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Fukushima-Desaster war laut Bericht vermeidbar

Heute Redaktion
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Bild: Yuriko Nakao / Reuters

Ein Ausschuss des japanischen Parlaments kam nun zum Schluss, dass die Atom-Katastrophe in Fukushima zu vermeiden gewesen wäre. Seit Donnerstag wird in Japan wieder Atomstrom produziert - zum Ärger vieler Japaner.



Die Nuklear-Ruine in Fukushima wird Japan so schnell nicht mehr los. Erst vor kurzem wurden in einem Pannen-Reaktor eine Rekord-Höhe an Strahlung gemessen. Im Parlament des Landes beschäftigte sich ein Untersuchungsausschuss mit dem Desaster - und kam nun zu einem deutlichen Schluss.

In dem am Donnerstag vorgelegten offiziellen Bericht heißt es, die Katastrophe sei zwar vom Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 ausgelöst worden. Dennoch könne "der folgende Unfall im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi (...) nicht als ein Naturdesaster angesehen werden. Es war ein schwerwiegendes Desaster von Menschenhand", wurde im Dokument festgehalten.

Der Unfall sei vorhersehbar und vermeidbar gewesen. Die Auswirkungen hätten zudem durch effektivere Maßnahmen verringert werden können. In dem AKW war es zu einer dreifachen Kernschmelze gekommen, Zehntausende Menschen mussten fliehen und ihre Häuser sowie ihr Hab und Gut zurücklassen.

Japan produziert wieder Atomstrom
Ein ständiges Aus des Atomstroms scheint aber nicht in Sicht. Denn fast zeitgleich mit der Veröffentlichung des Parlamentsberichts wurde der erste Reaktor nach der Fukushima-Katastrophe wieder in Betrieb genommen. Es handelte sich um den Reaktor 3 im Atomkraftwerk Oi. Damit produziert japan erstmals seit 15 Monaten wieder Atomstrom. Gegen diese Entscheidung der Regierung war es zu für Japan beispiellosen Anti-Atom-Demonstrationen gekommen. Kurz vor dem Wiederanfahren des Reaktors im AKW Oi gingen mehr als 150.000 Menschen in der Hauptstadt Tokio auf die Straße.

Die umliegenden Gemeinden und Provinzregierungen lehnten aus Sorge um die Sicherheit der Meiler ein Wiederanfahren der Reaktoren zunächst ab. Doch drohender Strommangel stimmte die Körperschafften wieder um. Die Atomindustrie und die Zentralregierung warnte vor drohenden Stromausfällen in der Industrieregion Osaka. Regierungschef Noda entschied daraufhin, die Reaktoren 3 und 4 im Kraftwerk Oi nach Sicherheitsüberprüfungen wieder anzufahren.

Erdbebensicher? Bevölkerung und Kritiker skeptisch
Kritiker warnen jedoch vor der Gefahr erneuter schwerer Erdbeben. Zudem seien die Ruinen des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi bis heute nicht unter Kontrolle. Die Regierung sei in der Lage, eine nochmalige Katastrophe wie in Fukushima zu verhindern, versicherte indes Regierungschef Noda. Kritiker bezweifeln das jedoch. Auch in der Bevölkerung wächst der Widerstand gegen die Atomkraft.