und Pflegebereich konkret ausschauen soll und ab wann sie gilt, ist allerdings noch offen.