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Geldsorgen steigen - Bricht Formel 1 mit Tradition?

Heute Redaktion
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Die Formel-1-Teams pfeifen finanziell aus den letzten Löchern. Die Regelumstellung 2014 wird die angeschlagenen Rennställe vor eine weitere schwierige Aufgabe stellen. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sowie Ex-Weltmeister Mario Andretti fordern deshalb, dass Kundenteams erlaubt werden sollten.

2014 feiern die Turbo-Motoren ihr Comeback. Zwar werden die neuen Aggregate bei annähernd gleichbleibender Leistung, weniger Sprit verbrauchen, die Entwicklungskosten sind aber enorm. Das bekommen vor allem die kleinen Teams zu spüren, die ihre Motoren von den Werksteams kaufen. Größter Preistreiber ist Renault. Eine Motorenpalette für eine komplette Saison kostet bei den Franzosen künftig statt sechs Millionen Euro satte 17 Millionen. Weiters verursachen die künftig wieder erlaubten Testfahrten während der Saison zusätzlich bis zu zehn Millionen Euro.

Außer für Red Bull, Ferrari und Mercedes sind die steigenden Kosten für alle anderen Teams nur schwer zu verkraften. Die kleinen Teams scheitern seit Jahren mit ihrer Idee der Budgetobergrenze am Widerstand der Werksteams. Für diese gibt es eine andere Lösung: Kundenteams. Dabei soll einem Rennstall die Möglichkeit eingeräumt werden, einen kompletten Rennboliden zu erwerben. Die Befürworter argumentieren, dass dadurch der Wettbewerb im Rennen attraktiver und die Zahl der Teilnehmer steigen werde.

Andretti: "Würde der Formel 1 einen ganz neuen Reiz verleihen"

Dazu zählt auch der Weltmeister von 1978, Mario Andretti. "Darüber habe ich auch schon mit Bernie Ecclestone gesprochen. Dieses System würde Hersteller wie Ferrari und Mercedes finanziell entlasten und andere Teams einladen, Teil der Formel 1 zu werden, auch wenn sie keine eigene Rennwagenfabrik besitzen", erklärte der US-Amerikaner. "Ich finde die Vorstellung interessant, dass ein blauer Ferrari einen roten Ferrari überholt; dass das Kundenteam einen besseren Job macht als der Hersteller. Diese Konstellation würde der Formel 1 einen ganz neuen Reiz verleihen."

Die fahrerische Leistung wäre mit Kundenteams sicherlich entscheidender. Traditionalisten wie Rennstallbesitzer Sir Frank Williams sind ein Gegner dieser Regel. Für sie war es schon immer ein Wettbewerb der Fahrer und der Ingenieure, welche mit der Konstrukteurs-WM sogar eine eigene Wertung besitzen. Vor allem Red Bull will aber mit der Tradition brechen. Kurzzeitig (2006-2008) waren Kundenteams erlaubt, was der österreichische Rennstall nutzte, um Toro Rosso zu beliefern.

Sechs Hersteller und sechs Kunden?

"Wir haben zwar von 2006 bis 2008 keine identischen Autos eingesetzt, weil wir stets einen anderen Motor (Red Bull fuhr mit Renault, wir mit Ferrari) verwendeten, nichtsdestotrotz erhielten wir von Red Bull Zeichnungen, Teile und vieles mehr", erinnerte sich Franz Tost im "Motorsport Magazin".

Toro Rosso sparte dadurch die Kosten für den Windkanal, ein Entwicklungsteam und vieles mehr. "Für mich war das damals ein Modell der Zukunft und wenn jetzt über Kostensparen geredet wird, dann bin ich immer noch der Meinung, dass es die perfekte Lösung wäre, wenn es sechs Werks- und sechs Customer-Teams gäbe", findet der Toro-Rosso-Teamchef.

MM