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"Geh nie in einen Pool in Las Vegas!"

Als Experte für biologische und chemische Kriegsführung kennt sich Dan Kaszeta mit unschönen Substanzen aus. Entsprechend sollte man seine Empfehlung wohl besser ernst nehmen.

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In der Wüstenstadt Las Vegas zählen nicht nur die zahlreichen Casinos zu den absoluten Highlights.
In der Wüstenstadt Las Vegas zählen nicht nur die zahlreichen Casinos zu den absoluten Highlights.
apa/picturedesk.com

In Las Vegas ist es so heiß, dass Partys direkt im Pool stattfinden. Viele von ihnen wie die Rehab Pool Party im Hard Rock Hotel sind legendär. Doch das Mitfeiern sollte man sich auch in Post-Corona-Zeiten gut überlegen oder sogar ganz von der Bucketlist streichen – zumindest, wenn man der Warnung von Dan Kaszeta Folge leisten möchte.

Der US-Army-Veteran und Experte für biologische und chemische Kriegsführung riet seinen Followern auf Twitter nämlich: "Geh nie in einen Pool in Las Vegas! Berühr nicht einmal das Wasser!" Das Echo war entsprechend groß. Und so folgte die Begründung für die deutlichen Worte, die zurück in die 1990er-Jahre führten.

Überraschendes Analyse-Ergebnis

Damals sei er für das Weiße Haus im Bereich chemischer, biologischer, radiologischer und nuklearer Verteidigung tätig gewesen, als er von einer anderen Bundesbehörde gebeten wurde, sie mit einem Labor in Kontakt zu bringen, das einige Proben analysieren könnte und darüber erst einmal Stillschweigen zu bewahren. Er habe getan wie ihm geheißen.

Bei einer von diesen handelte es sich um die verdächtige Substanz, die es zu untersuchen galt, bei den anderen um sogenannte Kontrollproben. Welche was enthielt, hätten weder die Labormitarbeiter noch er zunächst gewusst, erklärt Kaszeta in seinen Tweets. Umso grösser sei die Überraschung nach der Auswertung gewesen.

Während sich die verdächtige Substanz schlussendlich als so etwas Harmloses "wie Glycerin" entpuppt hätte, so der Experte, hätte sich eine der Kontrollproben als doch nicht so unproblematisch wie angenommen erwiesen.

Potpourri von Krankheiten

"Die Probe, die eines der besten Labors des Landes so alarmiert hat, war, ähm, die Kontrollprobe aus dem Poolwasser eines großen Hotels." Und die hätte es im wahrsten Sinne des Wortes in sich gehabt, führt Kaszeta weiter aus. "Laut den Forschern wäre es einfacher, zu sagen, was nicht darin enthalten war."

Die Liste der nicht erwarteten Inhaltsstoffe war lang: So enthielt die besagte Probe die gegen Chlor resistenten Darmparasiten der Art Giardia lamblia und Cryptosporidium. Letztere kann zu gefährlichen und über mehrere Wochen andauernden Durchfällen führen. Zudem seien Spuren von Urin und Fäkalien nachgewiesen worden, genauso wie Kotrückstände von Menschen und Tieren sowie Spuren von Kokain, Ketamin und anderen Opiaten.

Besorgt zeigt sich Kaszeta auch über den Fund von Campylobacter (siehe Box) und Adenoviren. Letztere sind hoch ansteckend, widerstandsfähig und können eine Vielzahl von Erkrankungen auslösen – unter anderem der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes oder der Augenbindehaut und Hornhaut. Weitere Proben von anderen Hotelpools in der Wüstenstadt enthielten eine ähnliche Mischung, so der Fachmann.

"Anderes Jahr, gleicher Mist"

Auch Proben in späteren Jahren hätten zu keinem anderen Ergebnis geführt, so Kaszeta weiter. "Es war ein anderes Jahr, aber der gleiche Mist." Das bestätigen auch wissenschaftliche Studien wie die vom amerikanischen National Center for Biotechnology Information. Demnach spielen Schwimmbecken bei der Übertragung von derartigen Erregern eine grosse Rolle.

Im Juli 2019 äußerten sich auch die Centers for Disease Control zum Thema. Die Verantwortlichen zeigten sich alarmiert, nachdem zwischen 2009 und 2019 insgesamt 444 Ausbrüche von Kryptosporidiose in 40 Bundesstaaten und Puerto Rico gemeldet wurden, in deren Folge 7465 Menschen erkrankten. 287 hätten hospitalisiert werden müssen. Eine Person starb. Für mehr als ein Drittel der Ausbrüche (156 Fälle) waren Schwimmbäder, Privatpools, Kinderplanschbecken und Wasserspielplätze verantwortlich.